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Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok

Titel: Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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anderen Straßenseite stehen. Meine Augen brannten immer noch, aber zumindest konnte ich ihn sehen, wie er neben der Fahrertür stand. Er sah ein wenig anders aus als bei Tim. Ich konnte ihn nicht gut genug sehen, um Einzelheiten zu erkennen, aber es kam mir so vor, als wäre er jetzt größer und breiter.
    Höflich wartete er, bis ich aufhörte, mich zu bewegen, bevor er etwas sagte. Es ist im Allgemeinen eher schlecht, wenn jemand, der einen jagt, höflich ist. Es bedeutet, dass er sicher ist, seine Beute jederzeit erwischen zu können.
    »Du bist also das Hündchen mit der neugierigen Nase«,
sagte er. »Du hättest deine Nase lieber weiter in deine eigenen Angelegenheiten gesteckt.«
    »Zee ist mein Freund«, sagte ich. Aus irgendeinem Grund beleidigte mich die Bemerkung mit dem »Hündchen«. Aber es wäre dumm gewesen zu sagen: »Ich bin kein Hund.« »Ihr vom Feenvolk wollt ihn für das Verbrechen eines anderen sterben lassen. Ich war die Einzige, die weiter nach dem Mörder suchen wollte.« Mir fiel plötzlich ein Grund für Fideals Feindseligkeit ein. »Habe ich jetzt einen Mörder vor mir?«
    Er legte den Kopf zurück und lachte, ein lautes, volles Lachen. Als er wieder sprach, war seine Stimme eine halbe Oktave tiefer und hatte einen schottischen Akzent. »Ich habe O’Donnell nicht umgebracht«, sagte er, was nicht unbedingt eine Antwort auf meine Frage war.
    »Ich bin nicht schutzlos«, stellte ich leise fest und achtete darauf, dabei nicht herausfordernd zu klingen. »Mich zu töten wird einen Krieg mit den Werwölfen zur Folge haben«, fuhr ich fort. »Nemane weiß alles darüber.«
    Er schüttelte den Kopf von einer Seite zur anderen, wie ein Sportler, der die Muskeln an seinem Hals streckt. Sein Haar war jetzt länger, dachte ich, und es klang feucht, wenn er sich bewegte.
    »Nemane ist nicht mehr, was sie einmal war«, sagte er. »Sie ist schwach und blind und gibt sich zu viel mit Menschen ab.« Er holte Luft und wuchs. Als er damit fertig war, war sein Umriss etwa einen Fuß größer als der jedes Menschenmannes, den ich je gesehen hatte, und beinahe so breit wie hoch. Meine Augen passten sich allmählich an die Lichtverhältnisse an, und ich konnte sehen, dass das nicht die einzige Veränderung darstellte.

    »Der Ruf nach deinem Tod wurde weitergegeben«, sagte er. »Wirklich eine Schande, dass mir keiner gesagt hat, dass der Befehl zurückgenommen wurde, ehe es zu spät war.«
    Wieder lachte er, und das brachte die Vorderseite der dunklen Ranken zum Beben, die ihn bedeckten wie ein schäbiger Mantel. Seine Lippen waren größer als zuvor, und in der dunklen Höhle seines Mundes schimmerten lange, helle Zähne. »Es ist so lange her.« Seine Stimme war feucht und matschig. »Menschenfleisch ist so angenehm auf der Zunge, und ich hatte so lange keins mehr, dass meine Gedärme danach schreien.« Es klang wie ein rauer Winterwind, als er mit einem einzigen Sprung über den Fahrweg setzte. Ich war in Kojotengestalt und raste, so schnell ich konnte, die Straße entlang, bevor er landete. Kleidungsfetzen fielen hinter mir auf den Boden. Ich stolperte einmal, als mein Fuß sich im BH verfing, aber dann rollte ich mich vorwärts ab und wurde den BH los.
    Er hätte mich in diesem Moment erwischen können, aber ich denke, er genoss die Jagd. Das muss auch der Grund gewesen sein, wieso er nicht zurücklief und den Porsche holte. Es hätte ihn vielleicht eine Minute gekostet zu schrumpfen, damit er hineinkommen konnte, aber das Auto war erheblich schneller als ich, und ich konnte nicht ewig weiterlaufen.
    Ich musste auf der Straße bleiben, bis sie den Kanal überquerte. Zum Springen wäre es zu weit gewesen, und ich wollte mich auf keinen Sprung einlassen, wenn ein Wasserwesen hinter mir her war.
    Sobald ich am Kanal vorbei war, schoss ich die Straße entlang, die parallel dazu verlief und rannte auf den Fluss
zu. Hinter dem ersten Haus sprang ich über den Zaun und raste über das Feld. Bis ein Hund mich bemerkte und zu bellen begann, war ich schon auf dem übernächsten Feld und eilte durch Gras, das höher war als ich. Nach einer halben Meile wurde ich langsamer.
    Der Boden war weich, und es gab Pferde und Kühe auf den Feldern. Ein Esel jagte mich über seine Koppel und wollte mir nichts Gutes, aber ich rannte wieder schneller, bis ich die Einzäunung hinter mir hatte. Pferde interessieren sich überwiegend nicht für Kojoten, ebenso wenig wie Kühe. Hühner laufen davon, aber Esel hassen uns.

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