Menschheit im Aufbruch - Teil 1
die Fensterscheiben. Selbst in diesem Schein konnte er am ebenholzfarbenen Himmel die Sterne schimmern und blinken sehen. Es war zwei Stunden vor Sonnenaufgang.
„Ja, Sir, es ist eine wunderbare Nacht“, erwiderte er.
„Nein, Kapitän, das meine ich nicht.“ Bannermann schüttelte den Kopf. „Zwei Stunden lang habe ich aus diesem Fenster gesehen und auf Sie und Ihre Nachricht gewartet. Ich habe da draußen die Sterne flackern sehen, einige hell, einige schwach. Für jeden, den ich sehe, gibt es Tausende, die ich nicht sehen kann.
Da draußen ist das größte Imperium des Universums, das größte, weil es nämlich das Universum ist. Seit Tausenden von Jahren haben die Menschen davon gewußt und geträumt. Sie haben ihren Ehrgeiz darum gesponnen, Geschichten davon erzählt, und Jahrhunderte lang nur mit dem einen Ziel im Auge gearbeitet, es zu erobern. Wir sind die Glücklichen, welche den Höhepunkt dieses Ringens erleben, das nur darum geht, diese Träume Wirklichkeit werden zu lassen. Und heute nacht sterben einige von uns bei diesem Versuch. Nicht etwa, weil wir ihn gewollt haben, sondern weil uns der Kampf aufgezwungen wurde.
Wir sind unserem Schicksal tausend Jahre vor der Zeit begegnet, einfach darum, weil uns andere nicht in Ruhe lassen wollten. Heute nacht sterben wir, oder die menschliche Rasse wird heute nacht zur größten Einzelmacht, welche die Milchstraße je gekannt hat. Ich habe mich gefragt, ob wir reif dafür sind, ob wir stark genug sind, alles zu halten. Denn wenn wir nicht stark genug sind, selbst wenn es uns gelingt, die Rihnaner und ihre Verbündeten gehörig zu verprügeln, wird die Milchstraße wieder in die unzivilisierte Barbarei zurückfallen, und wir werden das zerstört haben, was sie so lange Zeit zusammengehalten hat.“
Brady wurde es unbehaglich. Alles, was Bannermann sagte, konnte wahr sein, denn die Kraft der drei Planeten war nahezu mikroskopisch, wenn man sie mit der Stärke des rihnanischen Imperiums verglich.
„Ich denke nicht, daß ich mir darüber den Kopf zerbrechen würde, Sir. Wir haben einen langen Weg vor uns, bis wir dieses Stadium erreichen. Die Centauraner sind eine Gefahr, aber die Rihnaner“ – er schüttelte den Kopf – „das ist eine ganz andere Sache. Wenn wir die Centauraner schlagen, bin ich der Ansicht, daß wir ein Abkommen mit den Rihnanern treffen müßten.“
„Interessensphären?“ unterbrach ihn Bannermann.
„Ja, so etwas Ähnliches.“
„Ich denke, nein. Solche Abkommen funktionieren niemals. Wir haben unsere eigene Geschichte, die uns das lehrt. Ich glaube, das Universum wird zu klein werden, um uns und die Rihnaner zu beherbergen, ganz genauso, wie die Erde zu klein wurde, um die alten Nationalreiche zu beherbergen. Der Schwächere wurde an die Wand gedrückt. Auch in diesem Falle, nehme ich an, wird der Schwächere an die Wand gedrückt werden.“
Jäh unterbrach er seine Rede, als das Telefon auf seinem Tisch zu läuten begann. Brady erhob sich, ging zum Tisch und betätigte den Schalter, der das Mikrofon des Interkom aktivierte.
„Büro des Präsidenten. Hier Brady.“
„Kapitän Brady, hier Operationen.“ Die Stimme war hastig und erregt. „Bericht von der Mondstation, Sir. Er lautet: ‚Von Admiral Befehlshaber Erdflotte Nummer Eins an Präsident. Feindkräfte fast völlig zerstört. Überlebende fliehen Richtung Uranus. Unbekannte Anzahl zur Kapitulation auf Mond gelandet. Irdische Verluste sechzehn Schiffe, Feindverluste über zweitausend. Ende.“
Bradys Gesicht hatte vor Erregung alle Farbe verloren. „Bericht erhalten“, gab er durch. „Ich lasse diese Verbindung für weitere Meldungen offen. Geben Sie sofort nach Einlaufen weiter.“
Er wandte sich zu Bannermann um, der noch immer seinen Blick durch das Fenster in die Ferne schweifen ließ. Gerade als sich der Präsident ihm langsam zuwandte, läutete das Telefon erneut kurz auf, und die gleiche Stimme meldete: „Bericht von Mondstation. Er lautet: ‚Von Kommandant Mondstation an Präsident. Sechsunddreißig Schiffe Feindklassifizierung zur Kapitulation gelandet, weitere kommen noch. Bericht von Erdflotte Nummer Zwei, ausgestrahlt von Phobos, lautet: Über vierhundert Feindschiffe in fünfzehn Minuten zerstört. Weiterer Bericht folgt. Ende.“
Mit brennenden Augen stand Brady am Tisch. Sein Körper bebte förmlich vor Erregung. Bannermann saß ruhig, und schweigend in seinem Sessel. Seine Augen leuchteten im Schein der Tischlampe.
„Schauen Sie nicht
Weitere Kostenlose Bücher