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Mercy, Band 2: Erweckt

Mercy, Band 2: Erweckt

Titel: Mercy, Band 2: Erweckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Lim
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Als Mittelpunkt seiner Welt.
    Eine Vision von Luc erfüllt mich: wir beide eng umschlungen, in einer blühenden Laube, die Luft von schweren Düften erfüll t – Neroli, Jasmin, weiße Magnolien, Orangenblüten, ein Meer vielfältiger Blüten, wie sie keine Menschenhand jemals hätte zusammenbringen können. Das war unser Ort, die hängenden Gärten, die er für mich allein erschaffen hatte. Ein Ort, den ich seit jenem Tag nur noch in meinen Träumen sehe, der wohl für immer verloren ist.
    „Ich will nur eins“, wispert er mir zu und schmiegt seine Stirn an meine, „dein immerwährendes Glück. Du bist das Beste und Teuerste in meinem Leben. Wenn du nicht bei mir bist, kann nichts je möglich, je vollkommen sein. Ich gelobe es im Angesicht der Elemente in all ihrer stummen Herrlichkeit.“
    Die Erinnerung ist so lebendig, und als ich aufblicke und Ryan statt Luc vor mir steht, spüre ich, wie mein Gesicht sich verzerrt. Ein namenloser Schmerz erfasst mich, und ich frage mich, wie ich so leiden und dennoch weiterleben kann.
    Ryan zieht mich enger an sich. „Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich dich vermisst habe. Mein Leben war eine einzige Qual, seit du fort bist.“
    Er blickt auf mich herunter, streicht über mein langes dunkles Haar. „Diesmal schrecken sie vor nichts zurück. Sie haben es tatsächlich geschafft, mich aus deinem Gedächtnis zu löschen. Wirklich, ich hätte nie geglaubt, dass sie dich noch mehr verwirren könnten als bisher. Ich würde Raph ja gratulieren zu dieser Leistun g – wenn ich nicht so wütend auf ihn wäre, dass ich ihn am liebsten vernichten würde.“
    Ich runzle die Stirn: Irgendetwas stimmt nicht an seinen Worten, aber was?
    Ryan tritt zurück, hält mich auf Armeslänge von sich, um mich besser betrachten, mir richtig in die Augen sehen zu können. Und da erkenne ich mit Schrecken, dass ich in meinem eigenen Körper vor ihm stehe, meine Gewänder umwehen mic h – weiß, schimmernd, geisterhaf t –, obwohl sich kein Windhauch im Zimmer regt. Lelas schlafende Gestalt liegt neben mir im Sessel eingerollt. Ich bin ich selbst, so wie ich war, bevor ich dazu verdammt wurde, in alle Ewigkeit auf der Erde umherzuirren.
    In diesem Moment trifft mich die Wahrheit wie ein Keulenschlag. „Das ist ein Traum“, fauche ich, „wenn ich erwache, bist du wieder fort. Und ich erinnere mich nicht an dich.“
    „Du erinnerst dich auch jetzt nicht an ‚mich‘“, sagt Ryan, „aber du musst dich erinnern, das ist wichtig. Der erste Schritt.“
    Und auf einmal ist es nicht mehr Ryan, der mich in seinen Armen hält, sondern Luc. Er war es die ganze Zeit.
    „Du bist enttäuscht“, sagt er, mit einem neugierigen, wachsamen Ausdruck in den Augen.
    „Nein, natürlich nicht“, erwidere ich schnell. „Wie könnte ich? Da du es doch immer warst.“
    Schwankt meine Stimme wirklich bei diesen Worten oder kommt es mir nur so vor? Luc darf nichts merken, denn jetzt dreht er mich leicht herum, der Raum löst sich auf, wie es nur im Traum möglich ist. Dann finde ich mich Arm in Arm mit ihm an einem einsamen Strand im Mondschein wieder. Ich kenne diesen Ort, habe ihn einmal durch die Augen einer anderen gesehen. Er ist verlassen, kein Lebewesen weit und breit außer uns beiden. Grau, stürmisch, riesige Wellenberge, und weiter draußen in der Tiefe lauert ein gefährliches Riff, das wie eine Teufelskrone geformt ist.
    Der Seewind tobt, peitscht den Sand durch unser Haar, gegen unsere brennende Haut, und trotz des Lärms höre ich Luc murmeln: „Was, denkst du, würde es kosten, dir dein Geheimnis zu entreißen?“
    Ich schüttle den Kopf, bin zu keiner Antwort fähig. Das Toben der Elemente draußen ist nur ein Echo des Aufruhrs in meinem Inneren.
    Wir stehen im Auge des Sturms aller Stürme. Blitze durchzucken die Schwärze der Nacht, schlagen im fernen Wasser ein, lassen den Horizont aufflammen, erleuchten die kahle Küstenlinie, die schroffen Felsen, die wie gierige Finger, wie Klauen jenseits des Flachwassers aufragen, die wild peitschenden Äste der Uferbäume, die einem dicht gedrängten Heer von Untoten gleichen.
    „Ich habe dich nicht vergessen“, wispert Luc im Wüten der Elemente. „Ich habe nichts vergessen, nichts von allem, was wir gesagt oder getan haben. Ich bin besessen von meinen Erinnerungen an dich. Sie fressen mich auf, bei lebendigem Leib. Warum kann ich dich nicht finden? Warum gibst du dir nicht mehr Mühe, mich zu finden?“
    „Mehr Mühe?“, rufe ich,

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