Menschenherz - Band 1-3
er die verstörte junge Frau noch reizvoller als zuvor.
„ An was erinnerst du dich?“
Er zog einen Stuhl an das Bett und setzte sich.
Sie schüttelte den Kopf, während sie versuchte, sich zu erinnern.
Sie bemerkte nicht, wie er zufrieden lächelte.
„ Nicht einmal an deinen Namen, nicht wahr?“
Wieder schüttelte sie den Kopf. Eine dumpfe Verzweiflung lag in ihrem Gesicht. Eine Verzweiflung, die ihm ins Herz schnitt und den Hals verengte.
„ Du musst deine Trauer und dein Verlangen nach ihr beherrschen, um zu bekommen, was du begehrst“ , rief sich Adam zur Ordnung.
Behutsam griff er nach ihrer Hand. Für eine Sekunde zögerte sie, dann ließ sie zu, dass er sie berührte.
Er legte genügend Emotionen in seine Stimme, als er seine nächste Frage stellte: „Dann erinnerst du dich auch nicht an mich?“
Mit großen Augen, Augen die viel zu groß in ihrem Gesicht leuchteten, sah sie ihn an. „Nein, sollte ich?“
Bei ihren Worten zuckte er zusammen, als hätte sie ihm ein Messer in den Rücken gestoßen. Es war nicht einmal nötig, diese Reaktion zu spielen.
„ Entschuldigung!“, murmelte sie, überrascht durch seine heftigen Gefühle. Sie fühlte sich schuldig, auch wenn sie nicht sicher war, weswegen.
Einen Augenblick lang schloss er die Augen, um sicherzugehen, dass sie den triumphierenden Ausdruck in ihnen nicht sah. Als er sie wieder öffnete, hatte er sich vollständig unter Kontrolle.
„ Du erinnerst dich nicht an mich?“ Seine Stimme verriet, dass er kaum glauben konnte, was er hörte.
Sie nickte. Mit einem Mal traurig darüber, den Mann an ihrer Seite betrübt zu sehen. Er nickte vor sich hin, als wenn ihn die Tatsache nicht wirklich völlig unvorbereitet traf.
Plötzlich kam sie sich hilflos und alleingelassen vor. Als würde er ihr etwas Wichtiges verschweigen. Etwas, was sie vorher auch gewusst, aber nun vergessen hatte.
„ Wie fühlst du dich?“ Er wechselte das Thema, während er sanft und zärtlich über ihre Handfläche strich.
„ Gut!“ Ihre Antwort kam schnell und schnippisch. Sie entzog ihm ihre Hand. Als sie seinen Gesichtsausdruck sah, tat ihr ihre Reaktion leid und sie versuchte sich zu rechtfertigen: „Ich fühle mich wie neugeboren.“ Sie dachte einen Moment nach. „Vergiss es, dass ist Blödsinn. Ich weiß, wie alle Dinge heißen. Ich weiß, was ein Bett ist, ein Fernseher. Was Sprachen sind, denn ich weiß, dass ich viele verschiedene Sprachen spreche.“
Sie warf ihm einen Blick zu um zu überprüfen, ob er verstand, was sie sagte. „Aber ich weiß nicht, wer ich bin, wie ich heiße, oder was ich hier mache.“
Sie schenkte ihm ein um Entschuldigung heischendes Lächeln. „Und ich weiß, dass Sie ein Arzt sind, aber sonst weiß ich nichts über Sie.“
Er bedachte sie mit einem traurigen Blick, der ihr zu Herzen ging. Sie begriff, dass ihre Verbindung zueinander eine viel tiefere sein musste, als sie bisher angenommen hatte.
„ Es tut mir leid, Lilly!“ Zärtlich aber bestimmt nahm er ihre Hand zwischen seine Hände. Irritiert sah sie hinab, wie ihre schmalen Finger zwischen seinen verschwanden. Er trug einen schmalen goldenen Ring an seinem Ringfinger.
„ Es ist meine Schuld!“ Er veränderte seine Position und setzte sich zu ihr auf das Bett.
Erschrocken versuchte sie den Abstand zwischen ihnen wieder zu vergrößern.
Er erkannte ihr Unbehagen, ignorierte es und tat stattdessen so, als fühle er sich ebenso unwohl, wie sie, ob seiner Beichte.
„ Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll!“, stammelte er und drückte ihre Hand leicht. Die junge Frau achtete nicht auf ihn, sondern starrte auf ihre Hand. Durch den Druck war ihr bewusst geworden, dass auch sie einen schmalen goldenen Ring trug.
Der Mann auf ihrem Bett erkannte ihre Gedanken und nickte bestätigend. „Ja, Lilly! Du bist meine Frau!“
Er sah sie prüfend an, gespannt, wie sie diese Information aufnehmen würde. Sie schluckte schwer, als blockiere etwas ihre Atemwege.
„ Ich kann mich nicht daran erinnern!“ Sie blickte auf das Bettlaken. Dann, als wenn sie ihm nicht glauben würde, versuchte sie ihm ihre Hand zu entziehen.
Als er sie nicht losließ, sah sie auf. Sein Blick war so flehend, dass sie ihren Widerstand aufgab.
„ Bitte, Lilly! Hör mir wenigstens zu!“, bat er. Sie nickte stumm.
***
„ Er macht seine Sache sehr gut“ meinte der alte Doktor. Er war nicht nur stolz auf den jungen Mann, den er seinen Sohn nannte, sondern auf sein gesamtes Werk. Und
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