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Meridian - Flüsternde Seelen

Meridian - Flüsternde Seelen

Titel: Meridian - Flüsternde Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amber Kizer
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Bodie laut.
    Ich winkte ihm zu. Tens und ich duckten uns tiefer in die Schatten, nur für den Fall, dass man im Haus seine Stimme gehört hatte.
    Mini jaulte. Custos bellte zur Antwort und begrüßte Bodie, indem er ihm sabbernd das Gesicht ableckte.
    »Du solltest nicht hier draußen herumlaufen.« Ich klang, als wäre ich die Mutter des Kleinen.
    »Ich habe mich verdrückt. Die alten Leute sind alle dabei, zu sterben.« Bodie rang nach Atem. Seine Beinchen hatten sich so angestrengt, uns einzuholen, dass er eine Weile brauchte, um die Wörter sinnvoll aneinanderzureihen.
    »Was soll das heißen, alle alten Leute …?«
    »Sterben. Alle auf einmal.« Er nickte, immer noch keuchend.
    »Atme erst mal richtig durch, bevor du redest«, wies Tens ihn an und lehnte sich an einen Baum, als ob wir alle Zeit der Welt hätten und eine überraschende Begegnung mit einem Grundschüler etwas völlig Normales wäre.
    Mini wickelte sich um meine Beine und streckte die Krallen aus, um ihren Rücken zu recken. Doch ich spürte nicht, dass sie mir göttliche Informationen übermittelte. Sie miaute kläglich. Vielleicht bildete ich es mir ja nur ein, aber sie klang, als sei sie ziemlich unzufrieden mit mir.
    Bodie kniete sich ins Gras. »Mini hat gesagt, dass du zurückkommen musst.«
    »Zurück?«
    »Ja, zum Haus. Alle Alarmglocken haben geläutet. Kurz nachdem du weg warst, ist es losgegangen.« Seine Augen weiteten sich.
    Ich warf Tens einen Blick zu.
    »Und deshalb will Mini, dass du zurückkommst und dich ins Haus schleichst, bis für Juliet keine Gefahr mehr besteht.«
    »Oh …«
Jetzt spricht die Katze auch mit Bodie. Was stimmt nur nicht mit mir?
    »Nein«, fiel Tens mir ins Wort.
    »Wir können nicht …« Ich schüttelte den Kopf.
    »Ihr müsst aber«, beharrte Bodie.
    Mini unterstrich das mit einem Miau. Bodie rappelte sich auf und lief mit ihr in Richtung Dunklebarger. »Los, kommt!« Sein Befehlston wollte nicht zu seiner winzigen Gestalt und den viel zu großen Augen passen. »Beeilt euch!«
    »Merry, du kannst nicht.« Als ich ihm folgen wollte, hielt Tens mich am Arm fest.
    »Alles bestens. Mit Seelen, die bereit sind, kann ich umgehen.«
    Er nickte schicksalsergeben.
    Tens und ich rannten hinter Bodie her bis zur Rückseite des Hauses. Bodie duckte sich unter einer hohen Rankenhecke durch.
    »Fasst sie nur nicht an«, sagte er über die Schulter gewandt. Für den kleinen Jungen war es kein Problem gewesen, sich hindurchzuzwängen. Ich hatte da schon größere Schwierigkeiten, und Tens hätte es beinahe nicht geschafft.
    Bodie sah uns bei unseren Bemühungen zu. »Entschuldigt, aber das ist der kürzeste Weg zum Haus.« Ranken wickelten sich um meinen Hals und meine Arme und krochen mir wie juckende Finger unters Hemd. Ich wehrte mich gegen sie, als ob sie lebendige Gegner wären. Sie schienen sich, anders als reglose Pflanzen, selbsttätig zu bewegen. Ich erschauderte.
    Wir warteten in der Dunkelheit vor der Küchentür an der Rückseite des Gebäudes. Auf Bodies hektisches Winken schlichen wir uns hinein.
    »Wir müssen wahnsinnig sein«, murmelte Tens.
    Als wir durch eine Küche, ausgestattet mit Gerätschaften aus dem letzten Jahrhundert, schlichen, hörten wir über unseren Köpfen Geschrei und Fußgetrappel.
    »Hier rein.« Bodie scheuchte uns zur Treppe, öffnete eine kleine Tür und schob uns in einen überfüllten Lagerraum. »Geht ganz nach hinten durch. Nico holt euch, wenn die Luft rein ist. Geht weiter.« Er drückte mir eine Taschenlampe in die Hand, winkte uns in die Kammer und schloss die Tür hinter uns.
    Ich konnte mich der Frage nicht erwehren, ob es sich um eine Falle handelte, schaltete die Taschenlampe ein und reichte sie Tens. Er drängte sich an Stapeln von Toilettenpapier und Papierhandtüchern vorbei. »Da ist eine Matratze«, flüsterte er.
    »Tens?« Es stellte mir die Nackenhaare auf. »Ich muss mich setzen.« Ich fühlte mich, als hätte ich bei hundert Stundenkilometer den Kopf aus dem Autofenster gehalten. Die Welt rauschte an meinem Gesicht vorbei, und ich stand plötzlich an einem erleuchteten Sommerfenster.
    »Hallo, Liebes.« Meine Tante erschien neben mir. Als sie mich umarmte, spürte ich ihren festen Körper und roch ihre nach Apfelblüten duftende Seife und ihren berühmten Schokoladenkuchen.
    Erschrocken legte ich die Arme um sie. »Kann ich dich hören?«, fragte ich. Wir wurden von sechs älteren Männern und Frauen umringt, die immer lebensechter wurden, als würde mit

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