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Mercy, Band 4: Befreit

Mercy, Band 4: Befreit

Titel: Mercy, Band 4: Befreit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilse Rothfuss
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perfekten Outfit, ihren weiblichen Formen und ihrer koketten, überfreundlichen Art an Gudrun.
    Als ich neben Ryan gleite – ein schwacher Schimmer nur –, treffen ihn meine Worte aus heiterem Himmel: „Sag ihr, sie soll sich den restlichen Flug über von dir fernhalten“, zische ich ihn böse an, „es sei denn, du legst Wert auf ihre Gesellschaft. Dann kannst du meinetwegen weiterflirten, bis du tot umfällst.“
    Ryan schreit erschrocken auf, sodass die Stewardess sofort zu ihm zurückstürzt und ihm eine Hand auf die Schulter legt. Ich starre wie gebannt auf ihre grellen Fingernägel, die sich in Ryans Lederjacke bohren.
    „Was ist denn, Ryan?“, fragt sie mit ihrem melodiösen italienischen Akzent, und ich ärgere mich, dass sie ihn mit Vornamen anredet. „Kann ich noch irgendwas für Sie tun, bevor wir starten?“
    „Nein, danke … Und Sie sollten sich lieber von mir fernhalten, Rosa. Ich glaube, ich brüte was aus … ähm … eine Grippe oder sonst was Ansteckendes …“
    Er mimt einen Hustenanfall, Rosa weicht zurück und nimmt schnell ihre Hand von seiner Schulter.
    „Ich leg mich jetzt einfach dort hinten auf die Couch und schlaf mich gesund“, fügt Ryan hinzu. „Sagen Sie bitte dem Captain, dass er mich wecken soll, bevor wir landen. Ach ja, und Sie müssen nicht nach mir sehen. Ich brauche nichts während des Flugs.“
    Rosa nickt, halb erleichtert, halb enttäuscht. „Warten Sie bis nach dem Start, Ryan, und dann legen Sie sich hin. Das ist sicher das Beste. Ich werde Sie nicht stören“, sagt sie und stöckelt davon.
    „Na, zufrieden?“, wispert Ryan, als das Flugzeug die Startbahn entlangrollt und Rosa angeschnallt auf ihrem Platz vor dem Cockpit sitzt. „Jetzt hast du mich um den frisch gebrühten Kaffee gebracht, auf den ich mich echt gefreut habe. Aber wenn du mir nach dem Start auf der Couch Gesellschaft leistest, darfst du es wiedergutmachen. Vielleicht. Ich überleg’s mir noch.“
    Ich knurre nur tief und drohend wie ein Wolf.
    Ryan lacht leise und verschränkt lässig seine Hände hinter dem Kopf, als ich in den hinteren Teil des Flugzeugs schwebe. Vom Cockpit aus kann man zum Glück nicht sehen, wer auf der Couch liegt, weil sie von dem Vierertisch verdeckt wird.
    Wenig später höre ich, wie Ryan aufsteht, seine Lederjacke auszieht und über den Tisch vor sich wirft. Dann kommt er nach hinten, wo ich mit ausgestreckter Hand auf ihn warte. Einen Augenblick steht er nur da und schaut mich unverwandt an. Ich weiß auch, warum: Ich habe wieder die Gestalt angenommen, die ich mir auf dem Duomo zusammengebastelt habe – wilde schwarze Locken, grüne Augen, schwach leuchtende Haut.
    „Wir sind hier nicht unter Freunden, die verstehen, wer ich bin“, murmle ich entschuldigend. „Das hier muss reichen. Falls ich gesehen werde.“
    Ryan schlüpft neben mich, legt seinen Kopf auf die breite Armlehne neben mir und wendet mir sein Gesicht zu. „Ja, ich weiß, aber komisch ist es trotzdem – als würde ich neben einer Fremden liegen“, klagt er leise.
    „Ich bin ja auch eine Fremde“, zische ich, weil ich mich irgendwie über seine Worte ärgere. „Und werde es in gewisser Weise immer bleiben, weil ich dir ja nicht nahe kommen kann. Das steht so geschrieben, falls du es vergessen hast. Und jetzt müssen wir eben die Konsequenzen tragen.“
    Ryans Blick wird weicher. Er streckt die Hand aus und streicht mir eine meiner langen dunklen Locken aus dem Gesicht. Grinsend sagt er: „Ein bisschen näher kannst du schon kommen, wenn du endlich mal deine blöde schwarze Daunenjacke ausziehst. Das bringt mindestens drei, vier Zentimeter.“
    Ich lache, aber es klingt mehr wie ein Schluchzen.
    „Besser so?“, frage ich, nachdem ich blitzartig mein Outfit verändert habe und nun in einem schlichten schwarzen Pulli und Jeans neben ihm liege.
    Ryan rümpft die Nase. „Besonders sexy ist das auch nicht gerade.“
    Das hätte er nicht sagen dürfen. Ehe ich mich bremsen kann, liege ich in Rosas Outfit vor ihm – in durchsichtiger weißer Flatterbluse und engem grauem Rock. „Ist dir das sexy genug?“, fauche ich.
    Ryan weicht zurück und fällt fast von der Couch, so eilig hat er es, Abstand zwischen sich und mich zu bringen.
    „Also das ist jetzt gemein“, sagt er anklagend. „Wir haben doch nur geredet. Und du hast überhaupt kein Recht, die Eifersüchtige zu spielen, wo du mir nicht mal sagst, was ich dir bedeute.“
    Ich verwandle mich zurück, trage wieder Jeans und

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