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Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer

Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer

Titel: Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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oder?«
    »Ja, wir waren bei der Polizei. Aber leider musste ich meinen Wagen woanders parken, und dabei haben uns ein paar Männer in ihr Auto gezerrt und weggeschafft.«
    Sie schluckte.
    »Ich war nach einem Schlag auf den Kopf nur kurz bewusstlos, habe mich aber tot gestellt. Du dagegen warst bis eben völlig weggetreten, und ich hatte die totale Panik, dass du nicht mehr aufwachen würdest.«
    »Nein, nein, jetzt bin ich ja wach«, erwiderte Watane, wobei sie sich fragte, ob ihr voriger Zustand nicht besser gewesen war.
    Sie versuchte, sich aufzurichten, was ihr nur unter großen Mühen gelang. Als sie saß, tanzten Myriaden von Sternen vor ihren Augen.
    »Oh je.«
    Yoko krabbelte, das Feuerzeug in der Hand, auf den Knien in ihre Richtung, legte die Arme um ihre Schultern und drückte sie vorsichtig.
    »Geht es?«
    »Na ja. Ich habe mich schon deutlich besser gefühlt. Außerdem ist mir saukalt.«
    »Mir auch.«
    Die beiden Frauen pressten sich noch etwas enger aneinander.
    »Kommen wir irgendwie hier raus?«, fragte Watane vorsichtig, obwohl sie die Antwort auf die Frage längst kannte.
    »Nein. Die Typen haben uns eingeschlossen und die Alarmanlage lahmgelegt. Und als sie gegangen sind, haben sie auch noch die Notfalldecken mitgenommen.«
    »Was für Notfalldecken?«
    »In jedem Kühlhaus der Nipimex gibt es zwei Notfalldecken. Ist angeblich in Japan Vorschrift, hat mir mal ein Fahrer erzählt. Damit man, wenn wirklich mal so was wie uns jetzt passiert, eine bessere Überlebenschance hat. Aber die sollen wir vermutlich gar nicht haben.«
    »Du meinst …?«
    »Vermutlich, ja.«
    »Aber dein Großonkel …«
    »Mein Großonkel«, zischte Yoko gereizt, »ist ein gottverdammter Verbrecher, der dafür verantwortlich ist, dass wir beide hier sind. Und wenn ich ihn in meinem Leben noch einmal sehen sollte, werde ich mit ihm das Gleiche machen, was du mit dem Typen angestellt hast, der dir das Messer an die Kehle gesetzt hat.«
    Watane bemerkte, wie ihr trotz ihrer Daunenjacke und der Umarmung der anderen Frau die Kälte am Rücken emporkroch.
    »Hast du dein Telefon noch?«, wollte sie wissen.
    »Vergiss es. Die haben uns alles abgenommen, was wir dabeihatten. Nur mein Feuerzeug haben sie mir komischerweise gelassen.«
    Sie ließ die Flamme kurz aufblitzen.
    »Aber ich befürchte, dass wir das Ding nicht zum Heizen benutzen können. Dazu ist der Gastank irgendwie zu klein.«
    »Gibt es hier drin ein Licht?«
    »Das weiß ich nicht, weil ich mich noch nicht darum gekümmert habe, eins zu suchen. Ich wollte zuerst, dass du wieder wach wirst.«
    »Das hat ja wenigstens geklappt.«
    »Ja, wenigstens das. Bei dem ganzen Rest, den wir uns vorgenommen haben, sind wir nicht so erfolgreich gewesen.«
    »Stimmt.«
    Watane schloss für ein paar Sekunden die Augen, holte tief Luft und brachte ihren Körper mit Yokos Unterstützung mühsam in die Vertikale.
    »Verdammt, ist mir schwindelig. Und in dieser Dunkelheit weiß ich nicht mal, wo oben und unten ist.«
    Sie bemerkte, wie sich Wasser in ihren Augen sammelte, wehrte sich jedoch mit aller Kraft dagegen, weinen zu müssen.
    »Also lass uns nach einem Licht suchen, damit wir wenigstens sehen, wo sie uns hingebracht haben. Und vielleicht hilft es mir auch, nicht mehr so schwindelig zu sein.«
    Yoko ließ ihr Feuerzeug aufflammen, sodass die beiden Frauen sich einen ersten Überblick über ihre Umgebung verschaffen konnten. Sie befanden sich inmitten einer Ansammlung von übereinandergestapelten Kartons, die wiederum auf Europaletten standen. Um sie herum gab es jede Menge davon.
    »Das scheint hier ganz schön groß zu sein«, bemerkte Watane leise.
    »Du musst nicht flüstern. Ich glaube nicht, dass mein Arschlochonkel uns hier belauscht.«
    Die Frauen drehten sich um die eigene Achse, sodass ihr Blick in die andere Richtung fiel.
    »Ich glaube, dort drüben ist der Ausgang«, vermutete Yoko. »Lass uns mal dorthin gehen. Wenn es einen Lichtschalter gibt, muss er doch am ehesten da angebracht sein.«
    »Oder draußen, vor der Tür«, entgegnete Watane.
    Die Feuerzeugflamme erlosch.
    »He, nun hör mal. Wenn wir etwas jetzt nicht gebrauchen können, dann ist es Pessimismus. Klar gibt es dort einen Lichtschalter, und klar werden wir nicht hier in diesem Loch erfrieren.«
    »Ich wollte nicht …«
    »Dann mach es halt auch nicht!«, bellte Yoko in die Dunkelheit. Es hörte sich an, als sei sie ernsthaft sauer über Watanes Einwurf.
    »Tut mir leid.«
    Die Flamme loderte erneut

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