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Menschenskinder

Menschenskinder

Titel: Menschenskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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aufgestellt haben soll, bestreitet er bis heute. Ich glaube ihm sogar, denn anderenfalls wäre diese Freveltat in der nächsten Ausgabe des Blättchens erwähnt worden mit dem üblichen Zusatz, sachdienliche Hinweise nehme das Ordnungsamt entgegen. Diskretion zugesichert.
    Ach so, was auf dem Schild gestanden hatte? »Hier geht’s zur Party!‹ Die ungefähre Uhrzeit, zu der sich das übrig gebliebene Quartett bereits in der Nähe seiner Betten befunden hatte, ließe sich auch im Nachhinein noch ermitteln, sofern man im Kalender nachsehen würde, wann an jenem Morgen die Sonne aufgegangen ist. Kurz vorher fangen nämlich die Vögel an zu singen, und die wiederum hatten Anne daran erinnert, dass sie in dem Mostapfelbaum da hinten vor dem Getreidefeld ein Amselnest entdeckt habe mit vier Eiern drin.
    Da könne man doch mal nachgucken, ob die schon ausgebrütet seien. Ist ja nicht weit weg, bloß ein paar hundert Meter, und überhaupt sei der herrliche Sonnenaufgang viel zu schade, um jetzt schlafen zu gehen.
    Von hier an widersprechen sich die Aussagen. Anne sagte, eigentlich habe sie dann doch keine Lust mehr gehabt, aber Hannes habe unbedingt das Nest sehen wollen. Hannes protestierte. Er habe von Amseln die Nase voll, jahrelang habe ein Pärchen auf seinem Balkon gebrütet und alles vollgeschi … na ja, eben ziemlich viel Dreck gemacht. Außerdem sähen Jungvögel hässlich aus und bestünden nur aus Schnäbeln. Das wiederum bestritt Steffi ganz energisch. Sie hatte vor etlichen Jahren zwei Wellensittiche besessen und sie erst weggegeben, als Hans-Hermann samt Dackelmischling Jojo in ihr Leben getreten war, und Letzterer die tägliche Flugstunde der Piepmätze als Training für seine Jagdinstinkte angesehen hatte. Für Steffi waren alle Vögel niedlich, und deshalb wollte sie die Amseln sehen.
    Eddie dagegen hatte keinerlei ornithologische Ambitionen, er hielt es mehr mit den alkoholischen. Nun wird Old Kentucky zwar aus Getreide hergestellt, in der Nähe des Amselnestes gab es auch ein ganzes Feld davon, doch Whisky in seiner Urform war nicht Eddies Ding. Also drehte er ab Richtung bottle and bed, während die anderen drei weitergingen. Das Nest hatten sie sogar gefunden, nur war es bis auf ein paar Flaumfedern bereits leer gewesen, aber eine hölzerne Bank hatte unter dem Baum gestanden, so richtig schön naturbelassen, die Sonne schien auch schon drauf, also ließ man sich nieder und – schlief ein. Das zumindest behauptet Stefanie, und für sie trifft es garantiert zu.
    Hannes habe dann heftig mit ihr geflirtet (sagt Anne), während der so Beschuldigte später meinte, genau umgekehrt werde ein Schuh draus, im Übrigen sei alles ganz harmlos gewesen, das könne sogar der Bauer bezeugen.
    »Welcher Bauer?« Ich weiß ja, dass die fleißigen Landleute oft zu unchristlichen Zeiten unterwegs sind, aber an einem Sonntagmorgen zwischen vier und fünf?
    »Der hat noch mal sein Heu gewendet, damit’s trocken wird. Heute Abend soll’s doch Regen geben.«
    Vielleicht waren ihm die drei Figuren auf jener Bank suspekt erschienen, zumal die eine wohl einen ziemlich leblosen Eindruck gemacht hatte, dazu die frühe Stunde … Abgestiegen war er aber nicht, vielmehr hatte er einen höheren Gang eingelegt und war mit seinem Traktor den Feldweg entlanggetuckert, direkt an der Bank vorbei. Von dem Krach war Steffi aufgewacht, der Bauer war beruhigt mit einem »Grüß Gott« weitergefahren, und die drei Vogelgucker hatten nun auch genug gehabt von der freien Natur und der frischen Morgenluft, sie wollten bloß noch nach Hause und ins Bett.
    Ende der Geschichte.
    Oder nein, noch nicht ganz. Zu dem vorher erwähnten harten Kern hinter der Theke hatte ja auch Sven gehört, aber der hatte sich abgeseilt, als niemand mehr Bier wollte. Offenbar war er kurz nach mir zu Hause gewesen, nur hatte ich da schon geschlafen. In einem Krimi würde mich jeder Anwalt als Entlastungszeugin ablehnen.
    Wo mein Ehemann abgeblieben war? Der hatte angeblich noch vor Mitternacht die Fliege gemacht, zusammen mit einem der zwei Herren vom Stehkonvent neben der Toilettentür. Ich wusste noch immer nicht, wer das gewesen war, aber er hatte was mit Kunst zu tun, denn Rolf hatte mitkommen müssen und das Werk eines auch heute noch unbekannten Malers begutachten, dem großes Talent bescheinigt und noch größerer Erfolg prophezeit worden war. »Vielleicht geht’s ihm ja wie van Gogh, der ist auch erst berühmt geworden, nachdem er …«
    »… sich das Ohr

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