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Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail

Titel: Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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einzumischen, wenn ich mich vielleicht zurückhalten sollte.«
    Er hielt inne, um mir Gelegenheit zu geben, etwas zu sagen, aber ich hatte keine Ahnung, worauf er hinauswollte.
    Er setzte sich und trank noch einen Schluck Kakao. »Es gab Leute, die glaubten, ich hätte dir nicht sagen sollen, wie Bryan gestorben ist.« Bryan war mein Pflegevater gewesen.
    Ich erinnerte mich, kurz nach Weihnachten sehr früh am Morgen aufgewacht zu sein, weil ich Brans leise Stimme in der Küche hörte. Als ich aus meinem Zimmer kam, hatte er mir gesagt, die Polizei habe Bryans Leiche im Kootenai gefunden.
    Selbstmord ist für Werwölfe nicht einfach. Selbst Silberkugeln setzen sich nicht immer über die Fähigkeit des Wolfs hinweg, sich selbst zu heilen. Enthauptung funktioniert, ist aber bei einem Selbstmord ziemlich schwierig. Ertrinken ist allerdings eine recht sichere Methode. Werwölfe sind sehr muskulös; es fällt ihnen generell schwer zu schwimmen, selbst wenn sie das wollen, denn sie haben wie Schimpansen zu viele Muskeln und nicht genug Fett, um sich treiben zu lassen.

    »Einige aus dem Rudel wollten dir lieber sagen, er habe einen Unfall gehabt.« Brans Stimme klang nachdenklich. »Sie waren der Ansicht, vierzehn sei zu jung, um mit einem Selbstmord fertig zu werden, besonders direkt nach dem Tod von Bryans Gefährtin.«
    »Sie hieß Evelyn«, sagte ich. Bran neigte dazu, die Frauen rings um sich weniger stark wahrzunehmen als die Männer. Samuel hatte mir einmal gesagt, das läge daran, dass Menschen so zerbrechlich waren, und Bran hatte zu viele von ihnen sterben sehen. Aber ich dachte, wenn ich mit vierzehn mit Evelyns Tod hatte zurechtkommen können, dann sollte Bran ebenfalls dazu im Stande sein.
    Er warf mir einen Blick zu, der eine deutliche Zurechtweisung enthielt. Als ich meine Augen nicht senkte, wie es das Protokoll verlangte, fletschte er leicht die Zähne, bevor er es hinter dem Becher verbarg.
    »Ja. Evelyn«, sagte er dann und seufzte. »Nachdem du dich entschlossen hattest, allein zu bleiben, statt zu deiner Mutter zurückzukehren, habe ich das ebenfalls unterstützt. Du hast mir gezeigt, was du kannst, und ich dachte, du hättest dir das Recht verdient, deine eigenen Entscheidungen zu treffen.« Er sah sich um. »Erinnerst du dich an das letzte Mal, als wir uns unterhalten haben?«
    Ich nickte und setzte mich schließlich wieder hin. Selbst wenn er an diesem Abend nicht auf Förmlichkeit bestand, fühlte es sich unangenehm an, zu stehen, während er auf dem Stuhl saß.
    »Du warst sechzehn«, sagte er. »Zu jung für ihn – und zu jung, um zu wissen, was er von dir wollte.«
    Als Bran Samuel und mich erwischt hatte, wie wir uns im Wald küssten, hatte er mich nach Hause geschickt und war dann am nächsten Morgen aufgetaucht, um mir zu sagen, er
habe bereits mit meiner richtigen Mutter gesprochen, und sie werde mich am Ende der Woche erwarten. Er schickte mich weg, und ich sollte nur mitnehmen, was ich unbedingt brauchte.
    Ich packte tatsächlich, aber nicht für Portland; ich packte, um mit Samuel durchzubrennen. Wir würden heiraten, hatte er gesagt. Es wäre mir mit sechzehn niemals eingefallen, dass ich vielleicht Schwierigkeiten haben könnte, die nötigen Papiere zu erhalten. Aber Samuel hätte zweifellos auch dafür eine Lösung gefunden. Wir wollten in eine größere Stadt ziehen und außerhalb jeden Rudels leben.
    Ich liebte Samuel, hatte ihn geliebt, seit mein Pflegevater gestorben war und Samuel seine Rolle als mein Beschützer übernommen hatte. Bryan war ein sehr netter Mann gewesen, aber Samuel stellte einen erheblich wirkungsvolleren Beschützer dar. Selbst die Frauen störten mich nicht mehr, seitdem er auf mich aufpasste. Er war witzig und charmant. Unbeschwertheit gehört nicht zu den charakteristischen Eigenschaften vieler Werwölfe, aber Samuel verfügte im Übermaß darüber. Unter seinem Schutz lernte ich wahre Lebensfreude kennen – ein sehr verführerisches Gefühl.
    »Du hast mir gesagt, dass Samuel mich nicht liebt«, erwiderte ich, und mein Mund war plötzlich so trocken, als hätte ich auf einem Schwamm gekaut. »Du hast gesagt, er brauche lediglich eine Gefährtin, die seine Kinder zur Welt bringt.«
    Menschenfrauen haben bei mehr als der Hälfte der Kinder von einem Werwolfvater Fehlgeburten. Sie tragen nur jene aus, die vollkommen menschlich sind. Und beim ersten Vollmond haben sie ebenfalls Fehlgeburten. Aber Kojoten und Wölfe können gesunde Nachkommen haben, also warum

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