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Menschenteufel

Menschenteufel

Titel: Menschenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Raffelsberger
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das gleiche Ergebnis auf seiner Seite
zu verstehen.
    Zur Tür. In Zeitlupentempo drückte Freund die Klinke hinunter und
wartete jeden Moment auf ein verräterisches Quietschen. Nichts geschah. Er
öffnete. Flatz gab ihm Deckung.
    Im Flur erwartete sie niemand. Das Haus war leer geräumt. Keine
Garderobe, keine Kommode. Auf dem Boden bemerkte Freund Erdreste und Steinchen.
Konnten von einer Besichtigung stammen. Er hielt die Luft an. Drei geschlossene
Türen, eine offene, gleich rechts neben dem Eingang. Keller, sagte der Geruch.
Freund lauschte. Er hörte nichts. In der Küche offene, ausgeräumte Kästchen.
Das Wohnzimmer war so sauber wie die restlichen Räume. Und so leer. Leise
machte Freund die Terrassentür auf. Varics und Spaziers fragende Blicke erwiderte
er mit Kopfschütteln. Mit einem Fingerzeig schickte er sie in den Oberstock.
    Er selbst stieg die Stufen hinab, die Waffe vor sich ausgestreckt.
Im Keller angekommen, entdeckte er Lichtschimmer unter einer Tür. Erinnerungen
stiegen in Freund hoch. Sein Puls beschleunigte sich noch einmal. Er ließ
seinen Augen einen Moment Zeit, sich an die Düsternis zu gewöhnen. Sie
schlichen durch den Raum und lauschten. Freund meinte, ein Stöhnen zu hören. Er
bückte sich und lugte durch das Schlüsselloch. Da lag ein Nackter. Dahinter
zwei Beine in weißen Hosen. Mehr konnte Freund nicht sehen.
    Einen Augenblick lang dachte Freund daran, was er über Gerwald
Köstner wusste. Über sich selbst entsetzt entdeckte er im hintersten Winkel
seines Bewusstseins für einen Sekundenbruchteil die Idee, Bodert gewähren zu
lassen. Köstner hatte eine Strafe verdient.
    Aber nicht das. Freund erhob sich. Sie durften keine Zeit mehr
verlieren.
    Er senkte seinen Blick von Flatz’ Augen auf die Türklinke. Sein
Partner riss die Tür auf. Mit vorgehaltener Waffe sprang Freund durch die
Öffnung und brüllte:
    »Polizei! Keine Bewegung.«
    Der Raum war etwa zwanzig Quadratmeter groß. Zwei vergitterte
Kellerlampen beleuchteten die Szenerie. Links auf dem Betonboden lag ein totes
Tier. Wieder eine Ziege. Daneben, zusammengekrümmt, eine menschliche Gestalt.
Als Freund hineinstürmte, spannte sie sich. Entsetzte Augen starrten ihn an.
Dahinter stand ein großer Mann in weißer Hose und T-Shirt. Seine Hände waren
leer. Er schien unbewaffnet. Doch Freund konnte seinen Rücken nicht sehen.
Vielleicht trug er eine Waffe hinten im Hosenbund. Als sich ihre Blicke trafen,
entdeckte Freund darin keinerlei Regung. Er kannte den Ausdruck der
Überraschung, des Erschreckens, Entsetzens oder der Enttäuschung, wenn er
Tätern unvermittelt gegenüberstand. Auch Erleichterung hatte er schon erlebt.
Norman Bodert schien nichts davon zu empfinden. Das Gesicht hatte Freund sofort
erkannt.
    Aus dem Mund des Gefangenen gurgelte ein rauer Laut.
    »Auf die andere Seite dort«, schrie Freund Bodert an. Erst jetzt
entdeckte er den offenen Reisekoffer in der Kellerecke. Auf ordentlich
zusammengelegten Kleidungsstücken lag ein offenes Etui mit Operationsbesteck.
    Ohne Zögern gehorchte der Arzt. Dabei ließ er den Kriminalbeamten
nicht aus den Augen.
    »Lehnen Sie sich mit den Händen gegen die Wand und treten Sie dann
einen Schritt zurück.«
    Jetzt sah Freund klar, dass Bodert auch auf dem Rücken keine Waffe
versteckte. Trotzdem tastete Bruno Flatz ihn von unten bis oben ab. Dann legte
er ihm Handschellen an.
    Freund stürzte zu dem Mann am Boden. Bislang kannte er Gerwald
Köstner nur von Bildern. Mit ihnen hatte die Person vor ihm wenig Ähnlichkeit.
Nackt lag er da. In den Tagen seines Martyriums war ihm ein dichter Bart
gewachsen. Hände und Füße wurden von grauem Klebeband fixiert. Erst jetzt
registrierte Freund den Gestank nach Kot, Urin und Todesangst, den er
verströmte. In seinen Augen flackerte Irrsinn. Dort war ich auch schon fast,
dachte Freund. Im Gegensatz zu ihm war Köstner wahrscheinlich eine Woche lang
Zeuge des Horrors gewesen. Immer in der Angst, der Nächste zu sein.
    Freund durchschnitt die Fesseln mit einem Taschenmesser und wollte
Köstner auf die Beine helfen. Der Arm des Alten fühlte sich an wie ein Stock,
den man mit einem nassen Lappen umwickelt hatte. Seine Knie gaben nach. Freund
musste ihn mit beiden Armen stützen.
    »Sind Sie Gerwald Köstner?«
    Der Greis krächzte etwas, was Freund als »Ja« deutete.
    Die Waffen im Anschlag, betraten Varic und Spazier den Raum.
    »Ihr könnt euch entspannen«, sagte Freund. »Wir haben ihn.«
    Erst als er es aussprach, wurde

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