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Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Titel: Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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gekränkt, bitte. Ich weise lediglich darauf hin, dass du nur eins tun kannst. Gib auf.«
    Das Blut stieg mir zu Kopf. Ich griff nach meinem Stock und stand auf. »Das, du armseliges Zerrbild eines Spaßmachers, ist
     das Einzige, was ich nicht tun werde! Vielleicht versage ich bei dieser Aufgabe, aber ich werde nicht aus Feigheit versagen.
     Meine Mutter verdient etwas Besseres.« Mit einem Blick auf die mondbeglänzte Wiese vor uns sagte ich zu Rhia: »Komm mit, wenn
     du willst. Das Zwergenreich kann nicht weit von hier sein.«
    Sie holte tief Luft. »Ja, aber es wäre töricht, es jetzt zu suchen. Wir brauchen ein paar Stunden Ruhe. Und Merlin, diese
     Wiese . . . sie ist voller Gefahren. Ich spüre es. Außerdem sind die Zwergentunnel bestimmt versteckt durch das Land, wenn
     nicht durch Zauberei. Es wird schon am Tag schwierig genug sein, sie zu finden.«
    »Gib einfach auf«, drängte Bumbelwy und griff nach weiteren Sternblumen.
    »Nie!«, knurrte ich und wandte mich zum Gehen.
    »Nicht, Merlin!« Rhia streckte die Arme nach mir aus. »Höre nicht auf ihn. Warte aufs Tageslicht. Du könntest dich leicht
     verirren.«
    Am liebsten hätte ich Gift und Galle gespuckt. »Wartet ihr aufs Tageslicht! Ich kann auf mich aufpassen.«
    Ich ging über die Wiese, das hohe Gras raschelte an meiner Tunika. Mondlicht streifte das Land wie leuchtende Krallenabdrücke,
     doch das meiste lag im Schatten. Dann entdeckte mein zweites Gesicht einige Schritte vor mir eine ungewöhnliche, dunkle Stelle.
     Weil kein Fels oder Baum in der Nähe stand und diesen Schatten werfen konnte, wurde mir klar, dass es ein Tunnel oder zumindesteine Grube sein könnte. Ich war nicht so töricht direkt in eine solche Falle hineinzulaufen, also wandte ich mich nach links.
    Plötzlich gab die Erde unter meinen Füßen nach. Ich stürzte in die Tiefe. Bevor ich noch einen Schrei ausstoßen konnte, hatte
     mich pechschwarze Finsternis geschluckt.
    Als ich zu mir kam, lag ich zusammengerollt unter einer schweren Decke, die nach Rauch stank. Jemand trug mich und murrte
     dabei ständig, aber ich hatte keine Ahnung, wer mich schleppte oder wohin. Dicke Seile fesselten meine Arme und Beine, im
     Mund hatte ich einen Knebel. Bis auf das gedämpfte Knurren unter mir hörte ich keinen Laut außer meinem Herzschlag. Ich wurde
     angestoßen und herumgeworfen wie ein Sack voll Korn und fühlte mich benommen und zerschlagen. Meine Marter schien stundenlang
     zu dauern.
    Endlich hörte die Polterei abrupt auf. Ich wurde auf einen Boden aus glattem, hartem Stein gehoben. Dort lag ich mit dem Gesicht
     nach unten und kämpfte gegen mein Schwindelgefühl an. Die Decke wurde weggerissen. Mühsam rollte ich mich herum.
    Eine Versammlung von Zwergen, von denen mir keiner höher als bis zur Taille reichte, starrte mich aus feuerroten Augen an.
     Die meisten hatten zerzauste Bärte, alle trugen juwelenbesetzte Dolche am Gürtel. Sie standen breitbeinig unter einer Reihe
     knisternder Fackeln, hatten die kräftigen Arme über der Brust verschränkt und sahen so unnachgiebig aus wie die Felswände
     um sie herum. Einer mit grau meliertem Bart streckte steif seinen Rücken gerade, und ich vermutete, dass er einer der murrenden
     Zwerge gewesen war, die mich hierher getragen hatten.
    »Schneidet seine Fesseln auf«, befahl eine scharfe Stimme.
    Sofort rollten mich kräftige Hände wieder auf den Bauch und durchschnitten die Seile. Jemand zog mir den Knebel aus dem Mund.
     Ich bewegte die steifen Arme, die ausgetrocknete Zunge und schaffte es, mich aufzusetzen.
    Dann sah ich den Stock auf dem Boden neben mir und griff danach. Ein Zwerg hob den Fuß und trat mir mit seinem schweren Stiefel
     aufs Handgelenk. Ich schrie vor Schmerz, mein Schrei hallte zwischen den Felswänden wider.
    »Nicht so schnell.«
    Es war dieselbe scharfe Stimme. Doch diesmal sah ich, woher sie kam: von einer stämmigen Zwergin auf einem Thron aus Jade,
     mit Juwelenreihen eingelegt, der auf einem Sims über dem Steinboden stand. Sie hatte widerspenstiges rotes Haar, blasse Haut
     und Ohrringe aus baumelnden Muscheln, die klirrten, wenn sie sich bewegte. Ihre übergroße Nase sah fast so gewaltig aus wie
     die von Shim, bevor er ein Riese geworden war. Sie trug ein schwarzes Gewand, mit Runen und geometrischen Zeichen in schimmerndem
     Goldfaden bestickt, und einen passenden spitzen Hut. In einer Hand hielt sie einen Stock, der fast so groß wie meiner war.
    Als ich aufstehen wollte, hob die Zwergin

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