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Menschensoehne

Menschensoehne

Titel: Menschensoehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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guten Eindruck er gemacht hatte! Er gab zu, Probleme zu haben, wollte aber nicht näher darauf eingehen. So führt man sich doch nicht auf, es sei denn, dass an den Vorwürfen etwas Wahres dran ist.«
    Guðni steckte sich wieder eine Zigarette an und inhalierte tief.
    »Hat er es tatsächlich zugegeben, oder war das Ganze nur eine hysterische Reaktion? Ich meine, wenn die Jungen gehört hätten, dass er angeblich schwul war, wäre es doch denkbar, dass sie sich irgendwelche Storys ausgedacht haben.«
    »Nein, so war es nicht. Er hat alles zugegeben.«
    »Weswegen wurde er nicht vor Gericht gestellt?«
    »Wahrscheinlich, weil wir diese Schande nicht öffentlich zugeben wollten. Niemand war an so einer Publicity interessiert. Dass wir einen Mann unter uns geduldet hatten, der unsere Kinder missbrauchte. Wir fühlten uns schuldig. Das waren damals ganz andere Zeiten als heute, wo derartige Probleme im Fernsehen breitgetreten werden und die Leute es sogar spannend finden. Wir hätten natürlich die Augen offen halten sollen, und deswegen haben wir uns die Schuld daran gegeben, was geschehen ist. Du kannst dir nicht vorstellen, was ich durchgemacht habe, als die schlimmste Hysterie ausbrach. Es hat nicht viel gefehlt, und ich hätte ebenfalls die Flucht ergriffen.«
    »Eine öffentliche Diskussion ist in solchen Fällen notwendig«, erklärte Sigurður Óli, der versuchte, nicht unerträglich förmlich zu wirken, was ihm allerdings nicht besonders gelang. »Auf diese Weise können andere gewarnt werden. Ich meine, er hat doch, nachdem er von hier weggejagt wurde, weiterhin an Volksschulen unterrichtet. In solchen Dingen hat man doch eine Verantwortung und Verpflichtungen.«
    »Wie ich bereits gesagt habe, damals gab es noch nicht dieses ganze Mitverantwortungsgeschwätz und diese Spezialabteilung für Kindesmissbrauch beim Jugendamt. Es interessierte uns nicht im Geringsten, was aus Halldór wurde und was er machte, Hauptsache, wir waren ihn los. Er war pervers. Wir haben lange gebraucht, um darüber hinwegzukommen, und Fremden gegenüber wurden wir noch misstrauischer. Ich will damit nicht sagen, dass hier alle Leute Engel sind, aber wir kennen einander ziemlich gut, denke ich, und wir wissen, was wir voneinander zu halten haben.«
    »Glaubst du, dass Halldór bis in seine höheren Dienstjahre damit weitergemacht hat, ohne dass jemals etwas herausgekommen ist?«
    »Als ich heute Morgen die Zeitung las, habe ich einen richtigen Schock bekommen. Hier waren damals einige durchaus bereit, dem Kerl den Garaus zu machen, als er entlarvt worden war. Kann sein, dass seine Klasse unter Verdacht steht, aber meines Erachtens solltet ihr auch die Eltern in Betracht ziehen. Ich habe den Zorn und den Hass bei den Eltern gesehen, und das ist etwas sehr Gefährliches.«
    »Willst du damit sagen, dass er damals von einigen Eltern misshandelt worden ist?«
    »Nein, nein, weit davon entfernt. Sie sind bloß etwas handgreiflich geworden. Er war ihnen unheimlich, weil er sie bloß widerlich angegrinst hat.«
    Sie unterhielten sich noch eine Weile. Guðnis Frau blieb in ihrem Zimmer, solange sie miteinander sprachen, und sie verabschiedete sich nicht von Sigurður Óli, als er das Haus verließ. Er stieg in seinen Jeep. In der Zwischenzeit hatte so heftiger Schneefall eingesetzt, dass man kaum das nächste Haus sehen konnte. Niemand war in diesem düsteren Ort unterwegs. Er konnte gerade noch Guðni am Fenster erkennen, der mit den Händen in den Hosentaschen dastand und dem Kriminalbeamten nachblickte. Guðni hatte Sigurður Óli darum gebeten, Halldórs Zwischenspiel in Hvolsvöllur der Presse gegenüber nicht zu erwähnen. Danach hatte er noch eine Weile über Reykjavík geredet, dass er als junger Mann immer davon geträumt hatte, in die Stadt zu ziehen, aber dass nichts daraus geworden wäre. Er hatte geheiratet und Kinder bekommen und war an Ort und Stelle geblieben. Er hatte in erster Linie an seine Familie gedacht. Sigurður Óli verstand zwar, was er meinte, wusste aber nicht, was ihn das anging.
    »Ja, und dann war da noch etwas«, hatte der Schulleiter gesagt. »Ich hatte es schon fast vergessen, und außerdem weiß ich nicht, ob es überhaupt eine Rolle spielt.«
    Sigurður Óli hatte bereits die Haustür geöffnet.
    »Und was war das?«, fragte er.
    »Einige Jahre später wurde ich von einem Mann angerufen, der nach Halldór fragte.«
    »Wie meinst du das, nach Halldór fragte?«
    »Er fragte mich, ob Halldór an meiner Schule

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