Mercy Thompson 02 - Bann des Blutes-retail
würden. Ich wusste nicht viel über Vampire, aber die Gerichtsverhandlungen von Werwölfen fanden meist sofort statt und nicht erst Monate, nachdem ein Verbrechen verübt worden war. Sie sind auch innerhalb von Stunden vorbei, manchmal sogar innerhalb von Minuten. Pech, wenn man einen Alpha und sein Rudel nicht überzeugen kann, dass man für sie lebendig wertvoller ist als tot. Die Rudelgesetze, notwendigerweise brutal, gehörten zu den unangenehmen Dingen, die Bran noch eine Weile vor der Menschenwelt verborgen halten wollte.
»Samuel sagte mir schon, dass du für den Vampir zu einer Gerichtsverhandlung gehen wirst.«
»Er hat dich angerufen?«, sagte ich empört. »Was noch? Hat er dich gebeten, dich bei ihm zu melden, wenn ich sicher hier eingetroffen bin?«
Zee grinste zum ersten Mal und holte sein Handy heraus.
Mit ölfleckigen Fingern gab er meine Nummer ein. »Sie ist hier«, sagte er. »Alles in Ordnung.«
Er legte auf, ohne auf eine Antwort zu warten, grinste noch breiter und wählte eine zweite Nummer, die ich ebenfalls kannte. Aber für den Fall, dass mir entging, wen er diesmal anrief, benutzte er den Namen. »Hallo, Adam«, sagte er. »Sie ist hier.« Er lauschte einen Augenblick. Ich ebenfalls, aber er musste die Lautstärke sehr gering eingestellt haben, denn ich konnte nur das Grollen einer Männerstimme hören. Zees Grinsen wurde noch boshafter. Er sah mich an und sagte: »Adam will wissen, wieso du so lange gebraucht hast.«
Ich setzte dazu an, die Augen zu verdrehen, aber das tat der wunden Hälfte meines Gesichts nicht gut, also hörte ich wieder auf. »Sag ihm, ich hatte unterwegs wilden, leidenschaftlichen Sex mit einem vollkommen Fremden.«
Ich blieb nicht, um zu hören, was Zee tatsächlich weitergab, sondern nahm meinen Overall vom Haken und ging ins Bad.
Werwölfe sind Kontrollfreaks, erinnerte ich mich, als ich mich für die Arbeit umzog. Kontrollfreaks zu sein hilft ihnen, ihren Wolf zu beherrschen – und das ist eine gute Sache. Wenn mir die Nebenwirkungen nicht gefielen, sollte ich mich eben nicht mit ihnen abgeben. Was ich auch nicht getan hätte, wenn nicht einer von ihnen bei mir wohnen würde, und ein anderer sich hinter meinem Grundstück niedergelassen hätte.
Allein im Badezimmer konnte ich allerdings zugeben, dass ich zwar wirklich, wirklich wütend war, aber auch enttäuscht gewesen wäre, wenn sie sich nicht erkundigt hätten. Ziemlich unlogisch, oder?
Als ich herauskam, gab mir Zee den nächsten Reparaturjob. Ich hatte ihm das Geschäft zwar abgekauft, aber wenn
wir zusammenarbeiteten, war er immer noch derjenige, der die Anweisungen gab. Teilweise war das die Macht der Gewohnheit, aber der größere Teil hatte damit zu tun, dass ich vielleicht eine gute Mechanikerin sein mag, aber Zee wirkt an Autos Magie. Im wörtlichen und im übertragenen Sinn.
Würde er nicht dazu neigen, sich bei einfachen Arbeiten zu langweilen, hätte er mich niemals auch nur eingestellt. Dann hätte ich einen Job bei McDonalds oder Burger King annehmen müssen, wie all die anderen Leute mit Abschlüssen in Geisteswissenschaften.
Wir arbeiteten in kameradschaftlichem Schweigen, bis ich an eine Stelle kam, die vier Hände brauchte und nicht zwei.
Als ich nach dem Schraubenzieher griff, sagte Zee, der das Ersatzteil für mich festhielt: »Ich habe vorhin unter diese Plane geschaut« – er nickte zur Ecke des Ladens, wo mein neuestes Spezialprojekt an der Wand stand.
»Schön, nicht wahr?«, fragte ich. »Oder zumindest wird er das sein, wenn ich damit fertig bin.« Es handelte sich um einen 1968er Karman Ghia in beinahe makellosem Zustand.
»Willst du ihn restaurieren oder zu einem Renner machen?«
»Das weiß ich noch nicht«, sagte ich. »Die Farbe ist immer noch der Originallack, und es gibt nur einen kleinen Riss an der Haube. Ich ändere ungern etwas, wenn es nicht sein muss. Ich kann ihn wieder in Gang bringen, und zwar mit Originalteilen, und Kim kann die Sitze nähen. Ich denke, dabei werde ich es belassen.«
Es gibt drei Gruppen von Leuten, die sich für alte Autos begeistern. Die erste denkt, dass das Auto so viel Originalteile haben sollte wie möglich; die zweite will es besser restauriert haben, als es im Original war, und die dritte will, dass Bremsen,
Motor und Federung durch moderne Versionen ersetzt werden. Zee gehört eindeutig zur letzteren Gruppe.
Er ist nicht sentimental – wenn etwas besser funktioniert, dann sollte man das auch benutzen. Ich nehme an, vierzig
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