Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt
angespannt, verschlossen (introvertiert) und hinterhältig zu sein oder sogar zu lügen. Jene Testpersonen, deren Hände sichtbar gewesen waren, wurden als extrovertierter und umgänglicher wahrgenommen und niemandem in dieser Vergleichsgruppe wurde unterstellt, die Unwahrheit zu sagen. Kein wissenschaftlich besonders fundiertes Experiment, aber dennoch sehr aufschlussreich.
Bei Umfragen unter Geschworenen fällt auf, dass sie es ganz und gar nicht mögen, wenn sich die Anwälte hinter dem Rednerpult verstecken. Die Geschworenen wollen ihre Hände sehen, damit sie die vorgebrachten Argumente und Standpunkte besser bewerten können. Geschworene mögen es übrigens auch nicht, wenn Zeugen ihre Hände verbergen; sie nehmen dieses Verhalten als negativ wahr und vermuten, dass der Zeuge etwas verschweigt oder nicht die Wahrheit sagt. Diese Verhaltensweisen müssen zwar nicht per se eine vorsätzliche Täuschung anzeigen; aber die Wahrnehmung der Geschworenen ist durchaus ernst zu nehmen. Nicht nur für den Ausgang eines Prozesses, sondern auch, weil sie uns daran erinnert, dass man es grundsätzlich vermeiden sollte, seine Hände zu verbergen.
Die Macht des Handschlags
Ein Händeschütteln ist normalerweise der erste - und möglicherweise einzige - Körperkontakt, den wir mit anderen Personen haben. Dauer und Intensität der Begrüßungsgeste beeinflussen
wesentlich, wie wir auf jemanden wirken, dem wir die Hand geben. Jeder von uns erinnert sich sicher an den einen oder anderen Zeitgenossen, dem wir die Hand reichten und der daraufhin ein merkwürdiges Gefühl bei uns hinterließ - oder vielleicht erschien uns sogar die gesamte Situation in einem etwas seltsamen Licht. Unterschätzen Sie also nicht den Einfluss des Handschlags auf den Gesamteindruck eines Menschen. Er spielt eine enorm wichtige Rolle.
Überall auf der Welt ist es üblich, die Hände zu benutzen, um andere zu begrüßen, obwohl es kulturspezifische Unterschiede gibt - also wie lang oder fest beispielsweise ein Händedruck sein sollte. Als ich nach Utah zog, um an der Brigham Young Universität zu studieren, zeigten mir meine Mitstudenten den sogenannten »Mormonen-Handschlag«. Dabei handelt es sich um ein sehr langes und festes Händeschütteln, das nicht nur ausgiebig von Universitätsstudenten praktiziert wird, sondern auch von den Mitgliedern der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage (Mormonen). In meiner Zeit dort bemerkte ich, wie vor allem ausländische Studenten über diesen eher energisch ausgeführten Handschlag staunten, weil in vielen Kulturen, vor allem in Südamerika, dieser eher sachte ausgeführt wird (wie bereits erwähnt, ziehen manche Südamerikaner den Abrazo vor).
Da beim Handschlag zwei Menschen normalerweise zum ersten Mal in Körperkontakt miteinander treten, kann dies ein entscheidender Augenblick in ihrer Beziehung sein. Für manche ist der Handschlag nicht nur eine Form der Begrüßung, sondern auch eine Möglichkeit, dem Gegenüber zu verstehen zu geben, dass sie in der Situation im wahrsten Sinne des Wortes die Überhand haben. In den 1980er-Jahren wurde viel darüber geschrieben, wie man den Handschlag einsetzen kann, um Kontrolle und Dominanz auszuüben - etwa indem man die Hand des anderen in diese oder jene Richtung lenkt und immer darauf achtet, dass die eigene Hand oben liegt. Was für eine Energieverschwendung!
Der Handschlag ist kein Wettbewerb im Armdrücken, mit dem man seine Überlegenheit zum Ausdruck bringt. Vielmehr sollte man versuchen, beim Gegenüber einen positiven Eindruck zu hinterlassen. Wenn Sie schon das Bedürfnis haben, Dominanz zu demonstrieren, dann bitte nicht auf diese Weise. Es gibt andere, weitaus wirkungsvollere und subtilere Methoden, um dieses Ziel zu erreichen. Beispielsweise die Unterschreitung der Individualdistanz oder anhaltender Augenkontakt.
Ich habe schon mehrfach Menschen die Hand geben müssen, die versuchten, durch Händeschütteln ihre Macht zu demonstrieren. Solche Begegnungen haben bei mir stets einen negativen Eindruck hinterlassen, allerdings ohne dass sich die gewünschten Unterlegenheitsgefühle eingestellt hätten. Die Folge war höchstens eine gewisse Verärgerung. Es gibt auch Leute, die beim Händeschütteln ihr Gegenüber mit dem Zeigefinger an der inneren (ventralen) Seite des Handgelenks berühren. Falls Ihnen das auch schon passiert sein sollte und Sie sich dabei unwohl fühlten, dann muss Sie das nicht weiter verwundern, denn so geht es den
Weitere Kostenlose Bücher