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Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Titel: Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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die freie Hand. »Versuch nicht aufzustehen! Du sollst unten bleiben, niedriger als
     ich. Und greif nicht noch einmal nach deinem Stock.«
    Sie beugte sich zu mir, die Muschelohrringe klirrten. »Ein Stock sein gefährlich, weißt du. Selbst in den Händen eines Möchtegernzauberers
     wie du, Merlin.«
    Ich schnappte nach Luft. »Woher kennst du meinen Namen?«
    Sie kratzte sich an der großen Nase. »Niemand kennt deinen wirklichen Namen. Noch nicht mal du, das sein klar.«
    »Du hast mich Merlin genannt.«
    »Ja«, sagte sie mit einem schnaubenden Lachen, das die Fackeln in der Höhle heller leuchten ließ. »Und du kannst mich Urnalda
     nennen. Aber keins sein ein richtiger Name.«
    Ich runzelte verwirrt die Stirn und versuchte es erneut. »Woher wusstest du, dass du mich Merlin nennen sollst?«
    »Aha!« Die weißen Muscheln klirrten, als sie nickte. »Das sein eine bessere Frage.« Sie hob einen dicken Zeigefinger und berührte
     damit einen Ohrring. »Die Muscheln haben es mir gesagt. Genau wie eine Muschel dir ein paar Dinge sagte, aber du sein zu eigensinnig,
     um einige davon zu hören.«
    Ich rutschte auf dem harten Steinboden hin und her.
    »Nicht nur das, du sein ein Eindringling.« Urnalda schwenkte die Arme, deren Schatten über die Wände flackerten. »Und Eindringlinge
     hasse ich so!«
    Bei diesen Worten griffen mehrere Zwerge nach ihren juwelenbesetzten Dolchen. Einer mit einer zackigen Narbe auf der Stirn
     lachte kurz auf. Das Geräusch hing sekundenlang in dem unterirdischen Raum. Urnalda strich über ihren Stock und betrachtete
     mich lange. »Trotzdem könnte ich mich entschließen dir zu helfen.«
    »Wirklich?« Ich schaute zu den Zwergen, die enttäuscht seufzten. Dann dachte ich an meine Erfahrung mit dem Schwindler vom
     See und wurde plötzlich misstrauisch. »Warum solltest du mir helfen?«
    Sie schnaubte. »Weil du vielleicht eines Tages, wenn du erfolgreich sein, einen Hut wie den meinen tragen könntest.«
    Verständnislos betrachtete ich ihren spitzen Hut genauer. Seine Spitze hing auf eine Seite. Weiter unten waren Dutzende winziger
     Löcher eingestanzt, durch die Urnaldas rote Haare quollen. Bis auf die silberne Stickerei, die hübscher hätte sein können,
     wenn sie Sterne und Planeten statt Runen dargestellt hätte, war es einfach der lächerlichste Hut, den ich je gesehen hatte.
     Warum sollte ich mir je einen solchen Hut wünschen?
    Die Zwergin kniff die Augen zusammen, als könnte sie meine Gedanken lesen. Mit tieferer Stimme als bisher erklärte sie: »Das
     sein der Hut eines Zauberers.«
    Ich zuckte zusammen. »Ich wollte dich nicht beleidigen.«
    »Das sein eine Lüge.«
    »Nun gut. Es tut mir Leid, dass ich dich beleidigt habe.«
    »Das sein wahr.«
    »Bitte, wirst du mir helfen?«
    Urnalda klopfte nachdenklich auf ihren Stock, bevor sie schließlich eine einsilbige Antwort gab. »Ja.«
    Ein schwarzbärtiger Zwerg neben dem Thron murrte ärgerlich. Blitzschnell drehte sie sich zu ihm und hob die Hand, als wollte
     sie ihn schlagen. Er erstarrte. Langsam ließ sie die Hand sinken – zugleich sank der Bart von seinem Gesicht. Er schrie auf
     und bedeckte seine nackten Wangen mit den Händen. Die anderen Zwerge johlten und lachten schallend und deuteten auf den Bart
     am Boden.
    »Ruhe!« Urnalda schüttelte sich wütend und brachte dabei die Muschelohrringe und den Thron auf dem Sims zum Beben. »Das wird
     euch lehren meine Entscheidungen anzuzweifeln!«
    Sie wandte sich wieder an mich. »Ich werde dir helfen, weil du immer noch alle Schwierigkeiten überwinden und überleben könntest.«
     Listig blinzelte sie mir zu. »Und wenn ich dir jetzt helfe, hilfst du vielleicht eines Tages mir.«
    »Das werde ich. Versprochen.«
    Die Fackeln zischten und flackerten, so dass die Felswände zu vibrieren schienen. Urnalda beugte sich vor, ihr Schatten auf
     der gemeißelten Oberfläche hinter ihr vergrößerte sich. »Versprechen sein ernste Dinge.«
    »Ich weiß.« Ich sah sie eindringlich an. »Wenn du mir hilfst die Seele des Beschützens zu finden, dann werde ich das nicht
     vergessen.«
    Urnalda schnalzte mit den Fingern. »Bringt mir eine Leuchtfliege. Und einen Stein mit Hammer und Meißel.«
    Immer noch misstrauisch fragte ich: »Was ist eine Leuchtfliege?«
    »Sein still.«
    Bis auf die knisternden Fackeln hörte man keinen Laut in der Höhle. Mehrere Minuten lang regte sich niemand. Dann stapften
     schwere Stiefelschritte in den unterirdischen Raum und zwei Zwerge

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