Mercy Thompson 02 - Bann des Blutes-retail
Einfachste. Pfählen funktioniert ebenfalls, aber Sie müssten ihm hinterher den Kopf abschneiden.«
Seine Ehrlichkeit hatte nichts zu bedeuten. Er würde wohl erraten haben, dass ich zuvor auch Stefans Leute gefragt hatte.
»Das ist nicht, was Marsilia mir gesagt hat.«
Er lächelte dünn. »Wenn Sie ihn nur pfählen, könnte Marsilia ihn zu einem der Ihren machen. Es gibt nicht viele Vampire, Mercy, und es braucht lange, um jemanden zu einem zu machen. Wenn Daniel nicht schon so lange Stefan gehört hätte, wäre er dauerhaft gestorben. Marsilia will keinen Vampir verschwenden – besonders keinen, dem alle Kräfte eines Dämons zur Verfügung stehen. Wenn er schwer genug verletzt ist, gibt es Möglichkeiten, ihn zurückzubringen und unter die Herrschaft eines mächtigeren Vampirs zu stellen, wie es Marsilia ist. Es würde ihre Position unangreifbar machen.«
»Sie haben also vor, ihn gefangen zu nehmen?«
Andre schüttelte den Kopf. »Ich will, dass der Mistkerl stirbt. Und tot bleibt.«
»Warum?«
»Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass Stefan und ich lange Zeit Freunde waren.« Er drehte sein Gesicht in das Licht, das die Einfahrt beleuchtete. »Wir haben unsere Differenzen, aber das ist wie … wie ein Familienstreit. Ich weiß, Stefan war diesmal wirklich wütend, aber er wäre schon darüber hinweggekommen. Und wegen dieses Zauberers werde ich nun niemals die Möglichkeit haben, Frieden mit ihm zu schließen.«
»Sind Sie so sicher, dass Stefan tot ist?«
Stefans VW-Bus stand neben der Garage, mit einer Plane zugedeckt, um seine ungewöhnliche Lackierung zu schützen. Welcher Vampir fuhr schon einen alten Bus, der wie Scooby Doos Mystery Machine angemalt war? Letzte Weihnachten hatte ich ihm einen lebensgroßen Scooby Doo geschenkt, der jetzt auf dem Beifahrersitz saß.
Er musste meiner Stimme entnommen haben, was ich hören wollte, denn er schüttelte langsam den Kopf. »Mercedes, es ist schwierig genug, einen Menschen gefangen zu halten. Einen Vampir gefangen zu halten, ist beinahe unmöglich. Stefan hat viele Möglichkeiten … und dennoch ist er nicht nach Hause gekommen. Ja, ich denke, es gibt ihn nicht mehr. Und ich werde alles tun, was ich kann, um dafür zu sorgen, dass dieser Littleton ihm so bald wie möglich folgt.«
Das war einfach zu vernünftig, genau wie das, was Adam gesagt hatte. Ich musste glauben, dass es Stefan nicht mehr gab – und dass auch Ben tot war, ebenso wie der junge Vampir, dem ich nur einmal begegnet war. Aber ich würde nicht vor Andre weinen. Ich musste jetzt wirklich gehen.
Ich warf einen Blick auf die Uhr. »Ich muss in drei Stunden aufstehen.« Wenn ich wüsste, wie lange es dauern würde, bis wir den Zauberer fanden, würde ich Zee bitten, die
Werkstatt zu übernehmen, aber ich konnte es mir nicht leisten, das öfter als ein paar Tage im Monat zu machen, nicht, wenn ich weiter meine Hypothek und meine Brötchen bezahlen wollte.
»Gehen Sie nach Hause und legen Sie sich hin.« Er nahm ein kleines Lederetui aus der Tasche und zog eine Karte heraus, die er mir hinhielt. »Hier ist meine Handynummer. Rufen Sie mich morgen nach Anbruch der Dämmerung an, und wir können besprechen, was wir als Nächstes tun.«
Ich steckte die Karte in meine Jeanstasche. Wir blieben an der Tür zu meinem Auto stehen. Ich setzte mich gerade hinein, als mir noch eine Frage einfiel.
»Stefan sagte, Littleton sei neu. Bedeutet das, dass ein anderer Vampir ihn beherrscht?«
Andre nickte. »Ein neuer Vampir steht unter der Herrschaft seines Schöpfers.« Er versetzte mir ein leicht bitteres Lächeln. »Es ist keine freiwillige Unterwerfung. Wir müssen alle dem gehorchen, der uns gemacht hat.«
»Sogar Sie?«
Er deutete eine knappe, traurige Verbeugung an. »Sogar ich. Wenn wir älter werden und an Macht gewinnen, verringert sich die Kontrolle jedoch. Oder wenn unsere Schöpfer sterben.«
»Also gehorcht Littleton einem anderen Vampir?«
»Wenn der Vampir, der ihn gemacht hat, nicht tot ist, wird Littleton ihm gehorchen müssen, ja.«
»Wer hat Stefan zum Vampir gemacht?«
»Marsilia. Aber Stefan musste nie ihren Sklaven spielen wie wir anderen.« Bei diesen Worten schwang purer Neid in seiner Stimme mit. »Er war nie Leibeigener. So etwas passiert manchmal, aber solche Vampire werden immer getötet, wenn sie noch neu sind. Jeder andere Vampir hätte Stefan ebenfalls
umgebracht, sobald klar wurde, dass er nicht unter ihrer Herrschaft stand, aber Marsilia war in ihn verliebt.
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