Menschheit im Aufbruch - Teil 1
Erdschiffe hatte bei der ersten Raumschlacht die Feuertaufe erhalten, und alle waren von dem einen Wunsch beseelt zu sehen, wie sich das Reich der Menschheit zwischen den Sternen ausbreitete.
Die Nachricht von dem Abfall der Centauraner mußte die benachbarten Gebiete der Milchstraße erreicht haben. Binnen weniger Tage, sicherlich aber bis zu dem Zeitpunkt, an dem die irdische Flotte innerhalb des centauranischen Systems verteilt war, mußten die Rihnaner etwas tun. Aber der erwartete Gegenangriff kam nicht. An der Grenze war alles ruhig. Es war in der Tat viel zu ruhig, denn die besorgten Wächter konnten nicht einmal ein Aufklärungsschiff entdecken. Die Tage dehnten sich zu einer Woche, dann zu zwei und schließlich zu drei Wochen.
Der Befehlshaber der vereinigten Erdflotte hielt verschiedene Lagebesprechungen ab, von denen die letzte genauso ergebnislos verlief wie die vorhergegangenen. Auch die Psychologen waren diesmal verblüfft. Jeder Tag, den die Rihnaner verstreichen ließen, festigte die irdische Stellung mehr und mehr: Immer neue Verstärkungen trafen vom Sonnensystem ein. Das Beweismaterial deutete darauf hin, daß, wenn die Rihnaner ihre Kämpfe nicht selbst führten, sie wenigstens eine elementare Vorstellung vom Wert der Zeit hatten. Zeit also war etwas, das die irdische Flotte brauchte und die Rihnaner schlecht zu verschenken hatten.
Brady befragte inzwischen den centauranischen Präsidenten und die Ratsmitglieder über die Gründe, die ihre vormaligen Meister veranlaßten, weder ein feindliches noch versöhnliches Zeichen zu geben. Von allen erhielt er die gleiche Antwort, denn sie wußten es, nicht und konnten es auch nicht vermuten.
Seit ihrer Kapitulation war ihr Eifer, den Erdbewohnern so viel wie möglich zu helfen, beinahe pathetisch. Offenbar hatte sie die Stärke der Erdflotte überrascht, denn sie war zwar kleiner, aber augenscheinlich mächtiger als ihre eigene verhängnisvolle Armada. Sie waren bemüht, sich als Verbündete des neuen Regimes zu erweisen.
Was die Centauraner betraf, so waren sie sich ebenso im unklaren über die Rihnaner wie Brady selbst. Sie gaben sich keine Mühe, es zu verbergen. Zuerst hatten sie die Vergeltung befürchtet. Später, als sie sahen, daß die Erdflotte ihnen ein gewisses Maß von Schutz gewährte, wich die Furcht der Erleichterung. Ein Monat war verstrichen. Die Erleichterung machte allgemeinem Kopfzerbrechen und einer Art Panikstimmung Platz. Sie waren überzeugt, daß das Nichterscheinen der Rihnaner darin begründet lag, daß sie von dem wirkungslosen Gebrauch ihrer Waffen gegen die Eindringlinge gehört hatten und nun eiligst dabei waren, neue und gewaltigere Zerstörungsmittel zu erfinden, Waffen, gegen die es keinerlei Verteidigungsmittel geben würde.
*
Sherman, der Admiral der Flotte, verbrachte manche Stunde zusammen mit Brady in seiner Privatkabine an Bord des Flaggschiffes. Diese Stunden wurden immer enttäuschender, denn es gab nur Vermutungen und keine Gewißheit, nach der sie sich bei ihren Operationen richten konnten. Gewiß, die Zeit arbeitete für sie, aber der Admiral wies bei verschiedenen Gelegenheiten darauf hin, daß die Zeit ein zwei schneidiges Schwert war, denn sie konnte für die Rihnaner ebenso zum Vorteil werden, wie sie es gegenwärtig für die Erde war.
Bei einer der Konferenzen schlug Brady vor, ein kleines Aufklärungsschiff zu nehmen und zu versuchen herauszufinden, was draußen vorging.
„Wir könnten einen umgebauten centauranischen Kreuzer nehmen. Zu unserer Erdbesatzung nehmen wir als Tarnung noch ein paar Centauraner mit“, schlug er vor. „Schließlich, Sir, haben wir nicht viel zu verlieren. Im ungünstigsten Falle sind es eine Handvoll Leute, während wir auf der anderen Seite vielleicht wichtige Informationen sammeln können.“
Sherman nickte zustimmend. „Jedenfalls kann es, wie Sie schon sagten, keinen Schaden anrichten. Wir unternehmen wenigstens etwas, statt nur darauf zu warten, daß etwas geschieht.“ Er sah Brady fragend an. „Ich denke, es wäre gut, wenn Sie das Schiff kommandieren, Brady. Wie steht es?“
Brady lächelte offensichtlich vergnügt. „Ist das ein Befehl, Sir?“
Sherman nickte. „Ich überlasse es Ihnen, alle Anordnungen zu treffen, die Sie für nötig erachten. Riskieren Sie aber nichts unnötig. Bleiben Sie, der Sicherheit wegen, bitte nicht länger als eine Woche fort.“
„Soll ich irgend etwas von unserer Ausrüstung an dem Schiff anbringen lassen,
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