Mercy Thompson 05 - Zeichen des Silbers-korr-iO
regeln.«
Ich schaute zu Sam. »Zwei Verwandlungen sind schlimm, wenn es Gewebeschäden gibt, richtig? Es heilt falsch.« Das menschliche Ohr, das ich sehen konnte, war vernarbt, genauso wie Adams gesamter Kopf ab den Augenbrauen aufwärts. Er musste ein nasses Handtuch oder irgendetwas über dem Kopf gehabt haben, um sein Gesicht zu schützen, aber irgendwann war es nach unten gerutscht und hatte seine Kopfhaut nicht mehr bedeckt.
Sam seufzte.
Der Arzt hatte fasziniert Mary Jos Geschichte gelauscht - ich würde wetten, dass er auch Seifenopern schaute. »Es tut mir leid«, meinte er aufrichtig. »Wenn Sie keine Möglichkeit haben, ihn zu bändigen, kann ich ihn hier nicht behandeln. Ich werde meine Belegschaft nicht in Gefahr bringen.«
»Können wir trotzdem einen Raum haben?«, fragte ich. Die Zeit war nicht auf unserer Seite. Wir konnten ihn zurückbringen in sein Haus und uns dort um ihn kümmern... Aber nachdem Mary Jo mich an die Gefahr erinnert hatte, in der er verwundet in der Mitte seines Rudels schweben würde, wollte ich ihn wirklich nicht dorthin zurückbringen und ihm noch mehr wehtun.
Sam fing meinen Blick ein und schaute demonstrativ auf die Tür des Raums, aus dem ich ihn damals geholt hatte.
Ich schaute wieder zu dem Arzt. »Ein echtes Zimmer wäre gut. Können wir den Röntgen-Lagerraum benutzen?«
Der Doktor runzelte die Stirn, aber Jody eilte mir zur Hilfe. »Das ist Doc Cornicks Mercy«, sagte sie. »Sie ist mit Adam Hauptman zusammen, dem Rudelalpha.«
»Der auf meinem Schoß liegt«, erklärte ich ihnen. »Es tut mir leid. Wäre es irgendjemand anders als Adam, könnten wir sicherstellen, dass das Personal nicht in Gefahr ist - aber Adam ist der Einzige, der zuverlässig alle unter Kontrolle halten kann. Sie haben Recht damit, Ihre Leute nicht in Gefahr zu bringen. Aber ich habe ein paar Wölfe hier - Mary Jo ist Rettungssanitäterin -, und wir können es auch allein schaffen. Wenn es nicht so dringend wäre, würden wir ihn einfach nach Hause bringen. Aber wenn wir nicht bald etwas unternehmen, werden Narben zurückbleiben.«
Seine Füße waren am schlimmsten. Völlig menschlich und... Ich konnte Knochen unter der geschwärzten Haut sehen. Er war bewusstlos, völlig verschwitzt und ungefähr viermal bleicher als normal.
»Was benötigen Sie?«, fragte Fournier.
»Eine Bahre«, sagte Mary Jo. Sie schaute zu Sam, als würde sie darauf warten, dass er die Show übernahm. Dann ging ihr auf, dass er hier auf keinen Fall zeigen durfte, dass er ein Werwolf war. Ich hatte nicht das Gefühl, dass sie das wahre Ausmaß von Samuels Problem verstanden hatte. Sie drehte sich einfach zu dem Arzt um und fing an, medizinisches Kauderwelsch von sich zu geben.
Eine Rollbahre erschien, und Ben hob Adam von meinem Schoß. Unzählige Krankenhausangestellte tauchten auf und räumten die Kisten aus dem Röntgen-Lagerraum - mit sehr wenig Achtung vor der bestehenden Ordnung. Irgendwer würde sich später darüber aufregen. Dr. Fournier wurde in den dritten Stock gerufen und verschwand mit derselben kontrollierten Effizienz, mit der er alle Situationen zu meistern schien - inklusive Werwölfen in seiner Notaufnahme.
Als der Raum leer war, hatten wir, wenn auch knapp, genug Platz für uns alle, die Bahre und das Tablett mit medizinischen Instrumenten, das Jody uns brachte.
»Fournier ist nicht so gut wie Doc Cornick, wenn es knifflig wird.« Jody schenkte mir einen scharfen Blick, als Mary Jo und Ben Adam in die Mitte des kleinen Raums schoben. Ich fragte mich, ob sie wohl darüber nachdachte, wie viele Werwölfe ich anscheinend kannte, und das mit dem Wissen verknüpfte, dass ich Samuels Mitbewohnerin war. Aber selbst wenn es so war, schien sie bei dem Gedanken an all die Werwölfe, die gerade hier waren, nicht hysterisch zu werden, also würde sie vielleicht ihre Vermutungen für sich behalten.
»Fournier wurde nicht verletzt«, sagte ich. »Er hat die Lage nicht verschlimmert. Das reicht mir.«
»Brauchen Sie Hilfe?«, fragte sie mutig.
Ich lächelte sie an. »Nein. Ich glaube, Mary Jo kommt allein zurecht.« Mir wären Jody und der Arzt lieber gewesen, aber ich ging nicht davon aus, dass Adam mir dafür danken würde, wenn ich Menschen in Gefahr brachte. Wie Jody wäre mir auf jeden Fall Samuel lieber gewesen... der verschwunden war.
»Der Raum ist nicht steril, aber es klingt, als würde das keine große Rolle spielen.«
»Nein«, erklärte ich Jody geistesabwesend. Wohin war Sam verschwunden?
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