Mercy Thompson 02 - Bann des Blutes-retail
sich auf der anderen Seite des Trailers, vorbei an den großen Fenstern im Wohnzimmer und dem kleineren in der Küche. Das Fenster in der Küche hatte keinen Vorhang.
»Furchtlose Vampirjägerin!«, murmelte ich, denn ich
wusste, dass ich zu verängstigt war, um unbewaffnet zum Sicherungskasten zu gehen. Also schlich ich aus dem Bad und öffnete den Waffensafe. Ich ließ die Pistolen liegen und entschied mich für die Marlin-444, die ich mit Silber lud – obwohl ich nicht wusste, ob das Silber gegen einen Vampir mehr ausrichten konnte als gewöhnliches Blei. Weniger würde es jedenfalls nicht sein.
Wie auch immer, die Marlin würde mir genug Selbstvertrauen geben, dass ich wieder einschlafen konnte.
Ungeduldig lud ich die fingerlangen Geschosse. Wenn diese Dinger einen Elefanten aufhalten konnten, musste ich einfach glauben, dass auch ein Vampir sie unangenehm finden würde.
Ich wusste, dass ich das Schlafzimmerlicht nicht einschalten sollte. Falls Littleton immer noch da war, würde es meine Nachtsicht verderben und mich selbst zu einem guten Ziel machen, falls Littleton, der Vampir und Zauberer, eine Schusswaffe benutzte – unwahrscheinlich, wenn man bedachte, wie viel Spaß es ihm gemacht hatte, dieses arme Zimmermädchen langsam sterben zu lassen.
Ich drückte trotzdem auf den Schalter neben der Badezimmertür. Nichts passierte. Das Schlafzimmer und das Bad hatten unterschiedliche Sicherungen; sie konnten wohl kaum beide gleichzeitig durchgebrannt sein. Hatte Littleton die Stromleitung durchgeschnitten?
Ich starrte den Schalter immer noch an, als jemand Samuels Namen rief. Nein, das war nicht irgendwer – das war ich! Nur dass ich nicht geschrien hatte.
Ich lud die Marlin durch und versuchte, mich von ihrem vertrauten Gewicht und dem Wissen, dass Littleton nicht hereinkommen konnte, trösten zu lassen.
»Kleiner Wolf, kleiner Wolf, lass mich herein.« Das Flüstern
erfüllte das Zimmer. Ich hätte nicht sagen können, woher es kam.
Schwer durch die Nase atmend, um meine Panik zu beherrschen, kniete ich mich auf das Bett und spähte vorsichtig durchs Fenster, aber ich konnte nichts sehen.
»Ja, Mercy?« Diesmal war es Samuels Stimme, spielerisch und lässig. »Süße Mercy. Komm raus zum Spielen, Mercedes Thompson.« Er beherrschte also auch Samuels Stimme. Wo hatte er Samuel sprechen gehört?
Etwas kratzte unten an der Seite meines Trailers, nahe dem Fenster, und verursachte das unmissverständliche Geräusch von Metall, dass verbogen wird. Ich huschte davon und legte die Marlin an, wartete darauf, dass sein Schatten vor dem Fenster erschien.
»Kleiner Wolf, kleiner Wolf, komm raus, wo immer du sein magst.« Diesmal war es Warrens Stimme. Dann schrie er, ein schmerzerfülltes Brüllen, das einfach unerträglich war.
Ich bezweifelte nicht, dass Warren diese Laute tatsächlich von sich gegeben hatte, aber ich hoffte, er tat das nicht jetzt und nicht vor meinem Trailer. Ich hoffe, dass er sich sicher in Adams Haus befand.
Es war gut, dass Littleton mit meiner Stimme begonnen hatte – wenn ich geglaubt hätte, dass Warren vor meinem Trailer schrie, hätte ich niemals im Inneren bleiben können. Wo ich in Sicherheit war. Vielleicht.
Die letzten Schreie Warrens verklangen, aber Littleton war noch nicht fertig mit mir. Er tappte entlang der Wand, zum Ende des Trailers hin. In dieser Wand gab es ebenfalls ein Fenster, aber ich sah ihn, obwohl es sich anhörte, als tippte er wieder ans Glas.
Er kann nicht hereinkommen, erinnerte ich mich lautlos, aber ich zuckte immer noch zusammen, als die metallene
Verkleidung meines Heims kreischte, und der Trailer ein wenig wackelte. Dann war es kurze Zeit ruhig.
Er fing wieder an zu tappen, aber diesmal hörte es sich mehr wie ein Klopfen an. Jedes Mal, wenn er die Wand berührte, erzitterte mein Haus, und ich zuckte zusammen. Er ging weiter nach hinten, und die Geräusche, die er verursachte, veränderten sich, als er die Badezimmerwand traf. Eine der Kacheln fiel in die Duschwanne und zerbrach.
Ich richtete die Marlin auf die Geräusche aus, nahm aber den Finger vom Abzug. Ich konnte nicht sehen, wo ich hinzielte, und die Häuser meiner Nachbarn befanden sich durchaus in Schussweite des Gewehrs. Selbst wenn es mir gelang, keinen von ihnen umzubringen, würde ein Schuss sie nur aufmerksam machen. Meine netten Nachbarn hätten keine Chance gegen einen Vampir, besonders nicht gegen diesen Vampir.
Was meine anderen, zäheren Nachbarn anging … ich war ein wenig
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