Menschheit im Aufbruch - Teil 2
verheerende Folgen haben würde. Obwohl darauf vorbereitet, verwirrte und überraschte die Plötzlichkeit des Auftauchens der Rihnaner die ganze Flotte für etwa fünf Sekunden. Wie später festgestellt wurde, verschwanden während dieser fünf Sekunden dreiundsiebzig Schiffe in dem wütenden Feuerbrand, der die Flotte traf.
Trotz dieser fünf Schrecksekunden funktionierte Shermans Strategie. Ohne die von Brady überbrachte Warnung wäre der Zeitverlust sechsmal so groß gewesen, und die erlittenen Verluste hätten ihre Schlagkraft erlahmt. Dann wurde das Feuer erwidert. Erst ein Schiff, dessen Besatzung schneller reagiert hatte als die andern, und dann folgte im Nu die ganze Flotte. Die Rihnaner schwankten unter der Bösartigkeit des Schlages, den sie nicht erwartet hatten, und sahen, wie ihre massierten Reihen unter der blitzartigen Reaktion ihrer Feinde mit bestürzender Schnelligkeit zerbröckelten.
Sherman gab nur zwei Minuten Feuer, aber in diesen zwei Minuten waren die Verluste des Feindes ungeheuer. Die Reaktion der Rihnaner war genauso, wie Brady vorhergesagt hatte. Selbstmordtaktiken wurden angewendet. Wild stürzten sie ihre Schiffe gegen die irdischen Schutzstrahlen und nahmen in einem brillanten Schauspiel von Feuer und Flammen ihre Widersacher mit in die Vernichtung.
Sherman gab der Flotte das Signal, sich hinter dem Unsichtbarkeitsfeld in Deckung zu bringen. Als das Flaggschiff den Frieden der Finsternis des Feldes aufsuchte, wandte sich Sherman mit grimmigem Gesicht an Brady, der neben ihm stand.
„Wir haben schwere Verluste erlitten. Ich hoffe, wir können sie tragen.“
„Die Verluste der Rihnaner sind schwerer, Sir. Ich wette, daß unser Verschwinden sie niedergeschmettert hat. Hoffen wir, daß Thornton den Vorteil ausnutzen kann, den wir ihm gegeben haben“, erwiderte Brady. Sherman schaute auf die Wanduhr. „Ich gebe ihm zehn Minuten Zeit. Mit dem Überraschungsmoment zu seinen Gunsten sollte er in der Lage sein, mehr in dieser Zeit zu erreichen als wir.“
„Ich würde sehr viel dafür geben, bei den Rihnanern gewesen zu sein, als wir verschwanden“, bemerkte Brady mit leichtem Grinsen. „Es muß für sie ein schwerer Schock gewesen sein.“
„Und ich hoffe, es war nicht der letzte, den sie bekommen haben.“
*
Langsam vertickten die Minuten. Auf der Brücke stieg die Spannung, als sich die Zeit näherte, da sie wieder aus dem Feld zurückschlüpfen würden. Brady netzte seine Lippen und sah zu, wie der Zeiger der Wanduhr auf jenen Zeitpunkt zuglitt, den Sherman vorher festgesetzt hatte. Rings um ihn her konnte er die Spannung der Offiziere und Mannschaften auf der Brücke spüren, während Sherman vor dem Kontrollbrett ein paar Schritte auf und ab ging. Um seinen eigenen Tatendrang zu verbergen, hielt er die Hände ineinander fest auf den Rücken gepreßt.
In dem Summen der Unterhaltung lag ein Eifer, der die Gemütsverfassung der Offiziere offenbarte. Brady fing Bruchstücke der Unterhaltung auf und versuchte, sich zu konzentrieren, um seine Gedanken von dem langsam vorrückenden Zeiger abzulenken. Bevor er jedoch aus den Fetzen der Unterhaltung ein zusammenhängendes Bild gewann, hörte er, wie Sherman bellte: „Zwanzig Sekunden. Feldkontrolle beistehen!“
Augenblicklich herrschte Schweigen. Alle Augen wandten sich der Uhr zu. Vollste Aufmerksamkeit wurde dem kleinen Zeitmesser gewidmet, der in die Zukunft wies. Der Zeiger auf der oberen Skala des Zifferblattes übersprang die Markierung Null, und augenblicklich schaltete die Feldkontrolle die Energiezufuhr für den Feldkreislauf ab. Brady hörte, wie jemand murmelte: „Hier kommen wir.“ Dann schnellten sie in die Wirklichkeit des Universums zurück.
Es war, als tauchten sie aus einer Oase des Friedens in der Hölle auf, denn der ganze Raum um sie war eine feurigflammende Sintflut des Chaos. Kein Zweifel, Thorntons Schwadronen hatten ihre Arbeit gut geleistet. Aus dem Wirrwarr, das sie grüßte, konnte sich Brady die Szene vorstellen, als die Rihnaner von einer Flotte in ihrem Rücken überfallen wurden, von deren Existenz sie keine Ahnung hatten, und die sie schlug, während sie noch über das erstaunliche Verschwinden eines offenbar geschlagenen Gegners stutzten. Von Thorntons Flotte selbst war nichts zu sehen. Sie hatte Sekunden vorher den Schutz des Feldes aufgesucht. Das zeitliche Übereinstimmen der Operation war Shermans Stab zu verdanken, der sie vorbereitet hatte.
Thornton hatte bei seinem
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