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Menschenfänger

Menschenfänger

Titel: Menschenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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zu schießen, war nicht möglich. Eine Kindergartengruppe kam auf dem Waldweg auf sie zu. Die Kinder hatten am Badesee Madlow ihre ›Gruselnacht‹ eingeleitet, an einem Lagerfeuer Würstchen und Stockbrot gegrillt. Nun waren sie, ausgerüstet mit Taschenlampen, auf dem Rückweg in die Einrichtung, wo sie die hereinbrechende Nacht mit Gruselgeschichten erwarten wollten. Die Erzieherinnen scharten die kreischenden Kinder um sich und bemühten sich, alle schützend zu umfassen und vom Weg zu ziehen.
    Doch in der Nähe des Spreedamms war Windischs Flucht plötzlich beendet.
    Ein riesiger Hund versperrte ihm den Weg.
    Mit gesträubtem Fell stand er hinter einer leichten Kurve, das Nacken- und Rückenfell gesträubt, die Zähne drohend gebleckt, und knurrte laut. Die Schrecksekunde Windischs reichte Peter Nachtigall, um sich auf den flüchtigen Frauenmörder zu werfen.
    Klickend schlossen sich Handschellen um seine Handgelenke, dann zerrte Nachtigall den Mann wieder auf die Beine. Außer Atem starrten sie sich an.
    Der Besitzer des Hundes zog sein aufgeregtes Tier schnell weiter und verschwand kopfschüttelnd im Wald. Nachtigall glaubte zu hören, wie er im Gehen noch empört »Und für Hunde besteht hier Leinenzwang!« murmelte, ehe er außer Sicht war.
    Verstaubt und noch immer etwas atemlos schob Nachtigall Windisch in einen bereitstehenden Streifenwagen.
    Der Wagen des Gerichtsmediziners stand schon vor dem unbewohnten Haus, und der Hauptkommissar beschloss, ihn bei seiner Arbeit besser nicht zu stören.
     
    Nachtigall rief Michael Wieners Handynummer auf und teilte ihm knapp mit, er habe Windisch verhaftet und käme jetzt ins Büro. Auf dem Weg zum Verhör schaltete er sein Autoradio ein.
    »… Und deshalb kann ich nur noch einmal die dringende Bitte an den Entführer richten: Lassen Sie meine Frau gehen! Ohne dieses Medikament wird Sie sterben!«
    »Shit!«, fluchte er herzhaft. »Hier geht es doch nicht um Franka Lehmann!«
    War etwa noch eine Frau verschwunden?
    Wo zum Teufel war Klaus Windisch gewesen, während er auf ihn gewartet hatte?
     
    Im Büro herrschte hektische Betriebsamkeit.
    Albrecht Skorubski bemühte sich um den cholerischen Unternehmer, der immer mehr aus der Fassung geriet, je später es wurde.
    »Es ist schon nach 21 Uhr! Verstehen Sie, sie hätte jetzt ihre Tablette einnehmen müssen! Jetzt! Und nun kommen Sie mir nicht mit diesem blöden ›eine Stunde mehr oder weniger kann doch nicht entscheidend sein‹. Es ist entscheidend! Der Arzt war in diesem Punkt sehr eindringlich. Tun Sie doch endlich was!«
    Michael Wiener tröstete seine Freundin Marnie, während er gleichzeitig sanft auf Hildegard Clemens einredete, die an seinem Schreibtisch saß und hemmungslos an der Schulter einer burschikosen Frau schluchzte, die Nachtigall noch nie zuvor gesehen hatte.
    So ging das nicht, beschloss Peter Nachtigall und ließ den tobsüchtigen Unternehmer von einem Beamten in den Nebenraum führen. Danach bat er die fremde Frau, mit Hildegard Clemens einen Moment draußen zu warten. Marnie putzte sich derweil die Nase und erbot sich, Kaffee zu kochen.
     
    Peter Nachtigall versammelte sein Team in seinem Büro und schloss die Tür.
    »Was ist denn hier los? Wer war zum Beispiel dieser polternde Mensch bei dir?«
    »Benno Brusching – richtiger, Dr. Benno Brusching. Er leitet ein Unternehmen in der IT-Branche, soweit ich ihn verstanden habe. Seine Frau ist verschwunden, und er ist fest davon überzeugt, dass dafür nur Klaus Windisch als Täter in Frage kommt. Das allein wäre ja schon schlimm genug, aber seine Frau Paula ist nierentransplantiert und muss regelmäßig ein Medikament einnehmen, das die Abstoßung des Spenderorgans verhindert. Nimmt sie es nicht, besteht Lebensgefahr«, erklärte Albrecht Skorubski.
    »Wie regelmäßig?«, Nachtigalls Miene verfinsterte sich.
    »Alle zwölf Stunden, exakt. Schon eine Stunde Verzögerung, behauptet jedenfalls ihr Mann, kann schreckliche Folgen haben.«
    »Wann muss sie die nächste Tablette nehmen?«
    »Hätte sie schon nehmen müssen, vor etwas mehr als einer Stunde.«
    »Das heißt also, der Countdown läuft!«
    »Und was ist bei dir passiert? Du hast ihn also wirklich?«
    »Ja. Aber für Franka Lehmann kam jede Hilfe zu spät. Er hat sie mit Kerzen umstellt und regelrecht aufgebahrt – aber genauso gequält wie die anderen«, berichtete Nachtigall mit dumpfer Stimme. Was für ein Fall! Jeden Tag ein neues Opfer, und nun, wo sie den Täter schon gefasst

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