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Menschenhafen

Menschenhafen

Titel: Menschenhafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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aufstand, sich seinen Bademantel überwarf und zur Tür stolperte, war sein Körper so steif und schwer, als würde er sich unter Wasser bewegen.
    Elof Lundberg sah aus, als wäre er aufgewacht, als Simon ein geschlafen war. Topfit und mit hellwachen Augen, die Schirmmütze auf dem Kopf. Er musterte Simon und verzog das Gesicht zu einer Grimasse.
    »Du schläfst noch?«
    »Nee«, erwiderte Simon und drehte den Kopf, um seine Nackenmuskeln zu lockern. »Jetzt nicht mehr.«
    Er glotzte Elof auffordernd an, ermahnte ihn, mit seinem Anliegen herauszurücken. Er hatte keine Lust, Konversation zu machen. Nicht jetzt. Und nicht mit Elof. Elof spürte die Stimmung und schmollte. Seine Unterlippe schob sich vor, und er hob die Augenbrauen. »Na ja, ich wollte dir nur erzählen, dass sich dein Boot ein bisschen losgerissen hat. Falls dich das interessiert.«
    Simon seufzte. »Das tut es. Vielen Dank.«
    Elof konnte es nicht lassen, die Sache auszukosten. Hier kam er mit den besten Absichten und wurde derart abweisend behandelt. Er sagte: »Manche wollen es ja nicht anders haben. Mit nur einer Leine. Aber der Motor scheuert. Und das ist vielleicht doch nicht so gut.«
    »Nein, das ist es nicht. Danke.«
    Elof blieb stehen, als würde er eine Art Belohnung erwarten, aber Simon wusste, dass es um etwas anderes ging. Er wollte nur beim Boot mithelfen, anschließend zu einer Tasse Kaffee eingeladen werden und sich eine Weile darüber unterhalten, was alles passieren konnte, wenn sich Boote losrissen und so weiter. Dass man sich, gut nachbarschaftlich, darum kümmern musste.
    Aber Simon hatte keine Lust, sodass Elof, der eine Weile genickt hatte, ohne dass Simon die erlösenden Worte aussprach, sich die Hände rieb und meinte: »Tja. Dann ist der Spaß wohl vorbei«, woraufhin er mit einer Körperhaltung davontrottete, die signalisieren sollte, dass er gekränkt war. Simon schloss die Tür und machte Feuer im Herd.
    Wenn das Boot die ganze Nacht schon so gelegen hat, kann es jetzt ruhig noch etwas warten.
    Bis Maja verschwand, hatten Elof und er sich immer gut verstanden. Als Anders und Cecilia in die Stadt zurückgekehrt waren, hatte Simon Elof besucht, um ihn zu fragen, was er damals gemeint hatte, als sie auf der verglasten Veranda standen: dass Simon Anders anrufen und ihm Bescheid geben sollte, nach Hause zu kommen.
    »Warum hast du das gesagt?«, hatte er gefragt.
    Elof war auf einmal intensiv mit der Zubereitung von Bratkartoffeln beschäftigt gewesen und hatte nicht aufgeblickt, als er antwortete: »Das ergab sich einfach so.«
    »Was hast du gemeint?«
    Elof schnitt die Pellkartoffeln übertrieben sorgfältig in kleine Würfel. Er wollte Simon nicht in die Augen sehen.
    »Nichts Bestimmtes. Es kam mir nur in den Sinn, dass es vielleicht nicht so gut sein könnte. Wenn sie da draußen sind.«
    Simon setzte sich auf einen Küchenstuhl und starrte Elof an, bis die Kartoffeln fertig geschnitten waren und Elof seinem Blick begegnen musste.
    »Elof. Weißt du etwas, das ich nicht weiß?«
    Elof richtete sich auf, kehrte ihm den Rücken zu und begann, sich mit Bratpfanne und Butter zu beschäftigen. Er zuckte mit den Schultern. »Nee, was sollte das sein?«
    Am Ende hatte Simon aufgegeben, war gegangen und hatte Elof mit seinen gehackten Kartoffeln und Speckwürfeln allein gelassen. Seit diesem Tag war ihr Verhältnis gestört. Simon hatte nicht die geringste Ahnung, was Elof wusste, aber irgendetwas war es, und er konnte sich einfach nicht damit abfinden, dass sich Elof weigerte, es ihm zu erzählen. Immerhin ging es um Simons Enkelkind. Jedenfalls so gut wie Enkelkind.
    Als er Anna-Greta davon erzählte, hatte sie sich auf Elofs Seite geschlagen und gemeint, das sei sicher nur einer von Elofs Einfällen gewesen und nichts von Bedeutung. Was sollte es sonst sein? Simon hatte die Sache auf sich beruhen lassen. Aber vergessen hatte er sie nicht.
    Das Feuer im Herd wollte nicht so recht in Gang kommen. Nach dem nächtlichen Sturm hatten die Mächte des Windes ihre Kräfte aufgezehrt. Es herrschte Windstille, und der Kamin zog schlecht. Simon sprühte etwas Zündflüssigkeit auf die kleine Flamme, die es trotz allem gab, und das Feuer erwachte mit einem erstaunten Lufthauch zum Leben.
    Er gähnte ausgiebig und setzte sich auf einen Küchenstuhl. Unvorsichtigerweise hatte er die Streichholzschachtel auf dem Tisch liegen lassen. Als er sie öffnete, sah er, dass die Larve sich ein wenig erholt zu haben schien. Ihre Haut war nicht

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