Mercy Thompson 02 - Bann des Blutes-retail
in den Klauen der Blutgier ist kein besonders guter Fahrer.
Also habe ich beschlossen, mir den Vampir, den er treffen sollte, einmal selbst anzusehen. Es war nicht schwer, seinen Namen von dem Angestellten des Hotels zu erfahren, in dem er übernachtet hatte. Ich konnte nichts über einen Vampir namens Cory Littleton herausfinden – aber es gibt einen Mann dieses Namens, der seine magischen Dienste im Internet anbietet.«
Stefan lächelte dünn und blickte zu Boden. »Es ist uns verboten, jemanden zu verändern, der kein Mensch ist. In den meisten Fällen würde es ohnehin nicht funktionieren, aber es gibt Geschichten …« Er zuckte unglücklich die Schultern. »Ich habe genug gesehen, um zu wissen, dass es sich dabei um eine gute Regel handelt. Als ich mich auf die Jagd machte, erwartete ich einen Hexer, der verändert worden war. Es wäre mir nie eingefallen, dass es sich um einen Zauberer handeln könnte – ich habe seit Jahrhunderten keinen Zauberer mehr gesehen. Und die meisten Leute heutzutage glauben nicht fest genug an das Böse und wissen nicht genug, um einen
Pakt mit einem Dämon abzuschließen. Also dachte ich, Littleton sei ein Hexer. Ein mächtiger Hexer, so dass er die Erinnerung eines Vampirs beeinflussen konnte – zumindest eines so jungen Vampirs wie Daniel.«
»Und warum sind Sie nur mit Mercy zu ihm gegangen?«, fragte Samuel. »Konnten Sie nicht einen anderen Vampir mitnehmen, um Sie zu begleiten?«
»Daniel war bestraft worden, und die Angelegenheit wurde als erledigt betrachtet.« Stefan tippte sich ans Knie, unzufrieden mit dieser Einschätzung. »Die Herrin wollte nichts mehr davon hören.«
Ich war Marsilia, der Herrin von Stefans Siedhe, schon begegnet. Sie war mir nicht wie jemand vorgekommen, der sich wegen des Todes von ein paar Menschen oder auch ein paar Hundert Menschen übermäßig viele Gedanken machte.
»Ich dachte daran, mich über ihre Anweisungen hinwegzusetzen, als der fremde Vampir zurückkehrte. Ich hatte keinen Beweis für meinen Verdacht. Alle anderen waren der Ansicht, Daniel wäre Opfer seiner Blutgier geworden. Also meldete ich mich freiwillig, um mit dem Fremden zu sprechen. Ich dachte, ich könnte vielleicht dafür sorgen, dass er Daniel dazu bringen würde, sich daran zu erinnern, was wirklich geschehen war. Zur Vorsicht nahm ich Mercy mit. Aber ich hätte wirklich nicht erwartet, dass er mit mir das Gleiche machen könnte wie mit Daniel.«
»Du denkst also nicht, dass Daniel die Leute umgebracht hat, wie er es glaubt?«, fragte ich.
»Ein Hexer, der auch ein Vampir ist, kann vielleicht Erinnerungen einpflanzen, hätte Daniel aber nicht befehlen können, zu töten. Ein Zauberer …« Stefan spreizte die Finger. »Ein Zauberer ist zu vielen Dingen fähig. Ich kann froh sein, dass er so versessen darauf war, die Frau selbst zu töten
und die Blutgier, die er in mir heraufbeschworen hatte, nicht dazu nutzte, sie von mir umbringen zu lassen – und ich muss ehrlich sagen, ich hatte befürchtet, er habe genau das getan. Ich bin im Lauf der Jahre arrogant geworden, Mercedes, ich habe nicht wirklich geglaubt, dass er Macht über mich haben könnte. Daniel ist immerhin sehr jung. Ich habe dich als zusätzlichen Schutz mitgenommen, aber ich hatte nicht erwartet, dich wirklich zu brauchen.«
»Littleton war ein Zauberer«, sagte ich. »Und ein dummer Vampir hat sich entschieden, ihn zu verwandeln. Wer hat das getan? War es jemand von hier? Und wenn nicht, wieso ist er dann hergekommen?«
Wieder lächelte Stefan. »Das sind alles Fragen, die ich meiner Herrin stellen werde. Es könnte einfach ein Fehler gewesen sein, wie bei unserer reizenden Lilly.«
Ich war Lilly vor einiger Zeit begegnet. Sie war schon als Mensch verrückt gewesen, und ein Vampir zu werden, hatte daran nichts geändert. Überdies war sie auch eine unglaubliche Pianistin. Ihr Schöpfer war von ihrer Musik so fasziniert gewesen, dass er sich nicht die Zeit genommen hatte, irgendetwas anderes festzustellen. Wie Werwölfe neigen auch Vampire dazu, sich allem zu entledigen, was unerwünschte Aufmerksamkeit auf sie ziehen könnte. Lillys außergewöhnliche Begabung hatte sie selbst vor der Vernichtung geschützt, aber ihr Schöpfer war für seine Achtlosigkeit getötet worden.
»Wie könnte es ein Fehler gewesen sein?«, fragte ich. »Ich habe deine Reaktion gesehen. Du hast den Dämon gerochen, schon bevor wir das Hotel betraten.«
Er schüttelte den Kopf. »Dämonen sind dieser Tage ziemlich
Weitere Kostenlose Bücher