Menschenteufel
übereinanderstürzten, hieb sie wahllos mit dem Teppichmesser um sich.
Zweimal spürte sie weichen Widerstand, in den sie nachbohrte. Mit einem Ruck entriss
sie die Schusswaffe ihrer Halterung und befreite sich aus dem Getümmel. Mit
zwei schnellen Schnitten durchschnitt sie Freunds Fesseln. Aus den Augenwinkeln
sah sie einen der Männer aufspringen und seine Pistole auf sie richten. Sie
warf sich zu Boden, das Projektil pfiff über sie hinweg und verwandelte sich an
der Wand mit einem hässlichen Geräusch in einen Querschläger.
»Bist du wahnsinnig?«, brüllte der Verletzte. »Du bringst uns alle
um!« Die Pranken zwischen die Beine gepresst, versuchte er sich aufzurappeln.
Sein Partner hechtete hinter Petzold her.
Sie drückte Freund das Teppichmesser in die Finger. Im selben Moment
rammte sie der unverletzte Vermummte. Petzold verlor das Gleichgewicht und mit
ihm die Pistole, die über den Boden bis zur Wand schlitterte. Verzweifelt hieb
sie mit ihren Fäusten auf den Kopf des Mannes, was ihn völlig unberührt ließ.
Er packte ihr Bein und verdrehte es, bis sie schrie. Auf dem Bauch liegend,
versuchte sie wie ein Seehund mit den Armen nach vorne zu robben. Vergeblich
kratzten ihre Finger über den Beton. Die Pistole lag wenigstens zwei Meter
außerhalb ihrer Reichweite.
Freund wusste nicht, wie tief der Stich des Messers in seinen
Bauch gedrungen war. Die Wunde brannte, als rotierte ein glühender Bohrer
darin, während er sich aufzurichten versuchte. Aus den Augenwinkeln sah er den
Vermummten mit den Händen im Schritt auf ihn zustolpern. Auf der anderen Seite
des Tisches wurde Petzold vom zweiten überwältigt. Freund bekam ein Messer zu
fassen, das auf dem Tisch lag, rollte sich vom Tisch auf Petzolds Gegner und
jagte ihm die Klinge in die Seite. So schnell seine Verletzung es zuließ, kroch
er zu der Pistole, die Petzold verloren hatte. Er erreichte sie kurz vor dem
Vermummten mit der Verletzung zwischen den Beinen, der ihm gefolgt war, und
schoss an die Decke.
»Waffen fallen lassen!«, brüllte Freund und schwenkte den Lauf
zwischen den beiden Vermummten hin und her.
Der Mann über Petzold starrte ihn aus schmerzverzerrtem Gesicht
immer noch reglos an, der andere hinkte unbeirrt vorwärts auf ihn zu. Freund
feuerte einen weiteren Warnschuss knapp an seinen Beinen vorbei. Ihm wurde
seine lächerliche Lage bewusst, nackt am Boden kauernd, die Knie bis zum Kinn
hochgezogen, die Arme mit der Waffe weit von sich gestreckt.
Petzolds Widersacher ließ sein Opfer los und eilte zu seinem
Kompagnon, auf den Freund nun wieder anlegte. Statt sich gemeinsam über Freund
herzumachen, zwang der bisherige Befehlsempfänger seinen Boss mit festem Griff
zur rückwärtigen Tür. Aus den Augenwinkeln registrierte Freund, wie Petzold zur
der Pistole robbte, die der zweite Vermummte fallen gelassen hatte.
Freund quälte sich hoch und wollte den Flüchtenden folgen. Beim
ersten Schritt knickten seine Knie unter ihm weg, als wären sie aus Vaseline.
Der Länge nach schlug er auf, die Finger um die Pistole geklammert, den Blick
unverwandt auf die Tür gerichtet, hinter der die zwei Verletzten gerade
verschwanden. So blieb er liegen, den Lauf zum Ausgang gerichtet, falls sie es
sich anders überlegten, und spürte, wie sich in einem Körperteil nach dem
anderen die Schmerzen meldeten.
Neben sich hörte er ein Scharren, Schritte. Petzold stolperte in
sein Blickfeld, auf die Tür zu, in der Hand die Pistole, fiel auf die Hände,
den Bauch, rappelte sich auf, knickte neuerlich ein.
»Bleiben Sie hier!«, krächzte Freund.
Zu seinem Erstaunen gehorchte sie. Mit dem Rücken ließ sie sich
gegen die Wand fallen und glitt daran hinab. Noch immer fixierte er die Tür.
Nach drei tiefen Atemzügen beugte Petzold sich vor und kam auf allen vieren zu
ihm gekrochen. Unter dem Blut und der Schwellung erkannte er ihr Gesicht kaum
wieder. Ihre Stimme klang fremd, als sie fragte: »Sind Sie schwer verletzt?«
Schwarz und Weiß
Um Freund herum wimmelten Uniformierte und Beamte in Zivil durch
die Empfangshalle. Mit erhöhtem Oberkörper lag er auf der Trage eines
Rettungswagens. Über seinen Bauch beugte sich ein Arzt und nähte die Wunde.
»Sie haben verdammtes Glück gehabt«, sagte der Mediziner. »Er hat
nur Ihre Schwarte angestochen. In zwei Wochen ist davon nichts mehr zu sehen.«
Schwarte. Danke für die deutlichen Worte.
Ein Sanitäter tupfte mit Desinfektionsmittel in Freunds
Abschürfungen. Ihre orangefarbenen Flecken
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