Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok
Informatiker in der Tasche.
Tim, der keine Arbeit finden musste, war älter als die meisten von ihnen.
»Tim hat einen Abschluss in Computerwissenschaft«, flüsterte Courtney mir zu. »So hat er Austin kennen gelernt, in einem Computerkurs. Tim geht jedes Semester immer noch in ein paar Seminare am Community College oder der Uni. Dadurch hat er eine Beschäftigung.«
Austin, Tim und die meisten Studenten hatten zu einem College-Club gehört, dessen Zweck es offenbar war, Computerspiele zu entwickeln. Mr. Fideal war der Fakultätsberater für diesen Club gewesen. Als Austin anfing, sich für die Bessere Zukunft zu interessieren, hatte er den Club dazu vereinnahmt. Das Community College hatte sich von der Gruppe distanziert, als klar wurde, dass sich ihr Ziel geändert hatte – aber Mr. Fideal hatte sich das Recht vorbehalten, hin und wieder reinzuschauen.
Der erste Tagesordnungspunkt der Besseren Zukunft bei dieser Versammlung bestand daraus, Blumen zu O’Donnells Beisetzung zu schicken, sobald seine Familie einen Zeitpunkt dafür bestimmen würde. Tim akzeptierte kommentarlos, dass alle anderen annahmen, er werde für die Blumen bezahlen.
Nachdem das beschlossen war, stand ein junger Mann auf und präsentierte Methoden, die einen vor dem Feenvolk schützen konnten, wie Salz, Stahl, Nägel in den Schuhen und verkehrt herum getragene Unterwäsche.
Bei den Fragen und Antworten, die folgten, konnte
ich schließlich den Mund nicht mehr halten. »Du sagst das, als wären alle vom Feenvolk gleich. Ich weiß, dass es einige gibt, die Eisen anfassen können, und ich nehme an, dass Meereswesen wie Selkies mit Salz kein Problem haben.«
Der Vortragende, ein schüchterner Riese von einem jungen Mann, sah mich lächelnd an und antwortete viel gewandter, als man aus seiner Präsentation hätte schließen können: »Du hast selbstverständlich Recht. Ein Teil des Problems besteht darin, dass wir wissen, dass einige Geschichten bis zur Unkenntlichkeit aufgeblasen wurden. Und das Feenvolk ist nicht gerade offen, wenn man fragt, welche Arten von Feenvolk es noch gibt. Diese ganze Registrierung ist ein dummer Witz. O’Donnell, der Zugang zu allen Unterlagen über die Bewohner des Reservats hatte, sagte, er wisse mit Sicherheit, dass mindestens einer von dreien log, wenn sie angeben mussten, was sie waren. Also bleibt uns nicht viel anderes übrig, als den Müll nach Gold zu durchsieben.«
»Ich dachte, das Feenvolk könnte nicht lügen«, sagte ich.
Er zuckte die Achseln. »Darüber weiß ich nichts Genaueres.«
Tim meldete sich zu Wort. »Viele erfinden ein gälisch oder deutsch klingendes Wort und benutzen das für das Formular. Wenn ich sagte, ich sei ein Heeberskeeter, wäre das keine Lüge, weil ich das Wort gerade erst erfunden habe. Die Verträge über das Reservatssystem erlauben nicht, dass Fragen darüber gestellt werden, wie die Registrierungsformulare auszufüllen sind.«
Als die Besprechung sich dem Ende zuneigte, war ich
überzeugt, dass keiner dieser jungen Leute etwas mit O’Donnells Mordserie und dem darauf folgenden Mord an ihm zu tun hatte. Ich hatte bisher noch nie an einer Versammlung einer solchen Gruppe teilgenommen – als Halb-Indianerin und Nicht-ganz-Mensch wäre ich da wohl ziemlich fehl am Platze gewesen. Aber ich hatte nicht erwartet, dass die ganze Sache etwa so viel Leidenschaft und Gewalttätigkeit an sich hatte wie ein Schachclub. Also gut, weniger Leidenschaft und Gewalttätigkeit als ein Schachclub.
Ich konnte sogar dem meisten, was sie sagten, nur zustimmen. Ich mochte zwar einige vereinzelte Mitglieder des Feenvolks, aber ich wusste genug, um Angst zu haben. Es war schwer, diesen Kids die Schuld daran zu geben, dass sie die öffentlichen Vertreter des Feenvolks und ihre Ansprachen durchschauten. Wie Tim schon gesagt hatte, musste man einfach nur die Geschichten lesen.
Nachdem das Treffen zu Ende war, begleitete Tim mich zu meinem Auto.
»Danke, dass du gekommen bist«, sagte er und öffnete die Tür für mich. »Wie hat es dir gefallen?«
Ich lächelte ein wenig, um zu verbergen, dass mir nicht gefiel, wie er vor mir den Türgriff gepackt hatte. Es fühlte sich aufdringlich an – obwohl Samuel und Adam, die beide aus einer früheren Zeit stammten, ebenfalls Türen für mich öffneten, und bei ihnen störte es mich nicht.
Ich wollte ihn allerdings nicht kränken, daher sagte ich nur: »Ich mag deine Freunde … und ich hoffe, du hast Unrecht mit der Behauptung, dass das
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