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Menschenfänger

Menschenfänger

Titel: Menschenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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dass wir alles unternehmen werden, um Ihre Frau zu retten!«
    »Ha! Sie und Ihre lächerlichen Methoden! Was können Sie schon tun – Sie dürfen doch nichts! Lassen Sie mich zu ihm! Ich garantiere Ihnen, dass er mir ganz schnell sagen wird, wo er meine Frau versteckt hat!«
    Drohend schwang er die eindrucksvolle Faust.
    »Wir können Sie auch vorübergehend in einer Zelle unterbringen – bis von Ihnen keine Gefahr mehr ausgeht. Entweder Sie verhalten sich jetzt ruhig, oder wir müssen Ihnen wegen Randalierens zum Selbstschutz und Schutz der Öffentlichkeit ein Zimmer bei uns anbieten. Dann wird der Entführer, falls es nicht Windisch ist, Sie allerdings nicht telefonisch erreichen können. Es ist Ihre Entscheidung!«
    Ihre Blicke maßen sich.
    Dann schüttelte sich Dr. Brusching, fuhr mit den Händen übers Gesicht, strich die derangierte Kleidung wieder glatt, straffte seinen Körper und wandte sich Albrecht Skorubski zu. Nachtigall würdigte er keines Blickes mehr.
     
    Peter Nachtigall atmete tief durch und machte sich an die schwierige Aufgabe, Klaus Windisch Informationen zu Paula Brusching zu entlocken.
     
    »Sie haben mir gar nicht erzählt, dass Sie noch eine Frau mitgenommen haben!«
    Ein listiger Ausdruck stahl sich in Windischs Augen, und ein wölfisches Grinsen zuckte um seine Lippen.
    »Sie meinen diese Paula Brusching.«
    »Ja, genau.«
    Schweigen verdichtete sich zwischen ihnen zu einer Wand.
    Klaus Windisch wich dem Blick Nachtigalls aus und starrte auf seine gefesselten Hände, die entspannt in seinem Schoß lagen. Nachdem Nachtigall eine Weile gewartet hatte, erkannte er, dass Windisch von sich aus nicht ein Wort sagen würde. Der Tatverdächtige wartete darauf, gefragt zu werden. Nun gut, dachte der Hauptkommissar, dann eben auf diese Weise. Schließlich hatten sie keine Zeit zu verlieren, Paula Brusching schwebte in Lebensgefahr.
    »Wo haben Sie diese Frau versteckt?«
    »Keine Ahnung.« Jetzt hatte sein Gesicht trotzige Züge, die Lippen waren fest aufeinander gepresst.
    »Sie ist krank. Sie muss Medikamente einnehmen. Wenn sie die nicht bekommt, wird sie sterben.«
    »Wenn ich sie besuche, stirbt sie auch!«
    Das war wahrscheinlich unbestreitbar, räumte Nachtigall ein. So kam er seinem Ziel nicht einen Schritt näher.
    »Aber Sie werden wieder in Ihre Zelle gebracht. Einen weiteren Besuch bei Paula Brusching wird es nicht geben. Warum also nicht ihr Versteck verraten?«
    »Warum sollte ich?« Windisch hob abwehrend die Hände. »Bin ich doof?«
    »Ihnen bringt doch der Tod dieser Frau nichts mehr!«
    Windisch lehnte sich zurück und warf Nachtigall einen geringschätzigen Blick zu. Doch dann beugte er sich unvermittelt vor und brachte sein Gesicht ganz nah an das des Ermittlers.
    »Was wissen Sie denn schon!«, zischte er bissig. »Aber vielleicht verrate ich es Ihnen ja, wenn ich ab jetzt jeden Sonntag eine Jungfrau zum privaten Vergnügen in meine Zelle geschickt bekomme!«
    Dann lachte er schallend über seinen Witz und Nachtigalls zornrotes Gesicht.

48
     
    Sabines elektrisierender Hilferuf wartete auf der Mailbox auf ihn.
    »Peter! Tante Erna ist ins Koma gefallen! Und keiner hier wagt eine Prognose darüber, ob sie wieder aufwachen wird!«
    Er fuhr sofort ins Klinikum und traf an Tante Ernas Bett auf Sabine und Conny.
    Klein und welk lag die alte Dame da – auf dem Rücken, die sonst so schalkhaften Augen geschlossen.
    Sabine weinte und drückte die faltige Hand ihrer Tante fest gegen ihre Wange, Conny behielt derweil den Monitor im Auge. Peter Nachtigall war froh, sie hier zu sehen. Conny hatte eine Bodenhaftung, die ihn immer wieder aufs Neue erdete, wenn er den Boden unter den Füßen verlor oder abzuheben drohte. Liebevoll umarmte und küsste er sie.
    »Ich bin froh, dass du wieder zurück bist«, flüsterte er ihr ins Ohr. Laut fragte er: »Was ist passiert? Gestern ging es ihr doch noch viel besser!«
    »Sie ist im Leberkoma. Ich will euch nichts vormachen – das ist normalerweise das letzte Stadium«, flüsterte sie ihm zu und lehnte sich an seine breite Brust.
    »Aber manche wachen wieder auf?« Sabines Stimme war tränenschwer.
    »Ja, manche wachen wieder auf«, bestätigte Conny und streichelte Sabine über den Kopf.
    »Der Arzt meinte, es sei wichtig, dass einer von uns hier bei ihr ist. Man glaubt, Komapatienten können durchaus wahrnehmen, dass jemand an ihrem Bett sitzt und mit ihnen spricht. Vielleicht verstehen sie sogar, was man ihnen sagt.«
    Peter Nachtigall

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