Mercy Thompson 02 - Bann des Blutes-retail
überrascht, dass der Krach, den Littleton machte, sie nicht schon hergelockt hatte. Andererseits war Adams Haus gut isoliert. Sie hörten Littletons Stimme vielleicht nicht gut genug, um sich deshalb Gedanken zu machen, aber ein Schuss würde sie sofort herholen.
Werwölfe und Zauberer waren jedoch, wenn man Onkel Mike glauben durfte, eine schlechte Kombination. Ich glaubte ihm – und deshalb hatte ich nicht versucht, Hilfe herbeizurufen. Ich war einigermaßen überzeugt, dass Littleton wirklich nicht ins Haus kommen konnte. Er konnte mir Angst machen, aber nicht hereinkommen, solange ich ihn nicht einlud.
»Und das werde ich ganz bestimmt nicht tun«, murmelte ich.
Wieder schlug er gegen die Wand, und ich zuckte zusammen. Sekunden vergingen, eine Minute, dann zwei, und
nichts geschah. Keine Schreie, keine Schläge, kein Abreißen der Verkleidung mehr – wie sollte ich die Schäden nur der Versicherung erklären?
»Genau, Ma’am«, probierte ich es aus. »Diese Vampirkönigin hat mich gebeten, ein Vampir-Dämon-Doppelpaket zu jagen. Er hat das irgendwie herausgefunden, und es hat ihn so geärgert, dass er die Verkleidung von meinem Haus gerissen hat.«
Ich setzte mich auf den Boden, die Waffe unter dem Arm. »Wahrscheinlich werde ich mich selbst darum kümmern müssen. Ich frage mich, wie viel so eine Verkleidung kostet. Und was er da draußen sonst noch kaputt gemacht hat.«
Ich konnte mich nicht erinnern, ob ich Medea hereingelassen hatte, bevor ich ins Bett gegangen war. Normalerweise tat ich das, aber ich war so müde gewesen … sobald ich wieder Mut genug aufbringen konnte, würde ich mich überzeugen, dass meine Katze in Samuels Zimmer schlief, wo sie die Nacht derzeit am liebsten verbrachte. Ich hätte Andre anrufen können – aber …
Meine Schultern waren steif von der Anspannung, und ich legte den Kopf schief und streckte mich. Plötzlich bog sich der Boden unter dem Teppich mit einem schrecklichen Getöse nach oben. Ich sprang auf und feuerte in den Boden, während er noch vibrierte. Ich mochte nicht superstark sein, aber ich war schnell. Ich schoss noch zweimal sehr schnell hintereinander. Dann wartete ich ab und starrte die Löcher im Boden und die Schmauchspuren auf meinem cremefarbenen Berberteppich an.
Etwas bewegte sich in einem der Löcher, und ich sprang zurück und schoss nochmals, als mehrere kleine Gegenstände durch Löcher gedrückt wurden, für die sie eigentlich zu groß waren. Einen Augenblick später wurde in meiner Einfahrt
eine Autotür zugeworfen, und ein deutscher Motor erwachte schnurrend zum Leben, ein BMW, wie Littleton ihn gefahren hatte. Er fuhr ohne Eile davon, nur ein weiteres Auto auf der Straße, und ich starrte die vier unförmigen, blutigen Silberkugeln an, die er mir zurückgegeben hatte.
Als mein Wecker klingelte, saß ich mitten im Schlafzimmer auf dem Boden und hatte die schnurrende Medea auf dem Schoß, um mich von ihr trösten zu lassen. Wieso müssen die Heldinnen in Abenteuerfilmen nie aufstehen und zur Arbeit gehen?
Ich hatte eine Stunde gebraucht, um meine Nachbarn wieder nach Hause zu schicken. Ich hatte ihnen gesagt, der Schaden müsse von einem verärgerten Kunden verursacht worden sein – oder von einer der hiesigen Gangs. Ja, ich hatte geschossen, um sie zu verscheuchen – aber ich glaubte nicht, einen von ihnen verletzt zu haben. Vielleicht hatten sie nicht gewusst, dass jemand zu Hause war. Selbstverständlich würde ich es der Polizei melden, aber es hätte keinen Sinn, sie zu so später Stunde zu verständigen. Ich würde am Morgen mit den Cops telefonieren. Wirklich.
Ich hatte ohnehin vorgehabt, mit Tony zu sprechen, obwohl ich bezweifelte, dass ich Littletons Angriff erwähnen würde. Es gab nichts, was die Polizei gegen ihn tun konnte.
Ich hätte Zee anrufen und ihn bitten können, nur für diesen einen Tag die Werkstatt zu übernehmen, aber ich würde sowieso nicht mehr schlafen können. Ich sollte mir Zees Hilfe lieber für eine andere Gelegenheit aufheben. Also stellte ich den Wecker ab, schob die protestierende Medea von meinem Schoß und zog mich schnell an, damit ich mir im Morgenlicht ansehen konnte, welchen Schaden Littleton meinem Trailer zugefügt hatte.
Es war schlimmer, als ich gedacht hatte. Er hatte die Verkleidung nicht einfach abgerissen, er hatte sie vom Dach bis zum Boden in fingerlange Stücke zerschnitten. Außerdem erfuhr ich, wie er unters Haus gekommen war. In das gemauerte Fundament hinten am Haus war ein
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