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Mercy, Band 2: Erweckt

Mercy, Band 2: Erweckt

Titel: Mercy, Band 2: Erweckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Lim
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Staub, Gas und Strahlung, als hätten diese Dinge keine Macht über uns. Bei Sturzfahrten sollte man das Atmen nicht vergessen. Aber ich bin in Panik, mir ist so schwindlig, dass ich fast das Bewusstsein verliere.
    Luc hält mich noch fester, verstärkt seinen Würgegrif f – und wir rasen durch einen Asteroiden von der Größe eines fünfstöckigen Hochhauses.
    Die Zeit steht still, und wir schweben durch die kristalline Struktur, als wären wir in unsere Grundpartikel zerstäubt, atomisiert, mit dem Gestein verschmolzen. Luc ist noch er selbst, ich auch, wir sind zwei getrennte Wesen, und doch auf seltsame Weise ineinander verstrickt, während wir die feste Materie durchstoßen. Ein Gefühl, das zugleich vertraut und haarsträubend fremd ist.
    Als wir endlich wieder aus dem Asteroiden auftauchen, heil und getrennt, erstrahlt mein Torso, mein ganzes Selbst in einer blendend weißen Flamme, und ich seh e …
    … eine Vielzahl von Leben, die sich vor mir ausbreiten, unzählige Existenzen, die ich alle einst gelebt habe, die ich immer wieder leben werde. Manche enden abrupt, wie etwas Unfertiges, Misslungenes; manche währen viele Jahre, gehen scheinbar endlos weiter. Aber dann verlagert sich etwas, die Zeit läuft vorwärts, und ich fange flüchtige Bilder auf vo n …
    … blutige Reichsgründungen: die Qin-Dynastie? Der Fall von Samarkand? Troja wird belagert, Antiochien und Jerusalem; das Gemetzel in der Bartholomäusnacht in Paris, Gassen, in denen Blut fließt. Und all das geschieht jetzt, in diesem Moment, nicht in längst vergangener Zeit. Um mich herum rennen Menschen in alle Richtungen davon, flüchten blindlings vor der Gefahr wie Ameisen vor einem Fuß, der sie zertreten will, und mitten in diesem Grauen durchzuckt mich der Gedanke, dass Menschen, nicht anders als Ameisen, immer dieselben Fehler machen und sich über Generationen hinweg blindwütig gegenseitig zerstören.
    Kriege zu Pferd, zu Schiff und in der Luft; Kreuzigungen, Enthauptungen, Verbrennungen; Explosionen, Erdbeben, Tsunamis; blutiger Völkermord, Gemetzel im Namen Gottes; Tod und Vernichtung in einem Ausmaß, dass ich die Sterne nur wie durch einen Blutschleier wahrnehme, Leben in extremis , und ich keuche: „Warum zeigst du mir das alles?“
    „Weil es dein Werk ist“, erwidert Luc. „Dein eigenes Selbst will dir auf diese Weise sagen, dass du endlich den Albtraum abschütteln sollst, den du dir geschaffen hast. Wach endlich auf und nimm deinen Platz an meiner Seite wieder ein. Das hier ist nichts weiter als ein Katalysator. Du trägst alles in di r – alles, was du wissen musst, alle deine Fähigkeiten. Es ist alles noch da.“
    Meine Augen weiten sich vor Staunen. Ist das wahr? Lag es wirklich die ganze Zeit an mir selbst? Lag es in meiner eigenen Macht, meine Freiheit, meine Identität zurückzufordern?
    Lucs Arme halten mich noch immer und sein Kinn ruht auf meinem Haar. „Erinnerung ist Mach t … Mercy.“
    Er lacht, als er den Namen ausspricht, den ich mir selbst gegeben habe, und im selben Moment überfluten mich Bilder aus meiner Zeit als Carmen Zappacosta.
    Vor mir steht ein Mädche n – einst schön und blühend, jetzt dünn, ausgemergelt, misshandelt. Ich höre einen Name n … Lauren?
    „Ja“, sagt Luc zufrieden.
    Dann erscheint ein Mann vor mir: groß, schlank, auch er einst schön. Aber seine Augen sind jetzt nur noch blutige Höhlen. Blut quillt aus seinen geplatzten Ohren, sein Mund ist zu einem nie endenden Schrei verzerrt.
    Paul? Ich zögere, schrecke vor seinem Anblick zurück.
    „Ja“, wiederholt Luc, Genugtuung in der Stimme. „Gut.“
    Einen unwiederbringlichen Moment lan g – als hielte die Zeit den Atem a n – schweben wir, Luc und ich, eng umschlungen, während um uns lautlos die Sterne ihre Bahnen ziehen. Kometen zischen gleichmütig durch die Galaxien und das Universum zieht sich an den Rändern zusammen wie ein lebender Organismus, ein schlagendes Herz. Und beinahe ist es wie früher. Doch dann erinnere ich mich an die Wut, die ich in seinen Augen gesehen habe, und ein Schauer läuft mir über den Rücken.
    Ich betrachte sein Gesicht, kann diese Wut nicht mit dem Lächeln in Einklang bringen, das jetzt um seine Lippen spielt. Er ist schön, so schön, als wäre er von der Sonne geküsst und trage stets etwas von ihrem Licht in sich.
    „Erinnerung ist Macht, Mercy“, wiederholt er leise. „Eine Macht, die du dir am Ende selbst zurückgeben wirst.“
    Plötzlich verzerren sich Lucs schöne

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