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Merlin und die Feuerproben

Merlin und die Feuerproben

Titel: Merlin und die Feuerproben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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Sehnsüchte, Leidenschaften, Kümmernisse und Freuden zu fühlen   –, sondern um ihn zu besitzen. Über ihn zu verfügen.«
    »Rhita Gawr.« Ich griff an meine schmerzende Narbe.
    »Ja. Rhita Gawr. Er schickte seine Geisterkrieger in die Klippen, damit sie die Hirschmenschen verjagten und alle vergifteten,
     die zu bleiben wagten. Dann riss er den Carpet Caerlochlann an sich. Es heißt, als an diesem Tag die Sonne aufging, war sie
     so von Kummer erfüllt, dass sie es nicht ertragen konnte, zurückzukehren. Deshalb herrschte von diesem Moment an Dunkelheit
     in ganz Fincayra.«
    Wellen fluteten an die Küste, eine nach der anderen, fast klatschten sie an unsere Füße. Zwei Kormorane flogen aus dem Nebel
     und schlugen laut mit den Flügeln, bevor sie in den Untiefen planschten. Einer von ihnen tauchte den ganzen Hals ins Wasser
     und kam mit einem zappelnden grünen Fisch im Schnabel wieder hoch. In den goldenen Sonnenstrahlen blitzte der Fisch wie ein
     lebendiger Smaragd.
    »Jetzt gibt es Sonnenlicht«, sagte ich leise.
    »Jetzt ja. Weil der große Geist Dagda Rhita Gawr entgegentrat und den Teppich der Geschichten zurückholte. Niemand weiß, wie
     es ihm gelang, aber es heißt, dass er etwas schrecklich Wertvolles aufgeben musste – einige seiner kostbaren Kräfte   –, damit er ihn bekam.«
    Eine neue Art von Kälte überfiel mich, sie drang tiefer als die Haut unter meiner nassen Tunika. »Und wasmachte Dagda mit dem Teppich, nachdem er so teuer dafür bezahlt hatte?«
    Hallia wandte mir die runden Augen zu. »Er gab ihn weg.«
    »Was tat er?«
    »Er gab ihn weg.« Sie schaute zum schlafenden Meer, das hinter dem dampfenden Vorhang verborgen lag. »Zuerst benutzte er die
     Spur eines Kometen als Nadel und zog alle Fäden der Geschichte auf. Dann verwob er sie mit eigenen Fäden, die teils aus Luft
     und teils aus Wasser bestanden. Als er schließlich fertig war, enthielt das neue Gewebe die ganze Magie der gesprochenen Worte
     und mehr. Es war nicht ganz Luft und nicht ganz Wasser – aber etwas aus beidem. Etwas dazwischen. Etwas namens   …«
    »Nebel«, ergänzte ich.
    Sie nickte. »Dann gab Dagda den magischen Nebel den Bewohnern dieser Insel. Er hüllte die ganze Küste damit ein, so dass jeder
     Strand, jede Bucht, jeder Meeresarm seine geheimnisvollen Dämpfe berührt. Und damit jeder Atemzug an diesen Küsten sich mit
     seiner Magie vermischt.«
    Schüchtern hob sie die Schultern. »So also wurde in den Erzählungen meiner Sippe Fincayras ewiger Nebel geboren.«
    Wir schwiegen einen langen Moment. Eine Möwe schrie über uns, Muscheln sprudelten bei den Flutlachen. Sonst hörten wir nur,
     wie die Wellen an den Strand klatschten und den schwarzen Sand aufsaugten, wenn sie ins Meer zurückströmten. Dann verschwand
     die sinkende Sonne hinter einer Wolke und ich schauderte.
    Hallia betrachtete mich prüfend. »Du frierst.«
    Wieder ein Schauder. »Und ich bin nass. Was ich wirklich brauche, ist ein Feuer. Nur ein kleines. Was meinst du, wenn wir
     etwas von diesem Treibholz sammeln   …«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf, dass die braunen Haare wehten. »Es lockt
sie
an.«
    Ich riss die Augen auf. »Geister?«
    Sie schaute zu den Klippen hinüber, die noch dunkler als zuvor aufragten. »Vielleicht sind sie verschwunden. Es ist viele
     Jahre her. Trotzdem   … es macht mir Angst.«
    »Ein kleines Feuer, sonst nichts.« Ich schwenkte die Arme. »Nur damit ich trocken werde.«
    »Nun   … wenn es sein muss.«
    Ohne ein weiteres Wort lasen wir Treibholz auf. Weiter oben am Strand über den Muschelkolonien fand ich altes Tanggewirr,
     das zu einer Masse aus spröden Halmen getrocknet war. Fröstelnd zog ich es mit den Fingern zu einem groben Nest auseinander.
     Dann schlug ich zwei scharfe Steine über diesem Anfeuermaterial zusammen und versuchte Funken zu erzeugen. Die ersten landeten
     nicht in dem Nest, sondern auf dem nassen Sand. Schließlich traf ein Funke einen Halm. Vorsichtig blies ich darauf und brachte
     ihn zum Brennen. Endlich stieg eine dünne Rauchfahne auf.
    Es dauerte nicht lange, da wärmten wir uns an den knisternden Flammen. »So sehr ich auch meine Hufe vermisse«, sagte ich,
     »Hände können nützlich sein.«
    Hallia nickte ernst. »Eremon sagte oft, den Hufen verdanken wir Schnelligkeit, den Händen Musik.«
    Ich dachte an meinen eigenen unglücklichen Versuch, Musik zu machen – es schien schon so lange her zu sein   –, und verzog das Gesicht. »Manchen Händen

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