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Menschenteufel

Menschenteufel

Titel: Menschenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Raffelsberger
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Drahtzaun,
der nicht einmal besonders hoch ist. Das Tier wird seit gestern Morgen
vermisst. Jemand muss es in der Nacht davor gestohlen haben. Der Schlosspark
ist nachts zwar abgesperrt. Aber natürlich ist er viel zu groß, als dass man
vor der Schließung kontrollieren könnte, ob er wirklich ganz leer ist. Außerdem
kann auch nächtens problemlos eindringen, wer das möchte.«
    »Deine Leute klären das ja bereits genau«, sagte Freund zu
Obratschnik. Er musste seine Position als Sokoleiter deutlich machen. »Wir
werden noch einmal alle Beziehungen zwischen Alfred Wuster und Hermine Rother
untersuchen. Außerdem müssen wir jetzt alle Energie daransetzen, Valentin
Murnegg-Weiss zu finden. Auch bei ihm gibt es auf Umwegen verschiedene
Verbindungen zu Wuster und Rother.«
    Auf den fragenden Blick des Pepe erklärte Freund: »Das erste Opfer,
Alfred Wuster, tauschte geheimnisvolle SMS mit
verschiedenen Telefonnummern, die bei ganz anderen Ermittlungen auftauchen. An
ebendiese Nummern schickte auch Murnegg-Weiss Botschaften. Irgendetwas an
diesem Nachrichtenaustausch stimmt nicht. Es dürfte sich dabei um sensible
Daten gehandelt haben, weil bei jedem Kontakt neue Telefonnummern eingesetzt
wurden. Diese gehörten zum Teil zu gestohlenen Geräten oder SIM -Karten. Wir kennen dieses Vorgehen aus der
organisierten Kriminalität. Um diese handelt es sich auch bei den Ermittlungen,
durch die wir überhaupt erst auf die Verbindung gestoßen sind.«
    Der Blick des Pepe ließ Freund im Unsicheren darüber, ob der
Polizeipräsident seine Ausführungen verstanden hatte.
    »Sie wollen uns damit sagen, dass Sie ein weiteres Opfer
befürchten?«
    »Nach unserem jetzigen Wissensstand kann ich es nicht ausschließen.«
    »Herrgott. Und zu was wird der umgebaut werden?«
    »Es wird ein zweiter Ziegenbock vermisst«, sagte Freund und erntete
betroffenes Schweigen. In die Stille setzte er nach: »Ich brauche mehr Beamte.«
    Der Pepe starrte auf die Leiche. »Alle verfügbaren Kräfte werden zur
Soko abkommandiert.«
    »Wir brauchen vor allem mehr Tempo und Erfahrung in den
Ermittlungen«, feixte Obratschnik. »Hermine Rother wurde seit Tagen vermisst.
Bisher wurde nichts erreicht. Bei dem anderen, diesem …« Er blickte Freund
fragend an, begriff aber sofort, dass er von dieser Seite keine Hilfe zu
erwarten hatte. »… diesem … Munneck darf das nicht noch einmal passieren.«
    »Murnegg-Weiss«, korrigierte ihn Freund. Ihm erschien dieser
Übernahmeversuch plump. Trotzdem musste er darauf reagieren. »Wenn du so genau
weißt, wo er ist, dann beeil dich und bring ihn her.« Und zum Pepe gewandt:
»Ich schlage vor, dass die Gruppe Gewalt Eins so weit wie notwendig und möglich
in die Sonderkommission ›Baal‹ eingebunden wird, damit wir ihr Potenzial nützen
können.«
    Obratschnik funkelte ihn an. »Bei einer Integration der Gruppe Eins
müsste der Ranghöchste die Leitung der Sonderkommission übernehmen. Kollege
Freund ist ja kein Gruppenleiter. Wir haben zwar viel zu tun, aber
selbstverständlich übernehme ich die Herausforderung.«
    Zustimmung heischend blickte er in die Runde.
    »Ich frage mich«, warf der Leiter der Kriminaldirektion Eins,
Furler, ein, »ob wir angesichts der Tragweite der Ereignisse die Sokoleitung
nicht überhaupt eine Ebene höher ansiedeln sollten.«
    Bei dir also, dachte Freund und zerriss innerlich zwischen Lachen
und wachsendem Ärger über das Kompetenzgerangel. Aus dem Augenwinkel bemerkte
er die Ankunft Doktor Bliloreks. Der Psychologe erfasste die Situation in der
Runde sofort und hielt sich vorläufig dezent im Hintergrund.
    Mit Furlers Initiative hatte Obratschnik nicht gerechnet. Seine
Gedankengänge konnte Freund allerdings in Obratschniks Augen lesen. Sollte der
Kollege gegen ihren gemeinsamen Vorgesetzten Furler in den Ring steigen oder
ihm loyale Untertänigkeit versichern? Durchschnittliche Buckler mussten die
zweite Variante wählen. Sie bedeutete natürlich nicht nur das Aus für Freunds
Sokoleitung, sondern überhaupt für eine nennenswerte Rolle seinerseits in den
weiteren Ermittlungen. Die würde Obratschnik für seine Anerkennung der
Hierarchien zufallen. Es gab natürlich noch eine Möglichkeit. Eine riskante
zwar, aber die einzige, wollte er Kopf der Untersuchung bleiben …
    »Einen vergleichbaren Fall hat es in Wien noch nicht gegeben.
Vielleicht sollte die Polizei ein Zeichen setzen, dass sie sich seiner
Bedeutung bewusst ist und ihm die gebührende Aufmerksamkeit schenkt,

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