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Mephisto

Mephisto

Titel: Mephisto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Mann
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»Na, wenn das so ist, mein Süßer – wenn sich das so verhält –, dann kannst du wohl nicht erwarten, daß deine Schöne dich noch mit besonderem Respekt behandelt!«
    Er berichtete von Barbaras Morgenritten, die er als eine ständige Provokation empfand; er beklagte sich über all ihre stolzen Extravaganzen – »aus den weichen Eiern macht sie sich einen Cocktail, mit zehn scharfen Saucen, und schaut noch auf mich herab, weil ich mein Ei wie ein gewöhnlicher Sterblicher aus der Schale esse! Alles in meiner Wohnung muß möglichst genau so sein, wie in den Häusern ihres Vaters und ihrer Großmama. Deshalb hat sie auch nicht erlaubt, daß ich mir den kleinen Böck als Diener nehme –; ein sehr braver Junge, mir treu ergeben, mit ihm hätte sie sich nicht gegen mich verschwören können. Aber nein – ein Mensch, der zu mir hält, das duldet sie in unserem Haushalt nicht. Da sucht sie Ausreden und behauptet, der kleine Böck würde die Wohnung nicht in Ordnung halten – dabei kennt sie ihn überhaupt nicht, er ist seit Jahren mein Garderobier, und ich kann es beschwören: er ist die personifizierte Ordnungsliebe. Statt seiner haben wir nun irgendeine unsympathische alte Person, die zwanzig Jahre lang Zimmermädchen auf dem Gut der Generalin war: damit sich nur ja nichts ändert im Leben der gnädigen Frau!«
    Dies alles hörte die Schwarze Venus sich geduldig an. Sie mußte auch zur Kenntnis nehmen, daß Barbara in guten Hamburger Häusern verkehre – »bei Geheimräten oder Bankdirektoren!« sagte Hendrik gehässig –, in die er, der Schauspieler Höfgen, nicht eingeladen, oder doch nur auf eine verächtliche Art, die ihn zur Absage zwang, ›miteingeladen‹ wurde. Barbara besuchte lauter Örtlichkeiten, die ihm fremd und feindlich schienen – Hörsäle oder Salons. Auch ihre große und verzweigte Korrespondenz bedeutete ihm ein Ärgernis. Immer schrieb oder empfing sie Briefe, Hendrik wußte nicht einmal, wer die Leute waren, mit denen sie in so reger Verbindung stand: darüber beklagte er sich bitter bei der Schwarzen Venus. Ob Juliette nicht auch der Ansicht sei, daß in den Episteln, die Barbara an ihren Vater, an die Generalin oder an ihren fatalen Jugendfreund, diesen Sebastian sandte, hauptsächlich Dinge standen, die herabsetzend für ihn, für Hendrik waren? Prinzessin Tebab konnte und wollte diese Möglichkeit nicht bestreiten. »Sicher macht sie sich schriftlich über mich lustig!« rief Hendrik erregt. »Wenn sie kein schlechtes Gewissen hätte, würde sie mir gewiß einmal eine von den vielen Antworten zeigen, die sie bekommt. Aber niemals kriege ich etwas zu sehen.« Diesen Umstand fand Hendrik besonders deshalb sehr schlimm und auffallend, weil er seinerseits Barbara mehrmals die Briefe gezeigt hatte, die er von seiner Mutter, Frau Bella, empfing. »Das tue ich aber nie mehr«, erklärte er nun der dunklen Königstochter mit Entschiedenheit. »Wozu soll ich sie ins Vertrauen ziehen, wenn sie doch ihrerseits nichts treibt als Heimlichkeiten? Und übrigens hat sie auch noch die Frechheit, über die Briefe meiner Mutter zu lachen.« – Wirklich hatte Barbara sich herzlich amüsiert, als Hendrik ihr den Brief zeigte, in dem Frau Höfgen vom Ende der neuesten Verlobung Josys berichtete. »Natürlich sind wir alle sehr froh darüber, daß die Sache noch einmal so gut abgelaufen ist«, schrieb die arme Mama. Hierüber hatte Barbara lange lachen müssen, und übrigens hatte Hendrik sich an ihrer Fröhlichkeit beteiligt: in jenem Augenblick fand er selber die Briefstelle ebenso drollig, wie sie Barbara schien. Nachträglich erst kam der Ärger, den er nun der Schwarzen Venus mit gereizten und klagenden Worten mitteilte: »An ihrer Familie ist alles heilig!« rief er aus. »Über die Frau Generalin und ihre Lorgnette darf man nichts sagen. Meine Mutter aber wird verspottet.«
    Mit solchen Erzählungen und Lamentationen endeten die Visiten in Juliettens düsterer Dachkammer. Ehe Hendrik die fünf Mark auf dem Nachttisch deponierte und ging, sagte er seiner Prinzessin, daß er sie viel viel mehr liebe als Barbara. »Das ist ja gar nicht wahr«, antwortete Juliette mit ihrer ruhigen und tiefen Stimme. »Du lügst ja schon wieder.« Daraufhin zeigte Hendrik ein vieldeutiges, schmerzliches, höhnisches, versonnenes Lächeln. »Lüge ich?« fragte er leise. Und dann – plötzlich mit einer hellen Stimme und das Kinn hochgereckt: »Na, ich muß ins Theater …« –
    Die Proben zu der neuen Inszenierung

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