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Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

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nächsten dreißig Sekunden
eintreffen würde. Jetzt vergiss mal den
Jogger.
    Bentz brachte die Stimme in seinem Kopf zum
Schweigen und ging zum Gehsteig. Er sehnte sich immer noch nach einer Zigarette
oder einem starken Drink oder auch beidem.
    Warum hatte Lorraine ihn angerufen? Hatte sie
Jennifer wirklich gesehen? Oder war das alles eine List gewesen? Er blickte die
dunkle Straße hinunter, und da durchschnitten auch schon Scheinwerfer die
Nacht. Ein Streifenwagen bog mit Sirenengeheul um die Ecke. Wer hatte Lorraine
umgebracht? Jennifer?
    Bentz' Instinkt sagte ihm, dass der Mord an
Lorraine eindeutig mit dem an Shana Mclntyre zusammenhing, und beide Frauen
waren tot, weil sie mit seiner Ex-Frau befreundet gewesen waren. Beide Frauen
waren seinetwegen tot.
Weil sie mit ihm gesprochen hatten. Vor lauter Schuldgefühlen konnte er kaum
atmen. Wenn er sie nicht angerufen, nicht vor ihrer Haustür aufgekreuzt wäre,
wären Shana und Lorraine jetzt vielleicht noch am Leben. Der Streifenwagen
hielt am Bordstein. Zwei Officer der Polizei von Torrance kamen aus dem Auto
und auf ihn zugeschossen.
    »Sind Sie Bentz?«, fragte der Fahrer, ein
Jungspund mit gezogener Waffe. Seine Lippen waren schmal, seine Augen
zusammengekniffen, er selbst nervös vor Misstrauen. »Ja. Ich bin Polizist. New
Orleans Police Department. Meine Waffe steckt in meinem Schulterholster, die
Dienstmarke in meiner Brieftasche.«
    »Was ist passiert?«, fragte der zweite Officer,
eine Frau, die genauso nervös wirkte wie ihr Partner. Sie hielt die Waffe
direkt auf Bentz' Brust gerichtet.
    »Jemand ist erschossen worden. Sieht nach Mord
aus.« Die Worte kamen ihm mühelos über die Lippen, die ganz gewöhnliche
Routine. So gleichgültig, dachte Bentz. Du kanntest sie doch. Du kanntest diese
Frau! »Sie hat mich angerufen ... hatte Angst vor jemandem, den sie vor ihrem
Haus gesehen hatte. Ich hab mich direkt auf den Weg zu ihr gemacht und sie tot
aufgefunden.«
    »Das Opfer ist im Haus?«
    »Ja. In der Küche. Auf der Rückseite des Hauses.
Sonst ist niemand drinnen, abgesehen von einer Katze.«
    »Das übernehme ich«, sagte die Polizistin und
ging zum Haus. Erneut gellte Sirenengeheul durch die Nacht.
    Auf der gegenüberliegenden Seite trat ein fetter
Mann in einem engen Trainingsanzug auf die Veranda vor seinem Haus, um zu
sehen, was passiert war. Der männliche Beamte hielt nach wie vor seine Waffe
im Anschlag. »Keine Bewegung«, befahl er Bentz. »Bis wir wissen, was hier los
ist, will ich nicht mal, dass Sie Luft holen.«
     
    Olivia stellte den Fernseher ab, streckte sich auf
dem Wohnzimmersofa aus und pfiff nach dem Hund. Sie war länger aufgeblieben
als sonst und hatte sich das Ende einer Schmonzette angesehen, die sie vor
zwanzig Jahren schon einmal geschaut hatte.
    Jetzt ging sie nach oben und zog sich ihr
Nachthemd an. Der Spiegel im Badezimmer verriet nichts von ihrer Schwangerschaft.
Gerade als sie sich ins Bett legen wollte und wünschte, Bentz wäre zu Hause,
klingelte das Telefon. »Wenn man vom Teufel spricht«, sagte sie zu Harry S.,
der dazu ansetzte, auf die Matratze zu springen. »Es gibt nur eine Person an
der Westküste, die nach Mitternacht anruft, stimmt's?«
    Doch das Display zeigte Rufnummernunterdrückung
an, so dass Olivia leicht nervös fragte: »Hallo?« Niemand antwortete, und
Olivia verspürte genau das Fünkchen Furcht, das sie immer begleitete, wenn
Bentz an einem gefährlichen Fall arbeitete. »Hallo?«
    »Er bringt sich in Schwierigkeiten«, drang die
rauhe Stimme einer Frau an ihr Ohr.
    Olivias Kopfhaut kribbelte. Für einen kurzen
Augenblick vermochte sie nicht zu sprechen. »Es gibt Todesfälle«, teilte ihr
die Stimme mit. »Entschuldigen Sie, wie bitte?« Olivias Herz raste plötzlich,
ihre Handflächen wurden feucht. Sie wusste, dass es sich
um dieselbe Anruferin handelte wie vor ein paar Tagen. Die Frau, die sie aus der
Fassung bringen wollte. »Es hat einen weiteren Mord gegeben.« Die Stimme war
nur wenig mehr als ein Zischen.
    »Nein!« Olivia rutschte das Herz in die Hose.
Rick? War Rick etwas zugestoßen? Um Himmels willen, was sagte diese Frau da?
Nein, nein ... natürlich sprach die Anruferin von Shana Mclntyre. Oder?
    »Wer ist dran?«, fragte Olivia, und ein Teil
ihrer Furcht wich großem Zorn.
    »Raten Sie mal«, schlug die Sandpapierstimme
vor. »Oder fragen Sie RJ. Er wird es wissen.«
    »Wen soll ich fragen?«
    Sie vernahm ein gedämpftes, sinnliches Lachen. Jennifer. Bentz' erste Liebe.

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