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Mercy, Band 4: Befreit

Mercy, Band 4: Befreit

Titel: Mercy, Band 4: Befreit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilse Rothfuss
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schuldest. Und wenn du Luc dabei noch mehr Schaden zufügen kannst, umso besser. Weil er dich schon in seiner Macht glaubte, hat er sich gegen die Acht gewandt, um seinen Rachedurst zu befriedigen. Strafe Luc auf dieselbe Weise. Räche mich. Und auch dich selbst.“
    Über uns ertönt ein lautes Niesen, dann ein erstickter Fluch. Nuriel zuckt zusammen und in ihren Augen liegt wieder das irre Funkeln. Als ich mich umdrehe, erkenne ich die dunklen Umrisse von Ryan und Bianca, die über uns auf der Treppe kauern und angestrengt lauschen.
    Nuriel wendet sich wieder mir zu. „Befreie ihn“, beharrt sie. „Und wenn du Michael triffst, sag ihm, dass ich zerbrochen bin, weil ich mich nicht verbiegen lassen wollte. Mehr konnte ich nicht tun und das bedaure ich zutiefst. Vielleicht wird sich noch bewahrheiten …“
    Die sterblichen Lauscher auf der Treppe und ich werden von einer gewaltigen Hitze- und Energiewelle herumgeschleudert, und Nuriel erstrahlt einen Augenblick heller als die Sterne, bevor sie in Billionen Partikelchen zerspringt. Dann ist sie fort, wie eine Vision oder ein Traum.
    Ryan kommt als Erster wieder zu sich und lässt sich auf die Couch fallen. Dann setzt Bianca sich vorsichtig auf meine andere Seite.
    „Tut mir leid, dass ich gelauscht habe, aber ich konnte nicht anders“, sagt sie. „Mach Ryan keine Vorwürfe. Er wollte mich wegzerren, aber ich musste euch einfach anschauen. Ihr habt so unglaublich mächtig ausgesehen, so schön …“
    „Und wenn ich nicht geniest hätte“, sagt Ryan kleinlaut, während er seine Arme um mich schlingt, „dann wäre sie vielleicht nicht so schnell verschwunden und hätte dir noch mehr erzählt.“
    „Sie wäre sowieso gegangen“, murmle ich an seiner Schulter. „Sie muss sich erholen, ihre Wunden pflegen. Und du hast ja gehört, was sie von mir verlangt. Ich soll nach Paris gehen, noch mehr Dämonen umbringen.“
    Ich fange an zu zittern.
    „Tut mir leid, dass ich so sauer war, als du aus dem Wasser gekommen bist“, sagt Ryan sanft. „Es ist eben nicht so leicht für mich, deine andere Seite zu verstehen … das … ähm … Freakige an dir. Aber du wirst deine Gründe dafür gehabt haben, dass du so lange im See geblieben bist. Nuriel hat mich so an Lauren erinnert, als du sie damals gefunden hast, an meine Hilflosigkeit. Aber du bist nicht hilflos.“
    „Ich bin eine Killerin“, wispere ich schaudernd.
    „Eine Dämonenkillerin“, stellt Ryan richtig. Er gibt sich alle Mühe, so zu tun, als würde es ihm überhaupt nichts ausmachen.
    „Was an sich völlig in Ordnung ist“, wirft Bianca zögernd ein. Sie schlägt ihre Beine übereinander, holt tief Luft und schaut mir in die Augen. „Ryan hat mir schon einiges über deine … Situation erzählt. Ihr beide müsst nach Paris und ich kann euch schnell und unauffällig dorthin bringen. Vielleicht klingt es irgendwie blöd, aber ich würde euch gern helfen, wenn du mich lässt.“
    „Ryan, du kommst auf keinen Fall mit nach Paris“, sage ich sofort.
    „Klar komm ich mit“, protestiert er. „Ich wollte schon immer mal nach Paris. Deinetwegen bin ich von zu Hause weggegangen, hab mich endlich aus meiner engen kleinen Welt rausgewagt und jetzt will ich nicht mehr zurück, verstehst du?“ Er grinst mich an. „Außerdem bin ich vielleicht doch nicht so überflüssig, wie ich dachte. Ich bin deine Tarnung.“
    „Tarnung?“, frage ich ungläubig und weiche vor ihm zurück, aber er packt mich fester, sodass ich nicht loskomme.
    „Ja klar, oder glaubst du, dass du so einfach als Mensch durchgehst?“, sagt er und funkelt mich herausfordernd an. „Ehrlich gesagt spielst du deine Rolle grottenschlecht. Ohne mich nimmt dir das keiner ab.“
    „Eigentlich wollte ich nur Nuriel hier rausholen und dann gehen“, erinnere ich ihn leise. „Und du wolltest beim ersten Anzeichen von Gefahr vor mir und meinen gruseligen Fähigkeiten Reißaus nehmen. Das war jedenfalls der Plan.“
    „Pläne können sich ändern“, erwidert er. „Bevor ich dir begegnet bin, war ich ein totaler Durchschnittstyp, der wahrscheinlich ein Football-Stipendium an der Highschool bekommen und irgendwann Brenda Sorensen geheiratet hätte. Genau in dieser Reihenfolge.“
    „Und ich wollte mit Félix in den Flitterwochen in die Serengeti fliegen. Und was ist jetzt?“, wirft Bianca ein und starrt verloren auf ihre nackten Füße. „Apropos fliegen: Ich kann einen unserer Jets bis morgen Früh auftanken und startklar machen lassen.

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