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Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

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Innern wusste er, dass das Opfer seinetwegen
umgekommen war. Wegen seines Egos und wegen seiner Besessenheit von seiner
ersten Frau. Sein Tunnelblick, Jennifer betreffend, hatte mehrere Frauen das
Leben gekostet und seine eigene Frau in Gefahr gebracht. Jemand hatte ihn ganz
persönlich zur Hölle auf Erden verdammt. »Ich muss sie sehen«, sagte er mit
zusammengebissenen Zähnen zu Hayes. Seine Stimme klang rauh.
    »Was?«
    »Ich muss die Leiche sehen.«
    »Bist du sicher?« Hayes schüttelte den Kopf.
»Ich muss es wissen, Jonas. Das verstehst du doch.«
    »Nein, das verstehe ich nicht. Um Himmels
willen, Bentz, das wird kein schöner Anblick sein.« Doch ihm war klar, dass er
seinen sturköpfigen Freund nicht davon würde abbringen können, also sagte er,
immer noch kopfschüttelnd: »Nun, dann bringe ich dich hin. Aber nur fürs
Protokoll: Ich denke, es ist ein großer Fehler. Ach, zum Teufel, lass es uns
hinter uns bringen, und danach holen wir den Mietwagen ab, damit du ins Motel zurückfahren
und ein bisschen schlafen kannst. Du siehst furchtbar aus.«
     
    In der Gerichtsmedizin versuchte die Assistentin
des Coroners, die drei Beamten zu warnen. Die vorläufige Untersuchung hatte
ergeben, dass die Fingerspitzen der Frau bis zur Unkenntlichkeit verbrannt
waren. Achtzig Prozent des Körpers waren verkohlt, Narben oder Tätowierungen
waren nicht zu erkennen. »Vermutlich müssen wir uns auf Zahnarztunterlagen
stützen, um sie zu identifizieren«, sagte sie. Trotzdem wollte sich Bentz
selbst überzeugen. Die Assistentin, eine andere als die, die ein paar Stunden
zuvor das Laken von Fortuna Esperanzos Gesicht gezogen hatte, wartete auf ein
Zeichen von Hayes. Bentz nahm seine ganze Kraft zusammen. Sein Kopf dröhnte,
als würde ein Zug in einem Tunnel hindurchrattern. Was, wenn er sich irrte?
Was, wenn der steife, rußige Leichnam unter dem dünnen Laken in Wirklichkeit
Olivia gehörte? Fast hätte er einen Rückzieher gemacht, doch dann ballte er die
Fäuste und presste die Kiefer aufeinander. Hayes nickte, und die Assistentin
zog das Laken beiseite.
    »Oh, verflucht«, sagte Martinez und wandte sich
ab. Hayes zuckte zusammen.
    Beim Anblick des verbrannten Fleischs und der
weißen, ins Leere starrenden Augäpfel drehte sich Bentz der Magen um. Versengte
Haare umgaben ein fast bis zur Unkenntlichkeit verbranntes Gesicht. Durch die
verkohlten Lippen konnte man die Zähne sehen.
    »Nicht Olivia«, sagte Bentz und schluckte die
Galle hinunter, die ihm in die Kehle gestiegen war. Er war sich sicher. Wieder
verspürte er Erleichterung, gemischt mit Schuld. Zum Glück hatte sie nicht die
Angst und Schmerzen ertragen müssen, die diese arme Frau hier durchlitten
hatte. »Es ist Petrocelli«, sagte Hayes. »Officer Sherry Petrocelli. O Mann,
damit hab ich trotz allem nicht gerechnet.« Hayes war erschüttert, mit zwischen
die Zähne gezogenen Lippen bedeutete er der Assistentin, die verbrannten
Überreste wieder zuzudecken. Mit dem Handrücken wischte er sich den Schweiß von
den Augenbrauen. »Ihr Mann muss informiert werden. Schätze, das übernehme
lieber ich.«
    »Ich begleite dich«, schlug Martinez vor und
schaute entsetzt der Bahre nach, die jetzt hinausgerollt wurde. »Was für ein
schrecklicher Alptraum! Bei allen Heiligen, ich hoffe nur, dass sie schon tot
war, als der Wagen in Flammen aufging.«
    »Amen«, stimmte Hayes zu. Er warf einen letzten
Blick auf die Bahre, dann sagte er: »Kommt, lasst uns von hier verschwinden.
Ich bringe Bentz zur Autovermietung, vorausgesetzt, die hat noch geöffnet, und
anschließend fahren Martinez und ich zu Jerry Petrocelli und überbringen ihm
die schlechte Nachricht.« Er stieß einen tiefen Seufzer aus. »Gott, wie ich das
hasse.«
    »Das kannst du laut sagen«, stimmte Martinez zu.
     
    Ein Streifen rosafarbene Morgendämmerung fiel
durch das kleine Bullauge in dem stinkenden Frachtraum, ein winziges
Fensterchen, das Olivia vorher gar nicht bemerkt hatte. Während der Nacht hatte
Ungeziefer die Herrschaft über das Boot übernommen. Die Geräusche von
trippelnden Füßchen und Krallen, die über das Holz scharrten, hatten sich zu
dem Knarzen und Ächzen des Schiffes gesellt, das sanft im Wasser schaukelte.
Einmal, kurz vor Beginn der Dämmerung, hatte Olivia gemeint, jemanden an Bord
kommen zu hören, doch trotz ihres Schreiens und Flehens war niemand die Stufen
heruntergeeilt, weder um sie zu retten noch um über sie herzufallen.
    Sie hatte kaum geschlafen. Ihre Nerven

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