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Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

Titel: Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah Kostenlos Bücher Online Lesen
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befragt hatten, die auf die Bürgersteige geströmt
waren. Bentz hatte viele ihrer Bemerkungen über Lorraine mitbekommen. »Eine
liebenswerte Frau«, hatte eine ältere Frau betont. »Eine angenehme Nachbarin«,
hatte der Mann von nebenan gesagt. »Die Eule«, so hatte Bentz ihn getauft
wegen seiner runden Brille, dem dünnen Bart und dem sauertöpfischen
Gesichtsausdruck. »Ich kann nicht glauben, dass jemand in ihr Haus
eingebrochen ist. Das ist eine anständige Wohngegend!« Die Eule hielt inne, als
die fahrbare Bahre mitsamt dem Leichensack vorbeirollte. Eine weitere Frau gab
ihren Senf dazu. »Ich weiß nicht viel über sie. Ich glaube, sie war mal
verheiratet.« Die Frau hatte weißes Haar und trug ebenfalls einen Bademantel,
einen weißen. Sie hatte sich als Gilda Mills vorgestellt. Seit siebenundzwanzig
Jahren wohnte sie in dieser Gegend. Nervös hatte sie Lorraines Haus
angestarrt, als wäre es die Herberge des Teufels. »Aber ich bin mir nicht
sicher.« Gildas knochige Finger wichen nicht von ihrem Mund, als sie fortfuhr:
»Keine Kinder, zumindest hat sie nie welche erwähnt. Sie hatte eine Halbschwester.
Nein, ich glaube, es war eine Stiefschwester, die gestorben ist.« Sie war zwei
Schritte vom Grundstück fortgetreten, offenbar besorgt, das Böse, das im Haus
lauerte, könnte aus dem Rasen quellen und in die Spitzen ihrer rosafarbenen
Pantoffeln sickern. Als der Nachrichtenübertragungswagen eingetroffen war,
hatte Bentz innerlich aufgestöhnt. Zum Glück waren Hayes und Martinez ein paar
Sekunden später in die Sackgasse eingebogen. Ein schlaksiger Fernsehreporter
Anfang zwanzig war aufmerksam geworden und hatte eine große Story gewittert,
als er die beiden Cops aus L.A. bemerkte, die sich außerhalb ihres eigentlichen
Zuständigkeitsbereiches aufhielten. Bentz hatte den Reporter beobachtet, der
vergeblich versuchte, Hayes eine Stellungnahme zu entlocken, und festgestellt,
dass er viel zu müde und verstört war, um sich darüber zu amüsieren.
    Schon bald darauf war er zu der Polizeistation
in Torrance eskortiert worden, wo er drei Stunden im Vernehmungszimmer
gesessen, gewartet und zwischendurch Fragen beantwortet hatte. Der Lieutenant
hatte erklärt, sie müssten Bentz zunächst kurz überprüfen, um die Bestätigung
zu erhalten, dass er tatsächlich ein Officer des NOPD war und die Befugnis
hatte, eine Waffe mit sich zu führen. Obwohl ihn die Cops mit Respekt und
voller Professionalität behandelten, hatte es Bentz ganz und gar nicht behagt,
auf dem Stuhl mutmaßlicher Täter zu sitzen. Stunden später hatte der Lieutenant
Bentz endlich mitgeteilt, er könne jetzt gehen. Das wurde aber auch verdammt
noch mal Zeit, hatte Bentz gedacht, seine Pistole ins Holster gesteckt und die
Rückgabe seiner persönlichen Gegenstände quittiert. Als sich Bentz mit Hayes
ins Auto gesetzt hatte, war es nach zwei Uhr morgens gewesen. »Tu mir den
Gefallen und lass uns das Ganze noch einmal durchgehen«, sagte Hayes, als sie
auf dem Freeway durch die Dunkelheit rasten, und holte Bentz damit ins Hier und
Jetzt zurück. Bentz hatte die Fenster einen Spaltbreit geöffnet, die Nachtluft
strömte kühl und erfrischend herein. Hielt ihn wach. »Erzähl mir, was heute
Nacht passiert ist. Erst die Fakten, dann deine Vermutungen.«
    »Zunächst habe ich einen Anruf von Lorraine
Newell, Jennifers Stiefschwester, erhalten.« Bentz hatte es gründlich satt,
immer wieder dasselbe durchzukauen, aber jetzt, da Hayes bereit war, ihm
zuzuhören, würde er es gern noch einmal wiederholen. Eine weitere Möglichkeit,
sich Hayes' Unterstützung zu sichern.
    Er starrte durch die mit Insektenleichen
gespickte Windschutzscheibe und schilderte die Nacht bis ins kleinste Detail,
von der Minute an, in der Lorraines Anruf bei ihm eingegangen war, bis zu dem
Alptraum, ihre Leiche auf dem Küchenfußboden zu finden. Er fügte sogar hinzu,
dass Olivia seit seiner Abreise telefonisch belästigt wurde. »Es handelt sich
um eine Anruferin, die sich auf mich bezieht«, erklärte Bentz. »Sie nennt mich
RJ, genau wie Jennifer es getan hat. Die Anrufe sollen Olivia einschüchtern.«
    »Tun sie das?«
    »Nicht unbedingt. In erster Linie ist sie sauer.«
    »Klingt ganz nach deinem Typ Frau.«
    »Das stimmt schon«, sagte Bentz. »Aber ich mache
mir trotzdem Sorgen. Ich werde Montoya anrufen, damit er ein Auge auf sie hat,
bis ich wieder nach Hause komme.«
    »Vermutlich will sie keinen Aufpasser.«
    »Egal.« Es war das Beste, was er im Augenblick
tun

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