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Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

Titel: Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah Kostenlos Bücher Online Lesen
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Bewegung wahrnahm, bis ihm klarwurde, dass es sich um sein eigenes
Spiegelbild in der verspiegelten Wand handelte. Das Zimmer war leer, ein Buch
lag aufgeschlagen mit den Seiten nach unten auf dem abgewetzten grünen Sofa.
    »Lorraine?« Er horchte, doch er hörte nichts.
Lautlos ging er durch den Flur in den hinteren Bereich des Hauses, vorbei an
einem leeren Esszimmer. Post stapelte sich auf dem Tisch. Als er die dunkle
Küche erreichte, roch er es.
    Den unverkennbaren, metallischen Geruch von
Blut. Ihm rutschte das Herz in die Hose.
    Er riss sich zusammen, ging durch die Küchentür
und warf einen flüchtigen Blick auf Füße und einen abgestreiften Pantoffel, die
hinter einem Küchentresen hervorschauten. Als er näher herantrat, sah er sie
mit dem Gesicht nach unten auf dem Fußboden liegen, den Hinterkopf blutüberströmt.
Lorraine.
    Galle stieg ihm hoch. Bentz schaltete das Licht
an und vergewisserte sich kurz, dass sonst niemand in der Küche war, dann
kniete er sich neben sie. Obwohl er wusste, dass sie tot war, tastete er nach
ihrem Puls. Nichts.
    »Herrgott!« Seine Schuld, so viel war klar.
»Verdammte Scheiße.« Er riss das Handy aus der Tasche, wählte die 911 und
teilte dem Einsatzkoordinator mit, wer er war und was vorgefallen war.
    Wer konnte Lorraine das angetan haben? Ohne
Zweifel dieselbe Person, die Shana Mclntyre ausgeschaltet hatte. Das
Bindeglied war eindeutig: Rick Bentz. Das wusste er. Er war der Katalysator.
»Jennifer« war bei Lorraine aufgetaucht, wohlwissend, dass diese ihn deswegen
anrufen würde, und anschließend hatte sie die Stiefschwester kurzerhand ins
Jenseits befördert. Ein lupenreiner Mord. Vielleicht sah sie sogar in diesem
Augenblick zu, genoss die Vorstellung.
    Krankes Miststück.
    Obwohl er spürte, dass das Haus leer und der
Mörder längst verschwunden war, konnte er sich nicht ganz sicher sein. Er
steckte das Handy weg und nahm sich den Rest des Hauses vor. Behutsam, darum
bemüht, nichts zu berühren und nicht eventuelle Fingerabdrücke oder Hinweise,
die zum Täter führen könnten, zu zerstören, durchsuchte er die Schränke und
überprüfte die hintere Veranda - nichts. Natürlich nicht. Bentz rief noch
einmal bei Hayes an und hinterließ ihm die dritte Nachricht innerhalb einer
Stunde, dann kehrte er zum Wohnzimmer zurück. Ein lauter, unwirklicher Schrei
gellte durchs Zimmer. Bentz ging hinter der Flurwand in Deckung, dann spähte er
genau rechtzeitig um die Ecke, um eine graue Katze unter der Couch
hervorschießen und hinter einen karierten Sessel flitzen zu sehen, von wo aus
sie ihn fauchend mit ihren funkelnden goldenen Katzenaugen anstarrte. Bentz'
Puls, der in astronomische Höhe geschnellt war, beruhigte sich ein bisschen.
Er hatte vergessen, dass Lorraine schon immer Katzen gehalten hatte.
    Innerlich bebend und mit dem heftigen Verlangen
nach einer Zigarette wartete er draußen auf der vorderen Veranda bei einem
Pampelmusenbaum auf das Eintreffen der Beamten. Sein Bein pochte. Er
versuchte, Ruhe zu bewahren, indem er auf die Geräusche der Nacht lauschte. Über
das Summen der Insekten und das Bellen eines Hundes hinweg war das schrille
Heulen einer Sirene zu hören. Bentz strich sich das Haar aus dem Gesicht und
bemerkte einen nervösen Nachbarn, der durch die Vorhänge hindurch zu ihm
herüberspähte.
    Gleich beginnt die Vorstellung, dachte er. Ein
Jogger lief vorbei. Bentz folgte ihm mit den Augen. Eine schlanke Frau - oder
war es ein Mann? - mit einer Baseballkappe und dunkler Kleidung. Keine
Reflektoren. Sie blickte in seine Richtung, doch sie war zu weit fort, als dass
er ihre Züge hätte erkennen können.
    Trotzdem kam ihm irgendetwas an ihr vertraut
vor. Wie bitte? Der
Gedanke ließ ihn erstarren. Vertraut? Hast du den Verstand verloren? Du kannst doch nicht mal erkennen,
ob der Jogger ein Mann ist oder eine Frau. Reiß dich zusammen, Bentz, und finde
heraus, was hier vorgeht, ehe noch eine der Personen stirbt, mit denen du über
Jennifer gesprochen hast. Denk nach, um Himmels willen. Du wirst jede Menge
Fragen beantworten müssen. Noch während er die Frau beobachtete, bog sie in
eine Seitenstraße ab. Vielleicht hatte sie ein silbernes Auto gesehen, das in
der Nachbarschaft herumgekurvt war. »He!«, rief er ihr nach, doch sie war schon
zu weit entfernt. Zu Fuß würde er sie niemals einholen können, und den Wagen
konnte er nicht nehmen. Nicht, nachdem er die Polizei gerufen hatte, die, dem
Geräusch der Sirenen nach zu urteilen, in den

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