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Menschenskinder

Menschenskinder

Titel: Menschenskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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gewesen war, mussten er wieder an ihnen vorbei, Pass und Ticket zeigen, Tasche aufs Band legen und sich abtasten lassen. Nach zweieinhalb Stunden brauchten wir wenigstens nicht mehr die Papiere vorzuweisen, abgetastet wurden wir aber weiterhin, und was wir mit reinbrachten, auch die Tüte mit den zwei belegten Brötchen, wurde durchleuchtet.
    Dass man in warmen Ländern viel Flüssigkeit zu sich nehmen muss, ist bekannt, und normalerweise wird man sie zu gegebener Zeit auch ohne Probleme wieder los. Nur wenn man auf dem Weg dahin insgesamt acht Türen durchqueren, sich etwa 75 Meter weit durch Menschenmassen drängen und schließlich noch etliche Minuten vor Besetzt-Schildern warten muss, nur um wenig später den ebenso umständlichen Rückweg anzutreten, wobei die zweimalige Kontrolle noch der am wenigsten anstrengende Teil des ganzen Unternehmens ist – dann, ja dann pfeift man auf Flüssigkeitsmangel und eventuelle Spätfolgen und lutscht stattdessen Zitronenbonbons, sofern man aus dem zusammengeklebten Klumpen noch einzelne Teile herauslösen kann.
    Die restlichen Stunden dieses endlos langen Tages sind nicht weiter erwähnenswert. Irgendwann wurde der Schalter geöffnet, eine ausgeruhte, strahlend schöne junge Frau, die nicht nur fließend englisch sprach, sondern auch deutsch, befreite uns von unserem Gepäck, kontrollierte Pass und Ticket – beides sah schon richtig abgegriffen aus-, befand alles in Ordnung, drückte uns die Bordkarten in die Hand, und wenig später durften wir sogar schon in den Flieger. Natürlich hatte ich wieder einen Mittelplatz, nur fehlte diesmal der trinkfreudige Herr zu meiner Rechten, dafür saß dort ein weiblicher Teenager, dem dauernd schlecht wurde, wir flogen durch zwei Tiefs, vor dem dritten endlich außen rum, während des Landeanflugs fing es an zu regnen, und in Frankfurt herrschte bereits Schneetreiben bei zwei Grad unter Null. Der Käpt’n wünschte uns denn auch eine unfallfreie Heimfahrt.
    »Wir machen erst einen Abstecher in die Firma«, entschied Hannes, während wir auf den Flughafenbus warteten, »ich will wissen, was los ist. Vorher habe ich keine Ruhe!«
    Mir war alles egal. Vergeblich hatte ich versucht, zu Hause anzurufen, ich konnte einfach keinen Münzfernsprecher finden, und auf meiner Telefonkarte waren nur noch dreißig Pfennig drauf. Die brauchte ich ja schon, um demjenigen, der nach dem zehnten Läuten endlich den Hörer abnahm, klar zu machen, wer dran ist. Dass und wo ich abgeholt werden wollte, wäre gar nicht mehr draufgegangen. Wenn er direkt aus dem Schlaf geholt wird, und das konnte ich voraussetzen, ist Rolf nämlich etwas schwer von Begriff. Während ich weiter nach einem richtigen altmodischen Telefon suchte, in das man oben Geldstücke einwirft, winkte Steffi. Der Bus war da; die Telefoniererei konnte ich erst mal abhaken.
    In Heidelberg musste uns der Fahrer wecken, im Taxi kämpfte ich wieder mit dem Schlaf, und als wir endlich auf dem Parkplatz vor der Halle ankamen, war bloß Lucky da, der morgens immer früher kommt, als er muss, weil er daheim zu faul ist zum Kaffeekochen; hier braucht er ja nur eine Münze in den Automaten zu schmeißen.
    »Na, ihr Globetrotter, da seid ihr ja wieder!« Suchend sah er sich um. »Wo ist denn das Känguru? Ich hätte ja lieber einen Koala-Bären gehabt, die sind handlicher, aber man kriegt hier so schwer frische Eukalyptusblätter.«
    »Wieso Känguru?« Steffi steuerte den Automaten an. »Endlich wieder trinkbaren Kaffee! Hat jemand mal’n Fuffi?«
    Lucky hatte. »Wie seid ihr bloß auf die Idee gekommen, nach Australien weiterzufliegen?« wollte er wissen. »Und warum habt ihr uns dann nicht wenigstens die neue Adresse geschickt? Ihr wart ja regelrecht verschollen!« Er reichte Steffi den gefüllten Becher.
    Bevor sie antworten konnte, ertönte von oben aus dem Büro erst schallendes Gelächter, gefolgt von einem Sortiment Vokabeln, die man in Gegenwart zart besaiteter Menschen besser nicht aufzählen sollte. Dann kam Hannes die Treppe herunter, in der Hand ein Telegrammformular. »Wenn ich das nicht schwarz auf weiß vor mir hätte, würde ich es nicht glauben. Hier, lest das mal!« Er reichte mir den Zettel.
    »Gib ihn Steffi, ich habe keine Brille auf!«
    Sie stellte ihren Kaffee zur Seite, nahm das Telegramm und las vor: »Any casualties stop whose fault was it stop which load got damaged stop contact attorney if necessary stop continuing to australia stop regards hannes. – Klingt gut, und was

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