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Menschenfänger

Menschenfänger

Titel: Menschenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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Emile hier am Tisch haben. Wir brauchen eine Strategie für die Gesprächsführung mit Windisch. So geht es jedenfalls keinen Schritt voran.«
    Der junge Ermittler nickte.
    »Wir fahren mal eben zu Brusching. Sind gleich wieder zurück.«
    »Aha. Und ich habe wieder Schreibtischdienst. Handy hast du mit?«
    Peter Nachtigall klopfte von außen die Jackentaschen ab.
    »Ja. Alles klar.«
     
     
    »Was für einen Hinweis erhoffst du dir eigentlich von dem Besuch bei Brusching?«, fragte Albrecht Skorubski und bog an der Kreuzung in Madlow in Richtung Kiekebusch ab.
    »Ganz genau weiß ich das auch nicht. Ich glaube, am liebsten wäre mir, ich könnte herausfinden, dass sie ihren Mann doch verlassen hat.«
    »Aber Windisch hat doch praktisch zugegeben, dass er die Frau in seiner Gewalt hat«, wandte Skorubski ein.
    »Er redet über ihre Qualen und ihren Tod – aber sonst hält er sich bedeckt. Wo er doch eigentlich gerne von seinen Geschichten erzählt und von der Überwältigung der Frauen. Komisch, oder nicht?«
    »Er hat einfach Angst, dass wir sie noch lebend finden. Er mag keine lebenden Frauen.«
    »Vielleicht hast du recht. Aber irgendein Detail stört mich – ich weiß nur nicht, was. Aber es wird mir schon noch einfallen.«
    »Wie geht es eigentlich deiner Tante?«
    Nachtigall, von dem abrupten Themenwechsel überrascht, schluckte, räusperte sich und erklärte: »Sie liegt im Koma. Für Sabine und mich ist das alles sehr schwierig. Tante Erna ist das letzte Bindeglied zu unserer persönlichen Geschichte. Stirbt sie, sind wir die letzten dieses Zweiges.«
    »Keine weiteren Angehörigen?«
    »Nein. Tante Erna hatte keine Kinder.« Er stockte, fuhr sich mit der Hand über den Mund und meinte in einem Ton, der signalisierte, er sei zu einer Fortsetzung des Gesprächs über dieses Thema nicht bereit: »Sabine und ich haben uns. Und unsere Familien. Das ist genug.«
    Albrecht Skorubski schwieg. Er wusste, jede weitere Frage wäre sinnlos. Sein Freund sprach nur selten über das, was er sein ›tiefstes Inneres‹ nannte, und er hatte gelernt, das zu akzeptieren.
     
    Herr Brusching öffnete und verzog das Gesicht zu einem geringschätzigen Ausdruck.
    »Guten Morgen. Ihre Kollegen haben bis in die Nacht schon alle Spuren des Überfalls auf meine Frau gesichert – was also wollen Sie jetzt noch hier?«
    Sein Atem roch nach Alkohol, an Kinn und Wangen sprossen Bartstoppeln, und die vormals so korrekte Kleidung war derangiert.
    »Ich habe durchaus Verständnis für Ihre Gereiztheit – aber auch wenn es Ihnen unangenehm ist: Die Polizei hat immer noch ein paar Fragen!« Damit drängelte Nachtigall sich rücksichtslos an dem Mann vorbei, und Skorubski beeilte sich, den Anschluss nicht zu verlieren.
    »Sollten Sie nicht lieber nach meiner Frau suchen? Während Sie Ihre paar Fragen stellen, stirbt sie womöglich gerade!«, fauchte Brusching, und ein gefährliches Glitzern erschien in seinen Augen.
    »Nun, Sie haben uns gesagt, es fehle nichts von den privaten Dingen Ihrer Frau. Haben Sie noch einmal gründlich nachgesehen?«
    »Es ist alles da. Auch alle Koffer. Und ihre Medikamente, die, wie Sie ja inzwischen wissen, für ihr Überleben notwenig sind.«
    Er führte die beiden Ermittler widerwillig in ein modern eingerichtetes Wohnzimmer, mit kühlen, schwarzen Ledermöbeln, weißem Teppich, weißen Wänden und einem edlen Regal, in dem sich in allen Fächern Bücher stauten.
    Auf der kubistischen Couch lag eine farblich unpassende Decke, das Telefon auf dem Glastisch davor ließ vermuten, dass Brusching hier auf den Anruf des Entführers gewartet hatte. Eine fast leere Flasche Whiskey und ein schweres Glas standen daneben.
    »Sie haben keinen Anruf erhalten.«
    »Nein! Wie denn auch? Der Täter sitzt bei Ihnen in Untersuchungshaft!«
    »Wenn er der Täter ist.«
    »Sie wollen mir doch nicht ernsthaft weiß machen, daran bestünde auch nur der geringste Zweifel! Ich dachte immer, für Ihren Job ist eine gewisse Intelligenz Voraussetzung, oder nehmen die bei der Polizei inzwischen auch jeden?«
    Nachtigall überhörte die Beleidigung. Als Jule damals in den Händen eines Mörders war, hatte er sich auch nicht jederzeit unter Kontrolle. Vielleicht liebte dieser cholerische Mann seine Paula ja wirklich, und da war eine solche Entgleisung entschuldbar.
    »Herr Brusching, wenn Sie Ihre Ehe beschreiben sollen – welche Worte würden Sie wählen?«, fragte Peter Nachtigall und setzte sich. Albrecht Skorubski schlenderte zum

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