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Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

Titel: Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah Kostenlos Bücher Online Lesen
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fragte er und nahm einen Schluck alkoholfreies Bier.
    »Ich wünschte, das könnte ich.« Sie wollte nicht
verärgert klingen, doch sie kannte ihn gut genug, um zu spüren, wenn er ihr mit
Absicht auswich. »Du verschließt dich mir.« Eine seiner buschigen Augenbrauen
zuckte. »Findest du?«
    »Ich weiß es.«
    »Verstehe ... Das liegt sicher an diesen
besonderen Kräften, deinem erweiterten Wahrnehmungsvermögen ...«
    »Wir wissen beide, dass diese >Kräfte<,
worum auch immer es sich dabei gehandelt haben mag, schon vor Jahren ihren
Dienst eingestellt haben.« Sie mochte nicht an die Zeit zurückdenken, in der
sie durch die Augen des Killers eine grauenhafte Serie von Morden mit angesehen
und sich damit an Bentz gewandt hatte. Zunächst hatte er ihre Visionen
unverhohlen abgetan, doch er war eines Besseren belehrt worden. Woran er sie
ständig erinnerte. »Versuch nicht, das Thema zu wechseln. Das funktioniert
nicht.« Sie stützte die Ellbogen auf den Tisch. »Du leidest nicht nur an den
körperlichen Folgen deiner Verletzungen. Irgendetwas nagt an dir. Etwas Großes.«
    »Du hast recht. Ich halte es nicht aus ohne die
Arbeit.«
    »Tatsächlich?« Das kaufte sie ihm nicht ab. Dass
ihm die Arbeit fehlte, erklärte nicht die Distanz, die sie zwischen ihnen
spürte. Außerdem war die Antwort auf ihre Frage zu schnell gekommen. »Sonst
noch was?« Er schüttelte den Kopf. Mauerte. »Du würdest mir doch sagen, wenn
etwas wäre?«
    »Natürlich.« Er bedachte sie mit dem trägen
Grinsen, das sie so anziehend fand, griff über den Tisch und drückte ihre Hand.
»Hab Geduld mit mir, okay?«
    »War ich etwa nicht geduldig?« Er wandte den
Blick ab.
    »Liegt es daran, dass ich ein Baby möchte?« Sie
war immer schon geradeheraus gewesen und sah keinen Grund dafür, das Thema, das
sie bislang vermieden hatten, unter den Tisch zu kehren. In den ersten Wochen
nach seinem Unfall war Bentz impotent gewesen. Er hatte kaum laufen können,
wie sollte er da mit ihr schlafen? Doch das Problem hatte sich von selbst
erledigt.
    »Ich dachte, ich hätte dir gesagt, was ich
darüber denke. Ich gehe auf die fünfzig zu, bin momentan arbeitslos, benutze
die meiste Zeit einen Gehstock und habe eine erwachsene Tochter, die bald
heiraten wird. Ich will kein ... Nein, es ist nicht so, dass ich kein Kind mit
dir haben will, ich bin mir nur nicht sicher, ob es der richtige Zeitpunkt ist
oder ob ich wirklich noch einmal von vorn anfangen möchte.«
    »Aber ich möchte es. Ich bin Ende dreißig. Meine
biologische Uhr tickt nicht, Bentz, sie dröhnt wie Donnerschläge in meinen
Ohren. Ich glaube nicht, dass mir noch viel Zeit bleibt, darüber nachzugrübeln.
Wenn ich ein Kind haben möchte - und das möchte ich -, müssen wir es jetzt
versuchen.«
    Er verzog den Mund und nahm einen Schluck aus
der Bierflasche, dann blickte er schräg nach oben, als wäre er auf einmal
fasziniert vom Dach des Restaurants. Olivia fühlte, wie die Kluft zwischen
ihnen breiter wurde, und als sie sah, wie der Kellner ein junges Paar mit ihrem
etwa dreijährigen Kleinkind zu einem Tisch führte, machte ihr Herz einen
schmerzhaften Satz.
    »Was zum Teufel passiert bloß mit uns?« Sie sah
seine Kiefermuskeln zucken. Er kämpfte mit etwas, schien zu überlegen, ob er
ihr die Wahrheit anvertrauen konnte. Ihr wurde flau im Magen.
    »Was steckt dahinter?«, fragte sie. Ihre Stimme
war kaum mehr als ein Flüstern. Neue Sorge packte sie, grub sich tief in ihr
Herz. Sie glaubte, dass er sie liebte, aber ... Und dann mauerte er wieder,
schloss sie aus. »Ich muss mich momentan mit einer Menge Dinge
auseinandersetzen.« Übersetzung: Hör
um Gottes willen auf, mich zu nerven, und setz mich nicht mit deinem Babywunsch
unter Druck. »Ich bin Psychologin. Ich fühle es, wenn du dich
mir verschließt.«
    »Und ich bin ein Cop. Ein Detective. Zumindest
war ich das. Ich muss mir einfach noch über ein paar Dinge klarwerden.« Mit
einem unergründlichen Ausdruck in den Augen blickte er sie an und griff nach
ihrer Hand. Diesmal ließ er sie nicht los. »Vertrau mir.«
    »Das tue ich. Doch ich denke, du bist
deprimiert, wofür dir niemand einen Vorwurf machen kann. Vielleicht brauchen
wir einen Tapetenwechsel, einen neuen Anfang.«
    »Und ein Baby? Sieh mal, ich glaube nicht, dass
das die Lösung ist. Man kann vor Problemen nicht davonlaufen, Liwie. Du weißt
das. Früher oder später holen sie einen ein. Fehler lassen sich nicht einfach
ausradieren. Auch nicht solche, die man vor langer

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