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Menschenfänger

Menschenfänger

Titel: Menschenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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beizuspringen. Doch zum Glück hatte sich der Hausherr offenbar wieder beruhigt. Benno Brusching ließ den Hauptkommissar auf dem Treppenabsatz stehen, schlug ihm die Tür vor der Nase zu, um sie kurze Zeit später wieder aufzureißen und einen Zettel hinauszureichen. Nachtigall nickte ihm zu und kehrte zu Albrecht Skorubski zurück.
    »Entspann dich, Albrecht. Nimm deine Hand vom Funkgerät. Er hat zwar nicht die besten Umgangsformen, aber immerhin hat er mir hier eine Adresse aufgeschrieben. M. Lukas, Beuchstraße 13. Das ist im Norden.«
    »Willst du da hinfahren? Wir haben doch den Täter! Was für einen Sinn macht es, das Verhältnis von Benno Brusching zu M. Lukas zu klären?«
    »Wahrscheinlich stimmt es und wir haben den Täter, ja. Nimm es einfach als Ausdruck einer gewissen Pedanterie bei mir. Für einen Hauptkommissar nicht die schrecklichste Unart, oder? Ich will einfach sicher sein, dass ich nichts übersehen habe – und das Schlimmste ist, dass ich genau weiß, dass ich etwas übersehen habe!« Er hieb sich mit der gewaltigen Faust auf den Oberschenkel.
    »Ist ja schon gut. Wir fahren hin. Aber jede Minute, die wir mit sinnlosen Ermittlungen vergeuden, bringt Paula Brusching dem Tod näher. Hast du das auch bedacht?«
    Nachtigall starrte störrisch auf die Straße. Dann meinte er: »In Ordnung. Machen wir es anders. Wir fahren ins Büro zurück, lassen Windisch noch mal kommen. Aber wir bestellen M. Lukas zu uns. So verlieren wir nicht wirklich Zeit und können trotzdem überprüfen, ob Brusching das Verhältnis beendet hatte.«
    Albrecht Skorubski fädelte sich in den laufenden Verkehr ein und grunzte zufrieden.
    »Irgendetwas haben wir übersehen, ich spüre es genau. Irgendetwas ist falsch!«, behauptete Nachtigall halsstarrig, und Albrecht Skorubski stöhnte innerlich auf. Meist hatte sein Freund in der Vergangenheit mit dieser Vorhersage ins Schwarze getroffen.

51
    Paula Brusching lag völlig unbewegt.
    Sie gab sich keinerlei Illusionen darüber hin, was nun passieren würde. Der stinkende Fleck unter ihr war so gut wie getrocknet und es sah nicht so aus, als käme sie so schnell erneut in eine solch peinliche Lage.
    Die Niere stellte ihre Arbeit ein!
    Das merkte sie auch daran, dass die Fesseln, die sich den halben Unterschenkel hinaufwanden, schmerzhaft in ihr Fleisch zu schneiden begannen.
    Ödeme!
    Der Anfang vom Ende.
    Sie spürte brennenden Durst. Ihr Speichel fühlte sich zäh an, und wenn sie schluckte, hatte er einen widerlichen Beigeschmack. In ihrem Kopf hämmerte noch immer dieser hartnäckige Kopfschmerz. In diesem Loch war es so dunkel, stellte sie fest, dass es keinen Unterschied machte, ob sie die Augen geöffnet hielt oder nicht. Aber die Lider waren schwer, und selbst wenn sie die Augen bewusst aufriss, konnte sie ihre Wimpern nicht unter den Brauen auf der Haut kitzeln spüren.
    Das bedeutete, dass die Lider stark angeschwollen sein mussten!
    Im rechten Unterbauch hatte sie ein schmerzhaftes Druckgefühl. Das Transplantat hatte also bereits bemerkt, dass die Medikamente ausgeblieben waren.
    Die Gedanken überschlugen sich, ihr Puls begann zu rasen, sie hatte Mühe, die Kontrolle über ihre Atmung zu behalten. Alle Überlegungen verdichteten sich zu einer unumstößlichen Gewissheit: Ich sterbe!

52
    Klaus Windisch erwartete Nachtigall mit zynischem Grinsen.
    Ruhig zog sich der Hauptkommissar einen Stuhl heran und nahm Platz, wartete schweigend.
    Kurze Zeit später öffnete sich die Tür erneut, und Albrecht Skorubski kam dazu, angelte ebenfalls nach einem Stuhl und setzte sich ohne ein Wort.
    Es dauerte noch mehrere Minuten, dann verdüsterte sich Windischs Miene und er fragte herrisch:
    »Und, was wollt ihr nun von mir? Vor mich hinstarren kann ich auch in meiner Zelle. Dazu brauche ich nicht euch Schießbudenfiguren als Gesellschaft!«
    »Wo ist die Frau?«
    Windisch grinste zufrieden.
    »Das verrate ich nicht. Ich bin doch nicht doof.«
    »Nein, das stimmt. Aber Ihre Situation wird sich nicht verbessern, wenn wir noch eine Tote finden.«
    »Ist egal. Darauf kommt es bei mir nicht mehr an.« Er stützte die Ellbogen auf den Tisch, legte sein Kinn in die Handflächen und setzte hinzu: »Im Gegenteil. Jede Leiche mehr wird meine Lage deutlich verbessern. Dann bin ich der gefürchtete Windisch im Vollzug, und mit mir wird sich keiner anlegen. Die anderen pinkeln dir nicht ans Bein, wenn sie glauben, es war das Letzte in ihrem Leben, was sie tun konnten! Sogar die Vollzugsbeamten

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