Mercy Thompson 02 - Bann des Blutes-retail
um den er gebeten hatte. Ich hatte nicht gewusst, dass Vampire Tee trinken konnten. »Wie geht es deinem Knöchel?«
Ich machte ein abfälliges Geräusch. »Meinem Knöchel geht es gut.« Was nicht unbedingt der Wahrheit entsprach, aber ich würde ihn nicht einfach das Thema wechseln lassen. »Sie haben nur einen Tag gebraucht, um dich vor ihr Gericht zu bringen, und bei Andre sind es zwei Wochen.«
»Wochen, die Andre in einer Zelle unterhalb der Siedhe verbringt«, sagte Stefan beschwichtigend. »Das ist nicht gerade ein Urlaub. Was die Verzögerung angeht, so ist das leider meine Schuld. Ich war in Chicago, um herauszufinden, was Andre dort getan hat. Damit wir sicher sein können, dass Littleton die einzige Person war, die er zum Vampir gemacht hat.«
»Ich dachte, Andre hätte nicht genügend Kontrolle, um seine Leute zu Vampiren zu machen.«
Stefan stellte den Tee ab und sah mich interessiert an. »Rachel hat mir erzählt, dass du sie besucht hast. Ich wusste nicht, dass es dabei so viel zu lernen gab.«
Ich verdrehte die Augen. »Ich bin unter Werwölfen aufgewachsen,
Stefan – Einschüchtern wird bei mir nicht funktionieren. Sag mir, wie Andre es geschafft hat, einen Zauberer zum Vampir zu machen, wenn er das nicht einmal mit einem seiner eigenen Leute konnte.«
Sein typisches großzügiges Lächeln hellte seine Miene auf. »Ich weiß es nicht. Aber ich sage dir, was ich weiß. Cory Littleton flirtete mit dem Bösen, seit er ein sehr junger Mann war. Seine Wohnung in Chicago – die Andre bis zum nächsten Dezember im Voraus bezahlt hat – verfügt über einen Geheimraum, den ich mir ausführlich angesehen habe. Er war voller interessanter Dinge, wie magische Ingredienzien und Bücher über uralte Zeremonien, die lieber nirgendwo aufgezeichnet sein sollten. Ich habe sie verbrannt, zusammen mit den Notizbüchern, die ihm als Tagebücher dienten – in Spiegelschrift geschrieben, kannst du dir das vorstellen? Zumindest waren sie nicht in Griechisch.«
»Weiß Andre, wie Littleton zum Zauberer wurde? Könnte er mehr wie ihn schaffen?«, fragte der noch vom Schlaf heisere Samuel aus dem Flur.
»Hallo, Samuel«, sagte Stefan. Medea kam zuerst herein und miaute spitze kleine Beschwerden, während sie über den Küchenboden lief und dann auf Stefans Schoß sprang.
Samuel folgte, halb bekleidet und mit Dreitagebart. Er war nicht mehr er selbst gewesen, seit Littleton ihn gefangen gehalten hatte – oder vielleicht auch, seit er mir von dem Baby und der Abtreibung erzählt hatte. Er war reizbarer und zu ernst, und wenn ich versuchte, über unseren Kuss zu reden, wollte er nicht darüber sprechen. Ich machte mir Sorgen um ihn.
»Weiß Andre, wie man einen Zauberer schafft?«
Stefan nickte bedächtig. »Wenn man Littletons Tagebüchern glauben darf, ja. Littleton hat es ihm gesagt.«
Samuel zog einen Stuhl heraus und drehte ihn um, so dass er sich verkehrt herum darauf setzen konnte. »Hat Littleton die Veränderung vielleicht deshalb überlebt, weil er ein Zauberer war?«
Medea schlug mit einer Pfote nach Stefans Hand, und statt wieder nach seiner Teetasse zu greifen, kraulte er die Katze hinter den Ohren. Sie schnurrte und schmiegte sich noch entschlossener an ihn.
»Ich weiß es nicht«, antwortete Stefan schließlich. »Ich bin nicht einmal sicher, ob Andre es weiß. Er hat sich mehrere Jahre von Littleton genährt, bevor er ihn zum Vampir machte. Ich glaube allerdings nicht, dass irgendwo noch mehr Littletons warten. Es ist nicht so leicht, jemanden zu finden, der seine Seele unbedingt dem Teufel verkaufen will.«
Samuel entspannte sich.
»Er war schon ein Zauberer, bevor er Vampir wurde?«, fragte ich.
»Ja.« Stefan spielte vor Medeas Nase mit seinen Fingern, und sie schlug begeistert nach ihnen. »Er war bereits ein Zauberer, bevor er Andre kennenlernte. Er glaubte, ein Vampir zu werden, würde ihn noch mächtiger machen – und Andre bestärkte ihn darin. Weder er noch der Dämon waren allerdings erfreut zu erfahren, dass Vampir zu sein auch bedeutete, Andres Befehle befolgen zu müssen.«
»In dieser Nacht in der Kirche hat er Andres Befehle nicht befolgt.« Samuel streckte die Hand aus und nahm sich eine Tasse und goss sich Tee aus der Kanne auf dem Tisch ein.
»Nein. Es ist tatsächlich möglich, die Verbindung zu brechen, die der Schöpfer zu seinen Kindern hat, aber es ist schwierig.« Stefan nippte an seinem Tee, und ich fragte mich, was er hinter seiner sorgfältig neutralen Miene
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