Menschheit im Aufbruch - Teil 1
Zähmungsexpedition. Gelingt es uns, ihnen frühzeitig einen erheblichen Schlag zu versetzen, dann könnte sie das aus dem Gleichgewicht werfen. Wir hätten dann Gelegenheit, ihnen mehr Schaden zuzufügen, als wenn sie unsere Gegenwehr erwarteten. Bisher hatten wir Erfolg, in Zukunft aber müssen wir sehr viel Glück haben.“
„Wir müssen uns auf unser Glück verlassen“, sagte Bannermann und neigte sich vor. Er schlug mit seiner rechten Faust in. die linke Hand, um seinen Worten Nachdruck zu geben. „Wenn wir sie zuerst schlagen können …“ Seine Spannung lockerte sich. Er lehnte sich zurück und ließ den Satz unbeendet. Brady war ebenfalls von dem ungeheuren Vorteil überzeugt, der sich aus dem Überraschungsmoment ergeben mußte. Unter den Verhältnissen, denen sie sich gegenübersahen, war das Überraschungsmoment vielleicht der einzige entscheidende Faktor.
„Eine Woche vor Ablauf der Frist wird die Antwort den Centauranern zugeschickt“, führte der Präsident etwas nüchterner fort. „Zu diesem Zeitpunkt werden die Flotten bereits in Position sein. Ehe die Centauraner den nächsten Zug tun, können wir nichts weiter unternehmen. Ich rechne nur mit einer feindseligen Antwort.“
„Das müssen wir annehmen, Sir!“ Brady erhob sich. „Wenn ich Ihre Erlaubnis habe, möchte ich gehen. Ich muß eine Kopie meines schriftlichen Berichtes dem Direktorat der Streitkräfte unterbreiten.“
Bannermann erhob sich gleichfalls und nickte. „Ich will Sie nicht zurückhalten, Brady“, sagte er. „Nächste Woche werde ich nach Lake Success zurückkehren. Ich möchte, daß Sie mich dorthin begleiten. Erholen Sie sich in der Zwischenzeit ein wenig. Sie haben das nötig, denke ich. Es wird lange dauern, bis Sie wieder in Urlaub gehen können.“
Sie tauschten einen Händedruck, und Brady ging. Im Vorraum händigte er dem Sekretär seinen Bericht aus und trat in die frische Luft und den Sonnenschein hinaus.
5. Kapitel
Zehn Tage nachdem die Regierung die Antwort der Erde auf ihre Note erhalten hatte, näherte sich die centauranische Schlachtflotte der Bahn des Pluto. Die Eile, mit der sie ihre Flotte in Marsch setzten, war von den schweren Vorwürfen ausgelöst worden, welche sie vom zentralen galaktischen Rat wegen der falschen Behandlung der ganzen Angelegenheit hatte einstecken müssen.
Mit aller nur möglichen Eile wurde die Hauptflotte zur Entgeltung der unverschämten Haltung ihren Freundschaftsbezeugungen gegenüber in Marsch gesetzt. Der Kommandant der Flotte hatte den Befehl zu schädigen, aber nicht zu zerstören, zu, verkrüppeln, aber nicht zu töten. Sein Befehl lautete, soviel Schaden anzurichten, wie er nur konnte, ohne die Rasse der Emporkömmlinge, welche die drei Planeten von Sol bewohnten, auszulöschen. In der blinden Zuversicht, welche von völliger Unwissenheit erzeugt wurde, näherte er sich mit seinen Schiffen dem ihm angegebenen Ziel, ohne den geringsten Versuch einer Erkundung zu machen, ob nicht in den Verstecken des Sonnensystems eine Gefahr auf sie lauerte. Die Schiffe waren sorgfältig gegen die geheimnisvollen Donnerschläge isoliert, die vor einigen Jahren das Schiff ihrer Gesandtschaft zerstört haben sollten. Gläubig hatten sie die elektrischen Leitungen kopiert, welche von den irdischen Technikern an dem zweiten Gesandtschaftsschiff angebracht worden waren. Ihr eigener technischer Stab wertete es als ein Zeichen wissenschaftlicher Rückständigkeit der Erdbewohner, daß sie in der Lage waren, das Leitungssystem nachzubauen. Es kam ihnen gar nicht in den Sinn, daß die Einfachheit in direktem Verhältnis zu seiner Wertlosigkeit stehen konnte.
Die Flotte kam in voller Stärke, ohne Jäger und mit keiner anderen Vorbereitung gegen einen Angriff, als dem Schutz des Strahlengitters. Dieses Schutzes bedienten sie sich mehr aus Gewohnheit als aus Sorge um ihre Sicherheit.
Die Nachricht von ihrer Ankunft wurde der Erde durch automatische Detektorstationen übermittelt, welche auf den Satelliten des Pluto und Saturn lagen. Es waren Stationen, die ihre Aufgabe mit Genauigkeit erfüllten, ehe sie unter dem zerstörenden Beschuß der Kreuzer verschwanden, die zu diesem Zweck von der Hauptflotte abgesandt wurden.
Der Kommandant gab seiner Überraschung über die fortschrittliche Beobachtungsmethode Ausdruck, welche die Erdbewohner entwickelt hatten. Er vertraute jedoch so sehr auf die Mittel, die ihm zur Verfügung standen, daß er dies nicht als eine Warnung ansah, die
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