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Menschenfänger

Menschenfänger

Titel: Menschenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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begegnen dir mit dem nötigen Respekt. Warum soll ich verraten, wo sie ist?«
    Nun lehnte auch Nachtigall sich auf den Tisch und sah dem Verdächtigen direkt in die Augen.
    »Vielleicht bin ich ein besonders misstrauischer Polizist und glaube gar nicht, dass Sie diese Frau entführt haben?«
    Eine unruhige Bewegung verriet die plötzliche Anspannung Windischs.
    »Ach, ich soll es beweisen, indem ich verrate, wo sie liegt? Nee, nee, nee. Ich kann sie beschreiben. Auch das Haus – obwohl ich da nicht so drauf geachtet habe.«
    »Na gut. Dann los.«
    »Sie ist klein, schwächlich, dunkelhaarig. Immer gepflegt. Ihre Haut ist ganz weich und sie duftet. Das Haus ist eine Villa am Stadtrand mit Garten drumrum. Alles sehr schön angelegt, fast wie ein Park.«
    Er lehnte sich wieder auf seinem Stuhl zurück und sah Nachtigall lauernd an.
    Enttäuscht konstatierte der Hauptkommissar, dass er sich wohl doch geirrt hatte. Windisch verfügte über Detailwissen, das er sonst nicht hätte haben können. Hier, direkt vor ihm saß der Entführer.
    Er erinnerte sich an Emiles Einschätzung, Windisch sei ein machtbesessener Narziss. Gut, dann würde er eben versuchen, ihn dort zu packen.
    »Sie haben ja wirklich eindrucksvoll bewiesen, dass es für Sie überhaupt kein Problem ist, Menschen zu töten«, begann er und versuchte, so etwas wie Bewunderung anklingen zu lassen.
    Zufrieden beobachtete er, wie sich Windischs Gesichtsausdruck veränderte. Er sah fast glücklich aus!
    »Ja. Das kann ich wirklich«, erklärte er dann voller Stolz.
    »Ich frage mich schon die ganze Zeit, ob Sie auch Leben erhalten können? Das ist doch eigentlich noch schwieriger als es auszulöschen, nicht wahr?«
    »Das kann ich selbstverständlich auch. Ich habe im Schuppen im Garten meiner Eltern Ratten und Mäuse gehalten.«
    »Zuchterfolge gehabt?«
    Windisch wand sich ein wenig.
    »Na ja, nicht so direkt. Aber Dressurerfolge!«
    »Aber mit Menschen haben Sie es nie versucht, oder?«
    »Nein, zu kompliziert.«
    »Dann probieren Sie es jetzt. Verraten Sie uns das Versteck von Paula Brusching. Es steht in Ihrer Macht, das zu tun!«, beschwor Nachtigall sein Gegenüber.
    Windischs Miene verdüsterte sich sofort. Er lehnte sich zurück und verschränkte die Hände über der Brust, sein Blick wurde misstrauisch.
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich nicht will!«
    »Sie haben die Frau doch in Ihre Macht gebracht!«
    »Ja. War kein Problem. Ging so was von leicht. Die konnte sich ja überhaupt nicht richtig wehren.«
    »Aha. Und wo ist sie jetzt?«
    Klaus Windisch begann zu lachen und hörte selbst dann nicht auf, als ihm schon die Tränen übers Gesicht liefen.

53
    Dr. Benno Brusching tigerte aufgeregt vor Nachtigalls Schreibtisch auf und ab.
    »Was soll das heißen: Sie kriegen es nicht aus ihm heraus? Ich denke immer, ihr lernt so was auf der Polizeischule. Wie man solche Typen knackt! Wenn Sie das nicht hinkriegen, dann lassen Sie eben jemanden ran, der es kann!« Dabei ließ er die rechte Faust laut in die geöffnete linke Hand klatschen.
    »Genau deshalb habe ich Sie hergebeten.«
    »Na bitte! Das wurde aber auch Zeit. Wo ist der Kerl!«
    »Sie verstehen mich falsch. Ich möchte nicht, dass Sie ihn verprügeln. Ich dachte mir, es wäre ganz nützlich, wenn er dem liebenden Ehemann gegenübersitzt, der ihn inständig bittet, ihm seine Frau zurückzugeben. Gar nichts nützt uns ein tobender Gatte, der versucht, ihn einzuschüchtern oder ihm mit körperlicher Gewalt droht.«
    »Aber wenn ich bitte und flehe, wird er sich als Sieger fühlen!«, protestierte Brusching. »Sie können doch nicht ernsthaft glauben, dass er mir dann das Versteck verrät! Nur der Ängstliche, der Unterlegene gibt sein Geheimnis preis!«
    Peter Nachtigall atmete tief durch. Dann erklärte er mit ruhiger Stimme: »Unser Psychologe würde Sie auf das Gespräch vorbereiten. Es kann aber nur zustande kommen, wenn es nach unseren Regeln läuft. Andernfalls brechen wir ab. Bedenken Sie, dass das der rettende Strohhalm sein könnte!«
    Dr. Benno Brusching schwieg lange, dann nickte er langsam.
    »Gut«, sagte er leise und ließ sich schwer auf einen der Besucherstühle fallen. Nachtigall betrachtete ihn nachdenklich. Benno Brusching wirkte wie ein gebrochener Mann, von Angst und Sorge niedergedrückt, verzweifelt. War das vielleicht nur vorgetäuscht, oder litt er wirklich? Der Hauptkommissar wagte nicht, das zu entscheiden. Mit schweren Schritten folgte Brusching Emile Couvier in ein

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