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Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer

Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer

Titel: Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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fällt aus.«
    Sie verteilten sich an die Ränder des Platzes und arbeiteten sich, immer eine kurze Bewegung mit den Händen auf den Motorhauben, Richtung Mitte vor.
    »Moment mal!«, rief Pia Ritter plötzlich laut. »Hier ist, glaube ich, was.«
    Die Polizistin stand an der Rückseite eines schneebedeckten Kleinwagens und deutete auf den Boden neben der Fahrertür, während ihre Kollegen nach und nach neben ihr auftauchten.
    »Da, sehen Sie«, erklärte sie mit ausgestrecktem Arm und sehr aufgeregt. »Das sieht aus, als hätte ein Mensch dort gelegen.«
    Hain drängte sich durch, kramte seine Taschenlampe hervor und leuchtete die Fläche ab, auf die Pia Ritter deutete. Danach drehte er sich zur Seite, wischte ein kleines Stück der Dachpartie des Autos frei und richtete den Strahl darauf.
    »Eindeutig Rot.«
    »Komm mal mit deiner Lampe her, Thilo«, forderte Lenz, der sich ein wenig nach rechts bewegt hatte, seinen Kollegen auf.
    »Hier sieht es ähnlich aus«, stellte er fest, nachdem sie gemeinsam das Areal neben der Beifahrertür in Augenschein genommen hatten. »Als ob es beim Aussteigen aus dem Auto einen, sagen wir mal, Zwischenfall gegeben hätte.«
    Hain trat wieder zurück, zog den Ärmel seiner Jacke über die Finger und drückte vorsichtig auf den Entriegelungsknopf der Heckklappe, die ihm sofort entgegensprang. Er schob den aus Glas bestehenden Deckel nach oben, beugte sich nach vorn und leuchtete in den Innenraum des Fahrzeuges. Der Lichtschein seiner Lampe bewegte sich ein paar Mal von links nach rechts, dann tauchte sein Kopf wieder auf.
    »Beide Verriegelungsknöpfe sind deutlich sichtbar oben; der Wagen ist also nicht abgeschlossen.«
    »Verdammte Scheiße«, brummte Lenz. »Und es ist mir völlig egal, ob es denen passt oder nicht, aber ich will in spätestens einer Viertelstunde ein paar Mann von der Spurensicherung hier arbeiten sehen.«
     
    *
     
    »Der Wagen ist auf eine Frau zugelassen. Yoko Tanaka, geboren am 13. August 1988 in Sapporo«, erklärte Hain seinem Boss, nachdem er etwa eine halbe Minute vor dem Computermonitor in seinem Büro zugebracht hatte. »Die bei der Zulassung angegebene Meldeadresse ist im Spreeweg, Hausnummer 55, was sich mit ihrem Eintrag im Melderegister deckt.«
    »Klingt nach Flüsseviertel.«
    »Ich könnte es nicht beschwören, würde es aber vermuten.«
    Die Kommissare sprachen über ein Kasseler Quartier, das wegen der ausschließlich nach deutschen Flüssen benannten Straßen von den Einwohnern der Stadt nur als ›Flüsseviertel‹ bezeichnet wurde.
    »Telefon?«
    »Bin gerade dabei«, antwortete der Oberkommissar, während er auf der Tastatur herumhackte.
    »Nichts eingetragen«, fasste er wenig später die Ergebnisse seiner Bemühungen zusammen.
    »Dann fahren wir jetzt sofort dorthin«, ordnete Lenz an.
    »Jawoll, Boss. Soll ich vorher noch die Mutter meiner Kinder anrufen und ihr sagen, dass sie mit dem Einschlafen nicht auf mich warten soll?«
    »Wessen Einschlafen? Ihres oder das der Kinder?«
    »Die Jungs schlafen hoffentlich schon tief und fest.«
    »Dann rufst du sie besser an, ja.«
    Das Haus, in dem die Japanerin nach Auskunft der Zulassungsstelle und des Einwohnermeldeamtes wohnen sollte, lag zurückgesetzt auf etwa halber Höhe der schmalen, kurzen Seitenstraße. Vor dem Gebäude, das durch eine hohe Hecke vor neugierigen Blicken geschützt wurde, parkten zwei große japanische Limousinen mit Kasseler Kennzeichen.
    »Könnte sich um eine komplette japanische Familie handeln, wenn ich den Fuhrpark richtig deute«, stellte Hain fest, während er den Zündschlüssel umdrehte und aus dem Schloss zog.
    »Hast du die Adresse komplett gecheckt oder nur die Aufenthaltsdaten der Frau?«
    »Nein, natürlich nur die Aufenthaltsdaten der Frau. Warum hätte ich gleich das ganze Haus durchleuchten sollen?«
    »Na, weil …«, deutete Lenz auf die Fahrzeuge.
    Hain drehte den Kopf ein paar Grad nach rechts, sah seinem Chef tief in die Augen und fing dabei an, debil zu grinsen.
    »Du bist schon manchmal ein verdammter Klugscheißer, mein lieber Paul.«
    »Ja«, erwiderte Lenz seelenruhig. »Das stimmt. Und wie du weißt, bin ich es gerne.«
    Damit öffnete er die Tür und stieg aus. Hain folgte ihm ein paar Sekunden später.
    »Hoffentlich werde ich, wenn ich mal so steinalt bin wie du, nicht auch solch ein Misanthrop. Das würde mich in den sofortigen Suizid treiben, ich schwöre es beim Augenlicht meiner Kinder.«
    »Ach, hör auf, Thilo«, gab Lenz mit

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