Menschheit im Aufbruch - Teil 1
den er ihnen bot, zu greifen. Wenn er versagte … Trübe starrte er durch den Port der Kabine auf das sich langsam bewegende Bild des Himmels, wo fremde, veränderliche Konstellationen an seinem Blick vorüberzogen.
Durch das Gewirr seiner Gedanken mußte sich das Summen des Alarmsignals einen Weg zum Gehör erkämpfen. Selbst als er in automatischer Hast nach seiner Jacke griff, fragte er sich, ob er den tiefen Summlaut wirklich gehört hatte. Zwei Sekunden später ertönte er erneut, und bevor er zu Ende war, hatte Brady die Kabine verlassen und war auf dem Wege zum Kontrollraum. Murphy war auf Wache. Er wandte sich rasch um, als Brady eintrat, und wies wortlos auf die weiße Scheibe des Subraumdetektors. Ein roter Fleck flackerte genau in der Mitte, ein Fleck, der nicht da sein würde, wenn sich nicht ein anderes Schiff in Detektornähe befunden hätte.
„Wie weit?“ fragte Brady.
„Fünf Millionen, beinahe geradeaus und auf gleichem Kurs. Es fährt aber langsamer als wir, daher werden wir es bald eingeholt haben“, gab Murphy zur Antwort.
Bradys Zunge fuhr über die vor Erwartung ausgetrockneten Lippen.
„Haben Sie schon Signal gegeben?“ fragte er.
Murphy nickte. „Ja, ich ließ von den Centauranern das Standardsignal für Beidrehen geben. Sie sagen, wir würden schon mit ihnen reden können.“
„Ich hoffe es. Machen Sie eine Enterparty fertig, sobald wir aus dem Subraum herausschalten. Ich möchte nicht, daß sie uns eine Party herüberschicken, wenn ich es vermeiden kann.“
„Sollten wir nicht besser einen von unseren Leuten mitschicken, um die Centauraner im Auge zu behalten, Sir?“ fragte Murphy.
„Ja, ich gehe selbst“, antwortete Brady grimmig. Sein Grinsen wurde noch breiter, als er Murphys Enttäuschung gewahrte. „Ich werde einen tragbaren Sender am Handgelenk mitnehmen, damit alle Gespräche übertragen werden können. Lassen Sie ein Bandgerät laufen, damit Sie die Übersetzung bekommen. In Ordnung?“
Murphy nickte. „Meinen Sie nicht, Sir, es wäre klüger, einen ändern zu schicken?“ fragte Murphy hoffnungsvoll.
„Zum Beispiel Sie?“
„Nun …“
Brady schüttelte den Kopf. „Nein. Das ist eine Arbeit, die ich selber erledigen werde. Außerdem möchte ich mir gern das Schiff ansehen.“
Resigniert verzog Murphy den Mund. „Ich werde alles vorbereiten, Sir, wenn Sie solange hier übernehmen wollen.“
„Weitermachen“, sagte Brady und wandte seine Aufmerksamkeit zur Scheibe mit dem roten Punkt, der immer größer wurde.
Eine Minute später kam der Nachrichtenoffizier und meldete, daß das Signal zum Beidrehen, welches die Centauraner gesandt hatten, bestätigt worden sei. Das andere Schiff sei bereit, Nachrichten und, wenn möglich, auch einige Vorräte auszutauschen.
„Vorräte?“ wiederholte Brady fragend.
„Jawohl, Sir. Es scheint eine Gewohnheit hier draußen zu sein, daß, wenn sich in der Milchstraße zwei Schiffe der verschiedenen Rassen treffen, sie anhalten und Gegenstände austauschen. Wenigstens haben mir das die Centauraner erzählt. Oft hat ein Schiff Sachen an Bord, die für die anderen sehr kostbar sind, und umgekehrt. Daher tauschen sie untereinander, und jeder ist zufrieden. Ich habe mir die Freiheit genommen, ihnen zu sagen, sie könnten ein paar Sachen fertigmachen, Sir“, schloß der Nachrichtenoffizier halb entschuldigend.
„Na ja, wenn man in Rom ist, muß man wie der Römer tun“, zitierte Brady. „Gut, aber sorgen Sie dafür, daß sie nicht zuviel mitnehmen, und sehen Sie nach, ob auch nichts von der Erde dabei ist.“
Zehn Minuten später trieben beide Schiffe in etwa einer Meile Abstand bei gleicher Geschwindigkeit und Richtung. Brady befahl der Enterparty, sich bei dem kleinen Rettungsboot einzufinden und auf ihn zu warten. Bevor er Murphy verließ, befahl er ihm, nichts Törichtes in seiner Abwesenheit zu tun.
8. Kapitel
Das Rettungsboot glitt leicht aus seiner Bucht in dem größeren Schiff und kreuzte mit seinen fünf Passagieren langsam durch den Raum, der es von dem anderen Schiff trennte.
Traurig schüttelte Murphy den Kopf, als das Rettungsboot von dem Aufklärer abstieß. Er sah, wie sich das winzige Schiff langsam auf den fremden Kreuzer zubewegte, und indem er seinen Lauf verfolgte, fühlte er sich alles andere als glücklich. Ganz abgesehen von seinem eigenen Wunsch, die Enterparty selbst zu führen, fand er, daß es eine schlechte Taktik von Brady war, dieses Risiko persönlich auf sich zu nehmen.
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