Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah
Zeit begangen hat.«
»Das steckt also dahinter«, stellte sie fest,
und ihre Gedanken kreisten um die vagen Andeutungen, die er in letzter Zeit
gemacht hatte. »Deine Vergangenheit in L.A. hat dich eingeholt?« Sie zog ihre
Hand fort.
»Ich weiß es nicht. Aber ich versuche, es
herauszufinden. Das ist im Augenblick das Beste, was ich tun kann.« Er bedeutete
einem vorbeikommenden Kellner, dass sie zahlen wollten, womit das Gespräch
beendet war. Sie standen auf, und Bentz ging steif, aber ohne Gehstock durch
das düstere Restaurant zur Straße, wo er seinen Jeep geparkt hatte. Er bestand
darauf, dass er fuhr, was ihm auf dem Hinweg auch ziemlich gut gelungen war.
Doch jetzt, auf dem Weg nach Hause, flüsterte Olivia ein paar Ave Marias, als
er mit Höchstgeschwindigkeit über den Freeway preschte und sie ihm vorwarf, wie
Montoya zu fahren. Er grinste sie an und legte noch einen Zahn zu. Schweigend
rasten sie nach Hause, jeder in seine eigenen Gedanken versunken. Das Radio
spielte, der Motor brummte gleichmäßig.
Am Cottage angekommen, ging er ihr voran die
Vordertreppe hinauf, hielt ihr die Tür auf und wirkte nach außen hin
aufmerksam. Sogar liebevoll.
Drinnen gingen sie ihrer täglichen Routine nach:
Olivia versorgte die Tiere und ging anschließend nach oben, um im Bett noch zu
lesen. Er sah die Nachrichten, bevor er hinauf ins Schlafzimmer kam. Sie
sprachen nicht viel, Unsicherheit und Spannung hingen nach wie vor zwischen
ihnen in der Luft.
Aus dem Augenwinkel beobachtete Olivia, wie sich
Bentz bis auf seine Boxershorts auszog. Ihr entging nicht, dass er leicht zusammenzuckte,
als er ins Bett schlüpfte. Sie knickte ein Eselsohr in die Seite, die sie
gelesen hatte, klappte das Buch zu und legte es auf den Nachttisch. »Ich will
nicht mit dir streiten«, sagte sie und streckte die Hand nach dem Lichtschalter
aus. Einen Augenblick lang blieb sie ruhig liegen, um ihre Augen an die
Dunkelheit zu gewöhnen. »Ich will nicht sauer einschlafen.«
»Bist du denn sauer?«
Vom bayou wehte ein Luftzug durchs Fenster und hob die Gardinen. »Ja,
ein bisschen. Und enttäuscht und ... besorgt. Ich habe den Eindruck, du bist
hier, doch ich kann dich nicht finden.«
Die Matratze quietschte, als er sich zu ihr
drehte. »Dann such weiter«, flüsterte er ihr ins Haar, sein warmer Atem strich
über ihre Haut. Eine große Hand strich über die Biegung ihrer Taille. »Gib
mich nicht auf.«
»Gib uns nicht
auf«, sagte sie und spürte Tränen, die in ihren Augen brannten.
»Niemals.« Seine Arme umschlangen sie, und er
zog sie in der Dunkelheit an sich. Seine Lippen fanden ihre. Er küsste sie mit
einer Intensität, die ihr Blut zum Kochen brachte.
Sie sollte das nicht tun, in die Sex-Falle
tappen, wenn sie voller Angst wegen ihrer gemeinsamen Zukunft war. Doch seine
Berührung war verführerisch wie immer, und es war tröstlich, seinen Körper zu
spüren. Seine Zunge drängte sich durch ihre Zähne und spielte mit ihrer. Tu das nicht, Liwie. Es ist nicht gut, miteinander zu schlafen,
statt miteinander zu reden.
Er begann, ihr Nachthemd nach oben zu schieben,
seine Finger strichen über ihre Haut. Ohne seinen Kuss zu unterbrechen, fuhr
er mit seiner warmen Hand über ihre Schenkel, ihre Hüften hoch bis zur Taille.
»Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist«, flüsterte sie. »Das ist es auch
nicht. Es ist eine großartige Idee.« Er zog ihr das Nachthemd über den Kopf und warf es
auf den Fußboden, dann schob er sich auf sie. »Glaub nicht eine Sekunde, ich
würde uns aufgeben«, sagte er und streifte seine Boxershorts ab. Ihre
Fingerspitzen glitten über seine festen Pobacken und die sehnigen
Oberschenkel. Sie wollte ihm glauben. Von ganzem Herzen. »Lass dich verwöhnen«,
sagte er, und sie schloss die Augen und gab sich mit Leib und Seele seinen
Berührungen hin. Später lag sie noch lange wach. Der Deckenventilator surrte
über dem Bett und wühlte die unbewegte Luft auf. Gott, sie liebte diesen Mann.
Ihr Herz schmerzte von dem Gewicht ihrer Liebe. Doch sie würde nicht zulassen,
dass diese Liebe sie zerstörte.
Sie fuhr mit den Fingern durch sein struppiges
Haar und lauschte seinem leisen Schnarchen. Seine Augäpfel huschten hinter den
geschlossenen Lidern hin und her, sein Körper versteifte sich, seine Muskeln
waren angespannt. »Nein«, sagte er laut. »Nein ... oh ... Gott. Stopp!«
»Schsch«, flüsterte sie. »Es ist alles in
Ordnung.«
»Aufhören! Bitte! Nicht!« Er war panisch, sein
Atem ging
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