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Mercy Thompson 02 - Bann des Blutes-retail

Titel: Mercy Thompson 02 - Bann des Blutes-retail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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»Ich werde kommen. Was ist der zweite Gefallen?«
    »Es ist schon zu hell für mich, um mich noch auf den Weg zu machen«, sagte er und deutete vage zu meinem Fenster. »Hast du einen dunklen Raum, in dem ich den Tag verbringen kann?«

    Der einzige Platz, an dem Stefan schlafen konnte, war mein eingebauter Kleiderschrank. Die Schränke in Samuels Zimmer und in dem dritten Schlafzimmer hatten Lamellentüren, die zu viel Licht durchließen. All meine Fenster hatten Läden, aber das reichte nicht aus, damit ein Vampir in Sicherheit war.
    Mein Schlafzimmer nahm ein Ende des Wohnmobils ein –
Samuels Zimmer befand sich am entgegengesetzten Ende. Ich öffnete die Tür, um Stefan hereinzulassen, aber Samuel kam ebenfalls mit. Ich seufzte, machte aber kein Theater. Samuel würde mich nicht ohne einen Kampf mit Stefan allein lassen, und für ein solches Wortgefecht war ich viel zu müde und zerschlagen.
    In meinem Schlafzimmer lag überall Kleidung herum, einige Sachen waren schmutzig, andere sauber. Die saubere Wäsche hatte ich bereits gefaltet und gestapelt, aber noch nicht in die Schubladen gesteckt. Dazwischen gab es Bücher, Zeitschriften und Post, die ich noch nicht sortiert hatte. Wenn ich gewusst hätte, dass ein Mann bei mir übernachten würde, hätte ich vorher geputzt und aufgeräumt.
    Ich öffnete den eingebauten Kleiderschrank, holte einige Schachteln und zwei Paar Schuhe heraus. Damit war er leer bis auf die vier Kleider, die an der Seite hingen. Es war ein begehbarer Schrank, groß genug, dass Stefan sich bequem hinlegen konnte.
    »Samuel kann dir ein Kissen und eine Decke geben«, sagte ich und suchte dabei frische Wäsche zusammen. Mein Bedürfnis nach Sauberkeit war ständig gewachsen, seit ich aufgewacht war, und nun war es beinahe unwiderstehlich. Ich musste den Geruch des Todes dieser Frau von meiner Haut schrubben, denn ich bekam ihn nicht aus dem Kopf.
    »Mercedes«, sagte Stefan sanft, »ich brauche keine Decke. Ich werde nicht schlafen. Ich werde tot sein.«
    Ich weiß nicht, wieso das der berühmte letzte Tropfen war. Vielleicht lag es an der Behauptung, dass ich nicht verstand, was er war – obwohl ich gerade sehr deutlich gesehen hatte, wozu Vampire im Stande waren. Ich war schon auf halbem Weg zum Bad gewesen, aber ich blieb noch einmal stehen, drehte mich um und starrte beide Männer an.

    »Samuel wird dir eine Decke geben«, sagte ich mit fester Stimme. »Und ein Kissen. Du wirst den Tag über in meinem Schrank schlafen. Ich dulde keine toten Leute in meinem Schlafzimmer.«
    Ich schloss die Badezimmertür hinter mir und ließ die Decke, in die ich mich gewickelt hatte, auf den Boden fallen. Ich hörte noch, wie Samuel sagte: »Ich hole Bettzeug«, bevor ich die Dusche aufdrehte, damit das Wasser warm wurde.
    An der Tür des Badezimmers hängt ein großer Spiegel. Einer von diesen billigen Dingern mit einem Rahmen aus Holzimitat. Als ich mich umdrehte, um meine frischen Sachen auf das Waschbecken zu legen, wo sie nicht nass werden würden, erhaschte ich einen guten Blick auf mich selbst.
    Erst konnte ich nur das getrocknete Blut sehen. In meinem Haar, auf meinem Gesicht, an der Schulter, an den Armen und der Hüfte. An Händen und Füßen.
    Ich übergab mich in die Toilette. Zweimal. Dann wusch ich Hände und Gesicht und spülte meinen Mund mit Wasser aus.
    Ich bin Blut durchaus gewöhnt. Immerhin bin ich manchmal ein Kojote. Ich habe Kaninchen und Mäuse getötet, und im vergangenen Winter zwei Menschen – Werwölfe. Aber dieser Tod war etwas anders. Littleton war böse. Er hatte diese Frau nicht umgebracht, weil er sich nähren, sich rächen oder sich verteidigen wollte. Er hatte sie und vier andere Menschen getötet, einfach, weil es ihm gefiel. Und ich hatte ihn nicht aufhalten können.
    Ich sah noch einmal in den Spiegel.
    Ich hatte Prellungen an den Rippen und an der Schulter. Dunkle, purpurrote Flecke zeichneten nach, wo das Geschirr an meiner Brust und an den Rippen gerieben hatte. Das musste passiert sein, als ich dagegen ankämpfte, dass Stefan
meine Leine hielt. Der blaue Fleck an meiner rechten Schulter war nun eher schwarz als purpurn. Die linke Seite meines Gesichts war vom Wangenknochen bis zum Kinn geschwollen und rot von dem Versprechen einer wirklich spektakulären Prellung.
    Ich beugte mich vor und berührte mein geschwollenes Augenlid. Ich sah aus wie das Opfer eines Raubüberfalls oder einer Vergewaltigung – bis auf die beiden dunklen Flecke an meinem

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