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Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

Titel: Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah Kostenlos Bücher Online Lesen
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abgrundtiefem,
bodenlosem Schmerz ausgesetzt ist.
    Doch ich darf mir nicht selbst vorgreifen. Alles
wird sich fügen, aber meine Aufgabe ist noch lange nicht erledigt. Da sind noch
diejenigen, die vernichtet werden müssen, weil sie ihren Zweck erfüllt haben,
Bentz Informationen über Jennifer zukommen zu lassen. Die, die sie gut gekannt
haben und nun nicht länger von Nutzen sind. Ich atme tief ein.
    Um mir meine Mission vor Augen zu rufen, mein
Ziel im Blick zu behalten, greife ich in die Tasche und ziehe meinen Pomeroy
2550 heraus, ein putziges kleines Multifunktionswerkzeug, das seine scharfen
Klingen in einer harmlosen Kunststoffgriffschale verbirgt. Es sieht so aus wie
ein rosafarbenes Maniküre-Set, doch zieht man an einer der winzigen
Einkerbungen, wird es zu einer tödlichen Waffe. Man kann einen Korkenzieher,
einen Schraubenzieher, einen Nagelknipser, eine kleine Schere und ein
klitzekleines Messer ausklappen, das scharf ist wie das Skalpell eines
Chirurgen.
    Mein Lieblingswerkzeug. Die hauchdünne Klinge
eignet sich perfekt.
    Grinsend praktiziere ich das neuentdeckte
Ritual, das meine Entschlossenheit untermauert: Ich summe den Refrain von
»Losing My Religion« mit und ziehe die Klinge langsam über die Innenseite
meines Handgelenks. Ein schneidender Schmerz.
    Mit einem Zischen ziehe ich die Luft ein und
gerate aus dem Takt. Der Schmerz ist bittersüß. Ich finde die Melodie wieder
und summe weiter mit. Ungeduldig schaue ich zu, wie das Blut in voller
Schönheit hervorquillt. Mein Blut,
das sich von meiner Haut abhebt. Ehrfurchtsvoll und wie gebannt von dem Bild,
das ich schaffe, träufele ich die dicken roten Tropfen auf das Foto von
Olivia. Sie lächelt durch einen beinahe undurchsichtigen roten Schleier zu mir
hoch. Nichtsahnend. Furchtlos.
    Ich verschmiere das Blut auf der Plastikhülle,
die ihr Foto schützt, und sie lächelt weiter. Armselige, dämliche Schlampe.
     
    »Sag nicht, ich soll dir noch einen Gefallen
tun«, sagte Montoya, als Bentz ihn zur Rushhour von dem verstopften L.A.
Freeway aus anrief. Er hatte das Fenster einen Spaltbreit geöffnet, doch jetzt
schloss er es und stellte die Klimaanlage höher.
    »Du hast doch sowieso Dienstschluss.«
    »Und ich dachte, ich fahre jetzt nach Hause,
verbringe den Feierabend mit meiner Frau und entspanne mich. Das ist deine
Angelegenheit, Bentz, nicht meine.« Trotz seiner Meckerei klang Montoya nicht
genervt.
    »Schon gut, schon gut, aber ich könnte etwas
Hilfe gebrauchen.«
    »Und wie soll die aussehen?«
    »Weitere Recherchen im Internet und in den
Polizeiakten.«
    »Großartig.«
    »Ich brauche den Namen einer Astrologin - keine
Ahnung, ob sie noch praktiziert oder überhaupt noch lebt. Alles, was ich habe,
ist ein Vorname: Phyllis.«
    »Kein Nachname? Sonst nichts?«
    »Sie hat irgendwo in der Gegend von Los Angeles
gelebt oder gearbeitet. Außerdem könntest du dich schlau machen, ob Alan Gray
noch geschäftlich tätig ist. Er ist Bauunternehmer in Südkalifornien.
Zumindest war er das vor fünfundzwanzig Jahren.«
    »Alan Gray?«, wiederholte Montoya. »Hab ich den
Namen schon mal gehört?«
    »Vermutlich hab ich ihn mal erwähnt. Er ist eine
große Nummer. Multimillionär, hatte ein Haus in Malibu, glaub ich, außerdem ein
Apartment in New York und ein Anwesen irgendwo in Italien. Er hatte sogar eine
Yacht unten in Marina del Rey vor Anker liegen, wenn ich mich recht erinnere.
Er war mit Jennifer zusammen, bevor sie und ich ein Paar wurden, und ich
möchte, dass du herausfindest, ob er noch in der Gegend ist.«
    »Du verlangst ja gar nicht viel.«
    »Nur das Nötigste«, bestätigte Bentz und legte
auf. Es war später Nachmittag, die Sonne stand tief am Himmel, die Hitze des
Tages setzte sich in den Asphalt. Bentz beschloss, sich bei Oscar's, einem
Restaurant in seiner alten Wohngegend, das Jennifer und er oft besucht hatten,
etwas zum Abendessen zu bestellen. Er brauchte einen ruhigen Ort, an dem er auf
Überbleibsel seiner Vergangenheit stoßen würde und versuchen konnte, das, was
er über seine Ex-Frau erfahren hatte, zu einem Bild zusammenzusetzen - ein
Bild, das sich jeden Tag änderte, ganz so, als wäre Jennifer ein Chamäleon
gewesen. Bentz hoffte, das Alte mit dem Neuen in Verbindung bringen zu können,
um eine Vorstellung von der Frau zu gewinnen, die ihm von Tag zu Tag fremder
wurde.
    Selbst im Tod war ihm Jennifer Nichols-Bentz ein
absolutes Rätsel.
     
    Shana Mclntyre war höllisch sauer, als sie ihr
mit Zedernholz

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