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Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

Titel: Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Warum
tun Sie das?« Klick.
    Die Leitung war unterbrochen. Olivia erbebte
innerlich, nicht vor Angst, sondern vor weißglühendem, brodelndem Zorn. Ein so
heller Zorn, dass er sie beinahe geblendet hätte. Wie konnte es jemand wagen,
ihrem Mann derart übel mitzuspielen und sie dann in ihrem eigenen Zuhause einschüchtern
zu wollen? »Du krankes Miststück«, zischte sie, dann knallte sie den Hörer auf.
Sie wünschte, sie würde die Frau in die Finger bekommen.
    Aufgebracht wollte sie Ricks Nummer wählen, doch
dann überlegte sie es sich anders. Wer immer sie angerufen hatte, erwartete,
dass sie sich bei RJ ausheulen würde, wie Jennifer ihn zu nennen pflegte,
erwartete, dass Olivia die Rolle des kleinen, verängstigten Frauchens spielte.
Niemals. Diese Genugtuung würde Olivia diesem Biest nicht verschaffen.
    Sie würde erst einmal abwarten. Morgen früh
würde sie ihre Telefongesellschaft anrufen und herauszufinden versuchen, wer
hinter diesem Anruf steckte. Und dann, wenn der Feigling noch einmal anrief,
war sie bereit, ihn fertigzumachen. »Finde dich damit ab«, murmelte sie,
entweder an sich selbst gerichtet oder an ihre Peinigerin, das wusste sie nicht
so genau.
    Um sich zu beruhigen, ging sie nach unten und versicherte
sich, dass alle Fenster und Türen gut verschlossen waren. Leicht zwanghaft,
aber es half ihr, sich sicher zu fühlen. Anschließend stieg sie die steile
Treppe wieder hinauf ins Schlafzimmer.
    Zum ersten Mal seit langer Zeit schloss sie das
Fenster, auch wenn ihr das gar nicht gefiel. Sie hatte das Gefühl, klein
beizugeben, und das wurmte sie mächtig. Jetzt drang keine kühle Brise mehr vom bayou her ins Zimmer und auch
nicht das Rascheln der Pappeln oder der Duft der Magnolien. Das einlullende
Zirpen der Grillen und das Quaken der Frösche waren ebenfalls nicht mehr zu
hören. Verärgert schlüpfte Olivia unter die Decke und klopfte auf die Matratze.
Harry S. musste sich kein zweites Mal bitten lassen. Er sprang aufs Bett und
grub sich tief in die Decken, um sich ungestört neben Olivia auszustrecken.
»Braver Junge«, sagte sie abwesend und kraulte seinen kleinen, wuscheligen
Kopf. Er seufzte leise vor Wohlbehagen, aber Olivia lächelte nicht. Sie war zu
gereizt, zu frustriert. Wieder zog sie in Erwägung, nach Kalifornien zu
fliegen und Bentz von ihrer Schwangerschaft zu erzählen. Sie hatte es satt, von
ihm getrennt zu sein. Hatte die Geheimniskrämerei satt.
    Vielleicht sollte sie schon morgen abreisen.
Oder wenigstens innerhalb der nächsten Tage ...
    Sie schüttelte ihr Kissen auf und beschloss,
morgen früh als Erstes online zu gehen und sich ein Flugticket zu besorgen. Sie
würde nach L.A. zu ihrem Ehemann fliegen, ob es ihm passte oder nicht. Darum
ging es doch in einer Ehe: zusammen zu sein, oder nicht? Miteinander zu
sprechen. Einander zu vertrauen. Sie verlor ihn, das konnte sie in der Leere
ihres dunklen Schlafzimmers spüren.
    Aber sie würde um ihn kämpfen. Sie würde ihn
nicht aufgeben.
    Olivia schloss die Augen und bemühte sich
einzuschlafen, doch gerade als sie eindämmerte, schrillte erneut das Telefon.
    »Mist ...«
    Noch vor dem zweiten Klingeln riss sie den Hörer
von der Gabel und wappnete sich gegen eine weitere unheimliche Attacke. »Was
denn jetzt noch?«, schnauzte sie. »Ich liebe dich auch«, sagte Bentz.
    Sofort ging ihr das Herz auf, und beim Klang
seiner tiefen Stimme wurde sie ganz weich. Mein Gott, wie sehr sie ihn
vermisste! »Hey«, flüsterte sie. In ihren Augen brannten Tränen. Du liebe Güte,
sie führte sich auf wie eine Verrückte. Tränen? Das mussten die Hormone sein.
Doch es tat so verdammt gut, seine Stimme zu hören! Sie räusperte sich und
setzte sich im Bett auf, dann fragte sie: »Was gibt's?«
    »Nichts Gutes.« Olivia erstarrte.
    »Ich bin auf der Polizeistation von Torrance.«
    »Torrance?«
    »Ja. Ich dachte, du solltest das wissen. Es von
mir erfahren.«
    »Was erfahren?«, fragte sie mit plötzlicher
Furcht.
    »Ach, Liwie, es ist ein einziger Schlamassel«,
sagte er, und sie hörte die Erschöpfung in seiner Stimme. »Ich habe einen Anruf
von Lorraine, Jennifers Stiefschwester, bekommen, die mir mitteilte, sie habe
Jennifer vor ihrem Haus gesehen. Ich bin zu ihr gefahren, und als ich bei ihr
ankam, war Lorraine tot. Ermordet.«
    »Ach du lieber Gott«, flüsterte Olivia,
umklammerte mit einer Hand den Hörer und zwirbelte mit der anderen die
Bettdecke. »War es Jennifer?«, fragte sie, doch tief im Innern war ihr bereits
klar,

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