Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mercy, Band 2: Erweckt

Mercy, Band 2: Erweckt

Titel: Mercy, Band 2: Erweckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Lim
Vom Netzwerk:
einer glänzenden Glatze vorbei, der wie ein Pitbull gebaut ist. Er ist fast so breit wie groß und viel zu warm angezogen für den heißen Tag heute: rote Bomberjacke mit schwarzen Ärmeln, blau kariertes Holzfällerhemd und ausgeblichene Jeans. Er hat einen durchtrainierten Bodybuilder-Körper und ein Tattoo von einem keltischen Motiv im Nacken, das sich tiefschwarz in seinen Kragen hinunterschlängelt. Er muss Höllenqualen gelitten haben, bis es fertig war.
    „Bei dem müssen Sie aufpassen“, sagt M r Dimowski, der gerade ein Blech mit gebratenen Schnitzeln in den Warmhaltebereich neben mir stellt. Er deutet mit beiden Händen eine Faust an und dreht sie in den Handgelenken nach außen, als wollte er etwas zerknicken, einen imaginären Stock oder so. Oder einen Knochen.
    Ranald hebt den Kopf und sagt scharf: „Cecilia! Der Kaffee ist nicht stark genug. Ich möchte einen neuen, bitte, sobald Sie dazu kommen.“
    Er hält ihr den Becher hin, ohne sie anzusehen. Als wäre sie seine Dienerin.
    Cecilia schaut M r Dimowski fragend an. Der Boss runzelt die Stirn, nickt aber und bedeutet ihr, dass sie ihm einen neuen Kaffee machen soll, der aufs Haus geht.
    „ Délat’ iz múkhi sloná “, murmelt er finster.
    „Ich kann auch woanders hingehe n …“, droht Ranald mit aalglatter Stimme.
    „Aber ich bitte Sie, das ist doch kein Problem“, erwidert M r Dimowski ebenso aalglatt auf Englisch und serviert ihm den neuen Kaffee persönlich. „Nichts anderes habe ich gerade gesagt.“
    Ranald vertieft sich wieder in seinen Laptop und arbeitet weiter, oder was immer er gerade macht, dann greift er nach dem brühheißen Kaffee und nippt daran.
    „Aber ich habe ihn gemacht so wie immer“, flüstert Cecilia mir gequält zu.
    Im selben Moment rauscht Reggie herein. „Das sieht verdammt nach Ärger aus!“, ruft sie und schließt die Tür fest hinter sich, damit die Hitze nicht hereindringt. Sie stellt sich direkt neben die Tür und späht von der Seite durch die Fenster, als wollte sie die Straße im Auge behalten, ohne von draußen gesehen zu werden.
    „Wieso? Was soll das heißen?“, fragt M r Dimowski und geht zu ihr hinüber.
    Neugierig gehen Cecilia und ich auch zum Fenster. Ich rümpfe die Nase, als mir Reggies Duftwolke entgegenschlägt: Ihr schweres Moschus-Parfüm vermischt sich mit dem Geruch von Zigaretten, Bleiche und Teer.
    „Na, da! Sehen Sie doch!“, sagt Reggie und zeigt mit dem Daumen nach draußen. „Das ist die Schlampe, die manchmal hierherkommt, Lelas Freundin. Aus diesem ‚Club‘ in Chinatown, gleich um die Ecke. Die hatte schon wieder Krach mit ihrem Freund, sieht echt schlimm au s – als ob sie ’n Güterzug überrollt hätte.“
    Jetzt lässt sogar Sulaiman seine Küche im Stich und kommt zu uns heraus.
    Der Glatzentyp mit dem Keltentattoo kommt die Straße herauf und zerrt eine schluchzende Justine am Ellbogen hinter sich her. Sie trägt seine Bomberjacke über einem glitzernden Pailletten-Stringbikini und stöckelt in halsbrecherisch hohen Stilettos mit durchsichtigen Kristallsohlen hinter ihm her, so richtige Pornostar-Schuhe.
    „Na, hab ich’s nicht gesagt?“, wiederholt Reggie triumphierend. „Die Schlampe, die manchmal hierherkommt.“
    „Der ist schon lange nicht mehr ihr Freund“, sagt Sulaiman mit seiner tiefen Stimme und runzelt die Stirn.
    Unsere Blicke treffen sich, und fast im selben Moment reißen wir wie auf Kommando die Tür auf und stürmen auf die Straße hinaus, M r Dimowski und Cecilia hinterher.
    Justine und ihr Ex sind jetzt fast am Green Lantern vorbei, und ich rufe: „He, Juz! Da bist du ja endlic h – kommst du nicht rein?“
    Der Pitbull wirbelt herum, und seine dicken Wurstfinger bohren sich in Justines Ellbogen wie ein Schraubstock, sodass sie aufschreit und sich loszureißen versucht. Ich erkenne sie kaum wieder in ihrem Glitzer-Bikini, der etwa zwei Nummern zu klein ist. Ihre Haut ist unnatürlich blass unter der dunklen Sonnenbräune, ihr Make-up über das ganze Gesicht verschmiert. Ihr schmales Strasshaarband ist runtergerutscht und sitzt auf der Stirn wie ein trüber Heiligenschein. Ihr dickes, welliges Haar hat sie nachlässig zu einem Nackenknoten hochgesteckt. Falls diese Aufmachung verführerisch sein soll, ist es voll danebengegangen. Und auf Justines anderer Wange prangt jetzt auch ein blauer Fleck. Ich kann beinahe die Abdrücke von den Fingerknöcheln dieses Dreckskerls erkennen.
    „Sieh zu, dass du wieder reinkommst, du unverschämte

Weitere Kostenlose Bücher